20.03.2020

Intensiver Dialog hat Tradition

Schwester Diana aus Riga fotografiert den Tabernakel in der Kirche. Foto: Theresa Meier7Bonifatiuswerk

Paderborn/Hardehausen. Im protestantisch geprägten Nordeuropa steht die katholische Kirche vor vielen Herausforderungen. Die Diaspora-Situation bietet aber auch Chancen. Um die Frage, wie sie genutzt bzw. bewältigt werden können, ging es bei der Frühjahrsvollversammlung der Nordischen Bischofskonferenz (NBK) in Paderborn. Eingeladen hatten Erzbischof Hans-Josef Becker und das Bonifatiuswerk. Enge freundschaftliche Verbindungen der nordischen Bischöfe nach Paderborn bestehen bereits seit dem Jahr 1974, seit dem das Bonifatiuswerk die nordeuropäischen Katholiken solidarisch unterstützt.

„Ohne diese Hilfe wäre lebendiges Glaubensleben in den nordeuropäischen Ländern nicht möglich. Die Sorge der deutschen Katholiken um uns ist für uns ein Segen.“ Mit diesen Worten dankte der Vorsitzende der NBK und Bischof von Kopenhagen, Czeslaw Kozon, während eines Empfangs im Paderborner Rathaus, bei dem sich die Bischöfe ins Goldene Buch der Stadt eintrugen, für die langjährige Unterstützung. Es sei für die Katholiken in Nordeuropa ein wichtiges Zeichen, dass die katholische Kirche in Deutschland die Belange der Diasporakirchen stets im Blick habe.

Dass diese Beziehung keine Einbahnstraße ist, machte der Präsident des Bonifatiuswerkes, Heinz Paus, deutlich: „Wir alle sind aufeinander angewiesen und nur gemeinsam und vereint können wir als Christen etwas zum Gemeinwohl aller beitragen, und das auch über Ländergrenzen hinweg.“

Seit 170 Jahren

„Seit 170 Jahren geht der Blick von Paderborn in die Diaspora auf unsere Glaubensbrüder und -schwestern. Gemeinsam sind wir auf den Spuren des heiligen Bonifatius unterwegs und setzen so ein Zeichen der Solidarität und der Wertschätzung für die internationale Zusammenarbeit, die von Paderborn ausgeht“, würdigte der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Monsignore Georg Austen, die verlässliche Zusammenarbeit.

Das katholische Leben im Erzbistum lernten die Bischöfe unter anderem bei Besuchen in Corvey und im Jugendhaus Hardehausen kennen, wo sie gemeinsam mit Mentoren des Praktikantenprogrammes des Bonifatiuswerkes zu Gast waren.

Schwester Diana von den Dominikanerinnen, einer kleinen Ordensgemeinschaft in Riga, bewunderte die Arbeit des Jugendhauses, die in dieser Form in Riga gar nicht möglich wäre. „Die Voraussetzungen sind bei uns natürlich ganz andere, denn wir leben in einer Minderheitensituation.“ So wären auch die finanziellen Mittel in dem Maße nicht da. Deswegen sei auch die Hilfe des Bonifatiuswerkes so wichtig, um den Austausch über den Glauben, auch unter Jugendlichen, zu ermöglichen.

Dankbar für Austausch

„Der gegenseitige Austausch– auch in Form von regelmäßigen Treffen– mit unseren Freunden aus dem Bonifatiuswerk ist für uns sehr wichtig. Meine Mitbrüder der Nordischen Bischofskonferenz (NBK)– und auch ich persönlich– sind dankbar dafür, dass wir sehr viel vom katholischen Leben hier vor Ort kennenlernen dürfen. Diese Treffen sind sehr wichtig, um in einen intensiven Dialog miteinander zu treten und um zugleich von den Erfahrungen der anderen zu lernen“, sagte Kardinal Anders Arborelius aus dem Bistum Stockholm.

Die Situation der Katholiken innerhalb der NBK stelle sich gänzlich anders dar als die der Katholiken im Erzbistum Paderborn. Gerade in den Ländern Finnland, Dänemark und Island zeige sich eine sehr angespannte finanzielle Situation. Zwar erlebe die Kirche einen erfreulichen Anstieg der Katholikenzahlen durch wachsende Migration, diese bringe jedoch auch Herausforderungen mit sich. Häufig mangele es an der kirchlichen Gebäude- und Infrastruktur. Gerade der Blick nach Schweden verdeutliche die Herausforderungen durch den Zuzug der vielen chaldäischen Flüchtlinge, die aus dem Irak kommen. In den skandinavischen Ländern leben mittlerweile 30000 Chaldäer, 25000 davon in Schweden.

 

 

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