25.05.2020

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!

Der Geburtstag ist der Tag der Feier, der Rückschau und des Ausblicks. Foto: CB/Pixabay

„Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (Joh20,21), sagte der auferstandene Jesus zu seinen Jüngern und hauchte ihnen den Heiligen Geist ein. Die Geistmitteilung mit der Entsendung der Jünger ist die Geburtsstunde der Kirche.

von Christine Schlichtig

In der Apostelgeschichte beschreibt der Evangelist Lukas die bereits von Johannes dem Täufer (vgl. Apg1,5.8; Lk3,16) und Jesus selbst (Lk24,49) angekündigte Geistausgießung bzw. Geisttaufe der Jünger. Die Jünger sind nach den mehrmaligen Ankündigungen und dem Ostergeschehnis schon in gespannter Erwartung dieses Ereignisses, wenngleich sie nicht wissen, was genau passieren wird. Dann kommt ein Brausen und Getöse vom Himmel her, das auch andere Menschen aus allen Himmelsrichtungen anzieht. Die Bewohner Jerusalems werden Zeugen, wie Gottes Geist (hebräisch: ruach mit der Bedeutung Wind, Sturm, Hauch, Atem oder auch griechisch: pneuma) in Feuerzungen vom Himmel auf jeden einzelnen Jünger herabkommt. Sodann geschieht das Sprachenwunder, dass jeder den anderen in seiner eigenen Sprache verstehen kann. Der Heilige Geist befähigt zum neuen Reden und Verstehen. Dieser Moment lässt alle Anwesenden staunen, jubeln, sich freuen und zugleich ratlos sein. Es ist spürbar, dass hier etwas geschieht, das nicht von dieser Welt ist. Die göttliche Herrlichkeit, Kraft und Lebendigkeit bricht ein in diese Welt und wird konkret erfahrbare Wirklichkeit, die alle Anwesenden in ihren Bann zieht.

Sprachenwunder

In der Gemeinde in Korinth fragten sich gläubige Christen, woran nun eindeutig zu erkennen sei, dass der Geist Gottes in einem Menschen ist und ob vielleicht die beschriebene Zungenrede ein sicheres Zeichen dafür sein kann. Eine auch heute noch spannende Frage, wie Geisterfüllung sichtbar wird. Paulus verdeutlicht daraufhin, dass es nicht auf die Form, sondern auf den Inhalt beim geisterfüllten Reden und Handeln ankommt. Dabei nennt er verschiedene Gnadengaben, Dienste und Kräfte, die ebenso wie der Heilige Geist, Jesus Christus und Gott Vater bei aller Verschiedenheit eine untrennbare Einheit bilden. So gibt es die eine Sendung der Kirche, den einen Leib Jesu Christi und zugleich die vielen Glieder, die unterschiedliche Charismen haben und verschiedene Dienste tun, aber alle in ihrer Besonderheit wichtig sind und gebraucht werden.

Zurückschauen

An einem Geburtstag schauen wir gerne zurück auf das, was war. Davon ist immer ein Teil gut und ein anderer nicht. Grundsätzlich wollen wir das Gute bewahren und neue Aufbrüche wagen. Der Kirche ist an ihrem Geburtstag zu wünschen, dass sie innehält und nachspürt, ob ihr Bekenntnis heute noch gut verstanden wird und ob sie dieses gottgemäß, lebensnah und auch in Krisenzeiten dienlich und entsprechend geisterfüllt verkündet und lebt. Dabei ist jede und jeder Einzelne von uns aufgerufen, immer wieder den Inhalt der eigenen Sendung und ihre Realisierung zu überprüfen und gegebenenfalls nachzujustieren, wo es noch nicht so recht passt. Hierbei und vor allem, wenn es einmal schwierig ist, dürfen wir immer darauf vertrauen, dass die Kirche und alle ihre Gläubigen stets getragen werden von der belebenden Kraft des Heiligen Geistes.

 

Info

Gnadengaben des Heiligen Geistes

Paulus spricht von den verschiedenen Gnadengaben (griechisch: charismata), die alle dem einen Geist entspringen. Bei den Charismen handelt es sich um die ganz spezifischen Geistbegabungen eines jeden Getauften, die beim persönlichen Lebensvollzug, zum Wohl der Gemeinde und im Dienst an der gesamten Kirche eingesetzt werden sollen. Sie sind ein Gnadengeschenk, das meist erst im größeren Zusammenhang mit anderen Charismen seine volle Kraft und Fülle entfalten kann und in einem Wechselspiel mit der hierarchischen Ordnung der Kirche steht. Die charismatische Vielfalt und die einende Kraft des Heiligen Geistes lassen die Kirche als pilgerndes Volk Gottes die Geistes-Gegenwart Gottes in unterschiedlichen Zeiten und Situationen immer wieder neu erfahren. Dabei ist auch eine Offenheit für den geistgewirkten Wandel oder das Auftreten neuer Charismen wichtig.

 

Zur Autorin

Christine Schlichtig studierte kath. Religionslehre, Germanistik und Kunst in Paderborn und Rom. Derzeit promoviert sie im christlich-muslimischen Dialog.

 

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