11.09.2020

Mit Spannung erwartet

Generalvikar Alfons Hardt als Kuratoriumsvorsitzender und Andreas Kröger als Geschäftsführer präsentierten den Finanzbericht. Foto: Wiedenhaus

Paderborn. Auf diese Zahl hatte man gespannt gewartet: Nachdem das Erzbistum Paderborn im Jahr 2015 zum ersten Mal seinen Haushalt offengelegt hatte, stand die Frage nach dem Vermögen des Erzbischöflichen Stuhles im Raum. Die Antwort hat das Erzbistum jetzt gegeben, indem es auch diese Summe öffentlich machte: Insgesamt beläuft sich das Vermögen des Erzbischöflichen Stuhles auf rund 2,65 Milliarden Euro, verteilt auf sieben Stiftungen.

Generalvikar Alfons Hardt betonte bei der Vorstellung des Finanzberichtes 2019 für diese sieben Stiftungen, dass es nicht um eine Unternehmensbilanz gehe, sondern um die Finanzierung von Seelsorge, Caritas, Bildung und Kultur: „Das Erzbistum steht auf einer soliden finanziellen Basis, mit den Stiftungserlösen können Bereiche und Projekte gefördert werden, die der Bistumshaushalt nicht vorsieht und die sonst unter Umständen aus dem Blick geraten könnten.“

Stiftungen für Seelsorge, Caritas und Bildung

Die „Stiftung Erzbischof von Paderborn“ verfügt über ein Vermögen von rund 177 Millionen Euro. Zu den Aufwendungen gehören der Unterhalt des Dienstsitzes von Erzbischof Hans- Josef Becker, aber auch die Unterstützung einer Jugendwohngruppe in Dortmund. Künftig sollen aus dieser Stiftung die Zahlungen an Missbrauchsopfer erfolgen. Bereits ausbezahlte 550 000 Euro aus dem Haushalt des Erzbistums werden erstattet.

Die übrigen sechs Stiftungen sind mit zweckgebundenen Mitteln für Seelsorge, Caritas, Bildung und Kultur zwischen 250 und 660 Millionen Euro ausgestattet. Die Erträge der Stiftungen bezifferte Geschäftsführer Andreas Kröger für 2019 auf rund 23,7 Millionen Euro. Davon seien rund 9,2 Millionen Euro für die Stiftungszwecke ausgegeben worden und etwa 14,5 Millionen Euro in die Rücklage beziehungsweise Kapitalerhaltungsrücklage geflossen. Die anhaltende Niedrig zinsphase ist der Grund dafür, dass der überwiegende Teil der Erträge den Rücklagen zugeführt wird.

„Zum Verständnis der Stiftungen des Erzbischofs von Paderborn sind drei Dinge wichtig“, hatte der Generalvikar als Vorsitzender des Stiftungskuratoriums erklärt: „Die Stiftungen erzielen Erträge nahezu ausschließlich aus ihren Kapitalanlagen. Für ihre Leistungen können sie nur diese Erträge einsetzen. Das Stiftungskapital selbst muss erhalten bleiben.“

Ab dem Jahr 2000 Finanzen neu geordnet

Nach der Veröffentlichung des Bistumsvermögens 2015 dauerte es noch fünf Jahre, bis die Bilanz für den Erzbischöflichen Stuhl vorlag. Als Rechtsträger ist dieser direkt dem Erzbischof zugeordnet. Seit Jahrhunderten wachsen dem Erzbischöflichen Stuhl Finanzmittel vor allem aus Spenden und Nachlässen zu. Im Jahr 2000 erfolgte unter dem damaligen Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt eine erste Strukturierung dieses Vermögens in drei verschiedene Buchungskreise. Diese wurde dann in jüngerer Vergangenheit den gesellschaftlichen Anforderungen angepasst und 2018 in eine neue Form gegossen: Die sieben Stiftungen sollen mit ihren Kapital erträgen genau definierte Aufgaben fördern – etwa soziale oder kulturelle Projekte. Ein Kuratorium überwacht die Förderpraxis und genehmigt die Anträge.

Mit der nun gefundenen Stiftungsstruktur hat die Erzdiözese laut Hardt und Geschäftsführer Kröger einen Politikwechsel eingeleitet. Eine neue Transparenz mit klaren Förderrichtlinien ermögliche es der Öffentlichkeit nun, auf die Stiftungen zuzukommen und Anträge zu stellen.

Info

Reichstes Bistum?

Schnell kursierte nach der Veröffentlichung der aktuellen Zahlen eine Rangliste der finanzkräftigsten Diözesen in Deutschland – mit dem Erzbistum Paderborn an der Spitze vor München- Freising und Köln. Das ist nach Meinung von Generalvikar Alfons Hardt zu kurz gedacht, der darauf verweist, dass es Bistümer gibt, deren Kirchensteuer- Einnahmen über den Paderbornern liegen.

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