06.11.2020

Der Himmel hat’s gesehen

Der Regenbogen als Symbol der Hoffnung. Foto: Cosmic Timetraveler/ unsplash

Es gibt ja diese schöne Anekdote von dem Rabbi, der für sein Leben gern Golf spielt. Seit Wochen hat es geregnet und nun ausgerechnet am Sabbat reißt der Himmel auf. Der Rabbi packt seine Sachen und fährt zum Golfplatz. Oben im Himmel beobachtet der Prophet Elisas die Angelegenheit. Aufgebracht läuft er zu Gott, um ihn auf die Geschichte aufmerksam zu machen. Gott beruhigt und sagt: Keine Sorge, der Rabbi wird seine Strafe erhalten. Und schlägt der Rabbi ab, der Ball fliegt – und landet direkt im Loch. Sensationell, ein Hole-in-One! Elias ist sauer: Und wo bitte ist jetzt die Strafe? Nun, fragt Gott, wem soll er das jetzt erzählen?

Das ist jetzt mal die lustige Variante der Erfahrung des „Keiner hat es gesehen, außer der Himmel“. Es gibt sie natürlich auch in der dunklen Version. Also, dass einem Dinge passieren, die niemand mitbekommt, dass folglich niemand weiß, warum man weint, warum durch den Tag schlurft oder warum man so gereizt ist. Niemand hat es mitbekommen, na ja, und Dinge zu erzählen, hilft manchmal kaum, weil Worte doch nur sehr unzureichend wiedergeben, was geschehen ist und in einem angerichtet hat. Vielleicht gibt es auch keine Worte.

Manchmal tut man auch Dinge und hätte gern, dass es einen Zeugen, einer, der es wohlwollend kommentiert. Der einfach mal sagt: „Mensch, super gemacht!“ Oder: „Das war nicht leicht, oder? Großartig, wie du es hinbekommen hast.“ Ein bisschen Beifall tut doch auch ab und zu ganz gut.

In ungefähr dieser Stimmung fuhr ich neulich übers Land. Monatsgemäß war das Wetter schlecht, es sah aus, als stehe am Ziel der Weltuntergang unmittelbar bevor. Wie es halt im Herbst so ist. Doch dann baute sich seitlich der Straße auf einem Feld ein Regenbogen auf. Vom Boden aus wuchs er in den Himmel und wölbte sich rüber zur anderen Seite. Und wirklich, sowas erwärmt doch des Menschen Herz. Zumal unsereins ja nicht nur eindrucksvolles Wetterschauspiel sieht, sondern auch das alte, biblische Zeichen des Bundes bzw. der Selbstverpflichtung Gottes, die Menschheit auf ewig vor dem Untergang zu bewahren. Das wäre dann die tröstliche Variante von: „Keiner hat es gesehen, außer der Himmel“

Ihre

Claudia Auffenberg

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