26.02.2021

Die Achtermannsche Pieta im Letmather Kiliansdom

Letmather Nachbildung der Achtermannschen Pieta
(1917, St.Kilian, Kriegergedächtniskapelle). Foto: Cordula Trotier

Letmathe. Der Historiker und Diakon im Pastoralverbund Letmathe, Peter Trotier, hat kürzlich in den „Hohenlimburger Heimatblättern“ seine Forschungen über eine Nachbildung der Achtermannschen Pieta im Letmather Kiliansdom veröffentlicht. 

Zunächst widmet sich der Autor dem aus Münster gebürtigen Bildhauer Wilhelm Achtermann (1799–1884). In Berlin ausgebildet, blieb dem frommen Katholiken die Stadt fremd und er ging nach Rom, wo er Anschluss an die Nazarenerkünstler fand. Er widmete sich der Darstellung religiöser Motive, wobei neben der Kreuzabnahme das Motiv der Pieta in den Mittelpunkt seiner Arbeit rückte. Ein Kontakt ins Domkapitel seiner Heimatstadt vermittelte Achtermann den Auftrag, „seine“ Pieta für Münster zu schaffen. Seit 1849 hatte das beeindruckende Andachtsbild aus Carrara- Marmor seinen unübersehbaren Platz im Paulusdom, bis es mit der Bombardierung Münsters 1943 unterging.

Achtermann legte großen Wert auf die Verbreitung der Pieta, von der es bald im Münsterland, in ganz Westfalen, aber auch darüber hinaus manche Nachbildung gab. Eine kleine Marmorreplik, die der Künstler 1875 selbst schuf, wurde 1876 für Lenhausen im Sauerland erworben. 1884 starb Wilhelm Achtermann in Rom und wurde auf dem Campo Santo Teutonico neben dem Petersdom beigesetzt. Das Friedhofskreuz, vor dem er ruht, ist seine Arbeit. Ein gefasstes Gipsmodell der Pieta hatte Achtermann der Kirche auf dem Campo Santo geschenkt. Es ersetzt heute das zerstörte Original in einer Kapelle des Nordturmes des Domes zu Münster. 

Drastik des Leidens Jesu fehlt

Als 1914 bis 1917 die monumentale Pfarrkirche St. Kilian in Letmathe gebaut wurde, gab es sofort den Plan, die beiden Kapellen im Eingangsbereich dem Beginn und dem Ende des Lebens zu widmen, links als Taufkapelle, rechts als Pieta kapelle. Da das vorhandene barocke Vesperbild für den Raum zu klein war, entschied man sich für eine Nachbildung der Achtermannschen Pieta aus Sandstein in ähnlicher Größe wie das Original. Allerdings nahm sich der Steinmetz im Detail einige Freiheiten, behielt aber das ursprüngliche Motiv der Muttergottes als einer Art Schutzmantelmadonna bei. Auch in Letmathe fehlen die Drastik des Leidens Jesu und die naturalistische Darstellung des geschundenen Körpers. Für Achtermann hatte Jesus den Tod überwunden und konnte zum Vater eingehen. 

Ohne es in der Planung der Pieta kapelle voraussehen zu können, wurde dies der Ort des Gedenkens an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges und später des Zweiten Weltkrieges. Die Namen der Opfer der Kriege stehen an den Wänden der Kapelle unterhalb der Pieta. Und so begleitet die Achtermannsche Pieta ganz im Sinne ihres westfälisch- römischen Erschaffers die Trauer und das Gebet um Frieden der Letmather Katholiken seit über 100 Jahren.

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