Die Rentnerinnenband

Zu Hause ist es langweilig: Deshalb freuen sich vier Delbrückerinnen auf ihren Tag in der Tagespflege

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Sie sind im Tagespflegehaus St. Elisabeth Freundinnen geworden (v. l.): Waltraud Reick, Angelika Schröder, Theresia Holtkamp und Gertrud Jürgensmeier. Foto: Flüter
veröffentlicht am 14.03.2019
Lesezeit: ungefähr 3 Minuten

Delbrück/Sudhagen. Die vier Frauen, die sich jeden Dienstag im Tagespflegehaus St. Elisabeth treffen, sind mittlerweile eine verschworene Runde. Dabei wollte keine von ihnen ursprünglich Gast der Caritas-Einrichtung werden.

von Karl-Martin Flüter

Gertrud Jürgensmeier (94) und Waltraud Reick (79) stecken die Köpfe zusammen. Beide feiern im März Geburtstag und sie wollen deshalb gemeinsam zu einem Frühstück einladen.

„Ein Pfund Mett“ will Waltraud Reick mitbringen, außerdem zehn Eier. „Davon machen uns die Mitarbeiterinnen im Tagespflegehaus bestimmt Rührei“, sagt sie. Der Termin für das Geburtstagsfrühstück ist auch schon geklärt. Es soll ein Dienstag sein. Das ist der Wochentag, an dem Gertrud Jürgensmeier und Waltraud Reick ihre neuen Bekannten im Tagespflegehaus St. Elisabeth treffen.

Gertrud Jürgensmeier, Waltraud Reick, Angelika Schröder und Theresia Holtkamp sind gute Freundinnen geworden. Dabei hätten sie sich beinahe nicht kennengelernt, denn keine der Frauen wollte anfangs Gast in der Tagespflege St. Elisabeth in Sudhagen werden. Sie haben sich nur widerstrebend überzeugen lassen: von den Angehörigen, von Caritas-Mitarbeitern oder schlicht von den Umständen.

„Ich wollte das nicht“, erinnert sich Theresia Holtkamp (77). Aber sie sah ein, dass es alleine zu Hause auch nicht mehr möglich war. Den anderen ist es ähnlich ergangen. Oft ist der Lebenspartner bereits verstorben, die Kinder und Enkelkinder sind bei der Arbeit und in der Schule. Dann bleibt nur das Fernsehen oder die Zeitung. Irgendwann wird auch das langweilig. „Zu Hause ist nichts los“, sagt Gertrud Jürgensmeier.

Der Tag in St. Elisabeth ist eine willkommene Abwechslung. Die Stunden vergehen schnell. Auf das ausgiebige Frühstück folgen Zeitungsrunde und Gymnastik, Denksport und eine Ruhepause nach dem Mittagessen.

Zwischendurch besteht die Gelegenheit, die Ereignisse der vergangenen Woche Revue passieren zu lassen. „Hier können wir uns richtig ausquatschen“, sagt Waltraud Reick. Themen finden sich immer: die eigenen Zipperlein, die Familie oder Land und Leute.

Auch Angelika Schröder (86) hat zunächst gezögert. Doch dann willigte sie ein, das Tagespflegehaus auszuprobieren. „Nach dem Schnuppertag war alles klar“, sagt sie mit Überzeugung. Jetzt kommt sie sogar an zwei Tagen in der Woche. Die Kosten übernimmt zum größten Teil die Pflegeversicherung. Der Service im Haus wird dennoch hochgelobt. Die Mitarbeiterinnen sind, so sagt Gertrud Jürgens­meier, alle „super“.

Entscheidend aber ist, dass die Frauen selbst Spaß daran haben, unter Leuten zu sein und etwas zu unternehmen – so wie beim Geburtstagsfrühstück. Ob es tatsächlich Mett geben wird, muss die Küche noch klären, ansonsten steht der Feier nichts im Wege. Waltraud Reick freut sich, dass sie im Tagespflegehaus auch als Gastgeberin für ihre neuen Freundinnen da sein kann: „Wir sind schon eine tolle Rentnerband.“

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