13.12.2018

Gaudete – freut Euch!

Gaudete – freut euch! Die liturgische Farbe des dritten Adventssonntags ist übrigens Rosa.Foto: AntonioGravante/photocase

Wo Gutes durch uns in Freude geschieht, ist die Nähe des Herrn zu spüren.

von Alois Schröder

„Gaudete in Domino semper.“ So beginnt der Eröffnungsvers der heilige Messe am dritten Advent. Von daher trägt dieser Sonntag den Namen „Gaudete“. „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!“ Worte der zweiten Lesung aus dem Phi­lipperbrief klingen hier an. Der Apos­tel Paulus schreibt diese Verse an die Gemeinde von Philippi (Phil 4,4–7) um 55 aus dem Gefängnis in Ephesus. Unter wahrlich widrigen Umständen und angesichts eines Gerichtsprozesses mit offenem Ausgang, durchaus in Todesangst, ruft Paulus zur Freude auf. Das ist nicht wie das Pfeifen im Wind, sondern Ausdruck seiner festen Überzeugung, dass der Herr ihm nahe ist und ihm zur Seite steht.

Erreicht uns dieser Ruf zur „Freude im Herrn“? Wird er nicht überlagert und übertönt von den vielfachen Klageliedern und Hiobsbotschaften, die uns tagtäglich aus dem persönlichen wie auch politischen und kirchlichen Bereich ereilen? Oder sollte die mancherorts so manisch-­depressive Stimmung auch unter uns Christen ihre eigentliche Ursache nicht darin haben, dass wir zu wenig überzeugt sind, dass Christus, der Herr, uns stets und ständig nah ist? Seit unserer Taufe ist er im Boot unseres Lebens und, seit es Kirche gibt, im Schiff Petri. Papst Franziskus bringt es in seiner unnachahmlichen Art auf den Punkt, wenn er sagt: „Manche Gläubige kommen daher wie eine in Essig eingelegte Peperoni. Christen müssen jedoch Männer und Frauen der Freude sein. Christliche Freude ist ein Geschenk Gottes.“

Freude, die im Glauben an Christus begründet ist, hat Bestand auch und gerade in „winterlichen Zeiten“. Ja, sie beflügelt sogar zu einer positiven Motivation, die das Wort des Apostels Paulus beherzigt und mit Leben erfüllt: „Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe!“ Güte als Kenn- und Erkennungszeichen der Christen und der Kirche, inner- und außerhalb, da besteht offensichtlich zu allen Zeiten Handlungsbedarf! Im Gutsein untereinander und zu allen Menschen ermöglichen und erleben wir die „Nähe des Herrn“. Und das trotz allen nachvollziehbaren Klagens und Lamentierens. Die „Freude im Herrn“ wird und kann sich als Quelle unserer Kraft erweisen.

Im Evangelium dieses Sonntags lesen wir, wie Johannes der Täufer Umkehrwilligen hilft, das Kommen und die Nähe des Messias zu ermöglichen und zu befördern. Er liest ihnen die Leviten, vor allem auch den Zöllnern und Soldaten, die im Dienst der römischen Besatzungsmacht stehen. Sie sollen gefälligst das Böse unterlassen und das Gute tun. Etwa so: mit anderen teilen; ehrlich sein; auf Gewalt verzichten. So wird der Weg frei für den kommenden Messias. So kann er in ihren Herzen und in ihrem Leben Wohnung finden.

„Gaudete in Domino semper!“ Freude im Herrn zu jeder Zeit, in guten und in schlechten Zeiten, steht uns als Kirche und als Christen gut an. Sie muss als Grundtenor allem innewohnen, was wir in der Nachfolge Jesu tun, erleben und erleiden. Eine Freude, in der die Nähe und Gegenwart des Herrn zu spüren ist. Eine Freude, die zu Taten der Liebe, zur Güte allen Menschen gegenüber antreibt und ermutigt; zu einem Glauben, der in der Liebe wirksam wird (vgl. Gal 5,6). Und das nicht nur „alle Jahre wieder“ zur Advents- und Weihnachtszeit!

Denn das gilt für jeden Tag des Jahres: „Nahe wollt der Herr uns sein, nicht in Fernen thronen. Unter Menschen wie ein Mensch hat er wollen wohnen … Tut einander Gutes nur, so wie er geduldig; bleibt um seinetwillen euch nichts als Liebe schuldig …“ (Huub Oosterhuis)

Zum Autor:

Monsignore Alois Schröder war zwei Jahrzehnte Diözesan- und Bundespräses im Kolpingwerk und zuletzt Pastor am Hohen Dom zu Paderborn.

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