Inklusive Brauerei vor der Schließung

Josefs-Brauerei Bigge setzte Maßstäbe für die Behindertenhilfe in Europa

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Die Josefs-Brauerei wurde 2000 als erste inklusive Brauerei Europas gegründet. Foto: Josefsheim Bigge
veröffentlicht am 09.06.2020
Lesezeit: ungefähr 4 Minuten

Olsberg-Bigge (jon). Die letzte Charge des Josefs-Bieres wird gebraut. Danach wird die Produktion in der ersten inklusiven Brauerei Europas eingestellt. Wenn sich nicht doch noch ein Interessent meldet, wird die Josefs-Brauerei in Bigge, die erste inklusive Brauerei Europas, in der Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten, geschlossen.

Noch im letzten Jahr war die Geschäftsführung des Josefsheimes, das die Brauerei betreibt, zuversichtlich, hatte neue, besondere Produkte auf den Markt gebracht. Dennoch geriet die Brauerei in finanzielle Schieflage. „Der Absatzeinbruch seit dem Corona-Lockdown hat das übrige dazu beigetragen“, erklärt Gerhard Freund, einer der beiden Geschäftsführer des Josefsheimes. Die Ausfälle von Veranstaltungen hätten zu einem massiven Umsatzeinbruch geführt. Auch das Geschäft mit der Befüllung von Getränkeautomaten in Einrichtungen und Betrieben ist zurückgegangen, da diese geschlossen wurden oder Belegschaften ins Homeoffice geschickt wurden. „Zudem haben Beschäftigte unseres Inklusionsbetriebes Anspruch darauf, an allen Arbeitsplätzen individuell gefördert und je nach Grad der Einschränkung unterstützt zu werden“, sagt Freund. „Dies kann aus Finanzierungsgründen nicht mehr adäquat gewährleistet werden.“

Dem Josefsheim bleibe deshalb keine Wahl. „Die Schließung der Josefs-Brauerei ist leider erforderlich und erfolgt bis zum Sommer geordnet und ganz in Ruhe“, erklärt Freund. „Derzeit werden die letzten Josefs-Abfüllungen aus den noch vorrätigen Rohstoffen verarbeitet und das Brauerei-Team arbeitet wie gewohnt vollumfänglich an der Auslieferung.“

In der Josefs-Brauerei arbeiten zehn Beschäftigte mit Behinderungen, sie bilden die Hälfte der Belegschaft. „Diese wurden zu jedem Zeitpunkt in zukünftige Betriebsplanungen mit einbezogen und ab Spätherbst 2020 wurde ihnen eine Rückkehrbzw.einWechsel in einen Werkstattbereich hier auf dem Campus angeboten“, sagt Freund. „Zudem haben einige Kollegen bereits wohlwollende Jobangebote aus der Region erhalten.“

Um eine Weiterführung zu ermöglichen, werde intensiv an einer Lösung gearbeitet, hieß es. Anlass zur Hoffnung gebe es also, denn: „Die Biermarken von Josefs sind hervorragend in Qualität und Geschmack, die sich auf dem kleinen Bierliebhabermarkt etabliert haben“, so die Geschäftsleitung. „Unser Kundenstamm reicht von lokalen Endabnehmern, Szenegastronomie sowie Listings im Portfolio großer Handelskonzerne. Daher besteht durchaus Potenzial, die Biermarke zu erhalten und wettbewerbsfähig aufzustellen.“ Jedoch: „Bisherige vertrauliche Gespräche mit Investoren haben aber bisher zu keinem konkreten Ergebnis geführt.“

Die Josefs-Gesellschaft, zu der das Josefsheim gehört, wurde 1904 vom Priester Heinrich Sommer in Bigge gegründet. Sein Ziel: die Lebensbedingungen junger Menschen mit Behinderung zu verbessern.

2000 wurde die Josefs-Brauerei eröffnet und damit Vorreiter in ganz Europa. 2014 wurden zwei der Josefs-Biere sogar auf einer Fachmesse in Dublin ausgezeichnet.

 

 

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