14.04.2021

An Leid erinnern

Der ökumenische Gottesdienst findet in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-kirche statt. Foto: Porter/Pixabay

Berlin (KNA/-haus). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sieht in der für den 18.April geplanten zentralen Gedenkfeier für die in der Corona-Pandemie Verstorbenen einen wichtigen Moment der Ruhe und der Trauer. Er wünsche sich, „dass wir als Gesellschaft innehalten und gemeinsam der Menschen gedenken, die gestorben sind in dieser Zeit, auch wenn die Pandemie noch nicht vorbei ist“, sagte Steinmeier in einem Interview der „Herder Korrespondenz“.
Der Tod in der Pandemie habe eine gesellschaftliche Dimension, Corona habe das Sterben und den Tod verändert: „Das Ausgeliefertsein und die Einsamkeit im Sterben, unsere Verwundbarkeit, die Stigmatisierung durch das Virus, die Unsichtbarkeit des einsamen Todes abseits der betriebsamen Gesellschaft– all das ist mit der Pandemie verbunden“, sagte der Bundespräsident. Die Gedenkveranstaltung im Bundestag wolle an dieses Leid erinnern und sei allen gewidmet, „die unter den Bedingungen der Pandemie sterben mussten“.
Außer der Gedenkfeier ist auch ein ökumenischer Gottesdienst in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche geplant. Zudem rufen die Kirchen am gleichen Tag zu dezentralen Gedenkgottesdiensten in den Gemeinden auf. Der Gottesdienst in Berlin wird ab 10.15 Uhr in der ARD übertragen.
Steinmeier betonte weiter, die Kirchen seien trotz aller Einschränkungen für Gottesdienste und kirchliches Leben in der Pandemie hörbar geblieben und hätten eine wichtige Rolle übernommen. „Sie haben die Seelsorge aufrechterhalten, auch im Krankenhaus, und Familien angesichts des Todes von Angehörigen begleitet.“
Für Johannes Brüseke, katholischer Krankenhausseelsorger am Klinikum Lippe in Detmold und Lemgo, ist die Berliner Gedenkfeier ein wichtiges Symbol in einer extrem belastenden Lage: „Menschen sind traumatisiert, weil sie Angehörige verloren haben, sie haben Momente und Situationen erlebt, die vor Kurzem noch als undenkbar galten. Ihr Leben ist aus der Bahn geraten, sie fühlten sich völlig hilflos.“
Umso bedeutender sei angesichts dieser fundamentalen Verunsicherung die Erfahrung, von Gott getragen zu sein. „Dieser Gottesdienst wird Trost spenden“, ist der Seelsorger sicher. Ebenso wichtig, so Brüseke, sei es, die unzähligen Einzelschicksale in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext zu stellen. Zwar trauere jeder Mensch individuell, aber der Gedanke, dass so viele Menschen dabei vereint seien, könne sehr hilfreich und in so einer Ausnahmesituation eine wertvolle Erfahrung sein: „Ein ganzes Land bekundet seinen Respekt vor den Verstorbenen und ihren Angehörigen!“ Nicht zuletzt sei der Gedenktag eine gute Gelegenheit, an den Einsatz der Pflegekräfte zu erinnern und diesen zu würdigen. 
Zum Gedenken an die Opfer der Corona-Pandemie gilt am 18.April eine bundesweite Trauerbeflaggung.

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