03.05.2018

Liebe – nicht nur ein Wort

Bleibt in meiner Liebe! Wenn man schon aufgehalten wird, dann von einem liebevollen Bretterzaun. Foto: geralt / pixabay

Echte Liebe respektiert das Anderssein der anderen.

von Martina Schneider

Ganz schön anspruchsvoll: „Bleibt in meiner Liebe“ und „Liebt einander“. Was haben sich die Jünger gedacht, als sie diese Worte hörten? Na klar, alles kein Problem oder was soll das? Bei Jesus bleiben, das war noch vorstellbar, zu ihm zu gehören, aber den anderen lieben, egal wer das ist. Kaum machbar.

Das Evangelium wird in der Zeit vor Christi Himmelfahrt gelesen und gehört zu den Abschiedsreden Jesu, die der Evangelist Johannes überliefert hat. Jesus fordert seine Jünger auf, mit ihm, aber auch untereinander verbunden zu bleiben. „Bleibt in meiner Liebe“, sagt Jesus zu seinen Jüngern, bleibt mit mir verbunden. So wie Jesus und sein Vater in Liebe verbunden sind, so soll es auch mit den Jüngern sein.

Das Wort „lieben“ und „Liebe“ ist der zentrale Begriff in diesem Evangelium und fordert zu Aufmerksamkeit, Zu- und Widerspruch auf. Liebe und dann noch in Verbindung mit dem Halten von Geboten, das ist fast unmöglich. Für Jesus ist die „Sache“ klar: Die Gebote seines Vaters sind wichtig und er hält diese Gebote, weil hier die besondere personale Verbundenheit deutlich wird. Das, was für Jesus lebenswichtig ist, das soll auch uns Menschen möglich sein: Die Gebote halten und so in der Liebe Jesu bleiben.

Das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe bekommt hier einen tieferen Sinn. Ich kann Gott, den Nächsten und mich selbst lieben, nicht um ein Gebot zu erfüllen, sondern um in Liebe und Freude zu leben.

„Liebt einander“ kann bedeuten, den anderen zu achten, zu respektieren und ihm wohlwollend gegenüber zu treten. Das heißt aber nicht, alles kritiklos hinzunehmen, sondern in einen Dialog zu treten. Das kann eine große Herausforderung sein, führt aber oft zu einem „guten Ende“, wenn beide die Bereitschaft mitbringen, sich darauf einzulassen. Schmerzlich wird es, wenn beide auf ihrem Standpunkt beharren und keinen Schritt aufeinander zugehen. Wie kann ich dann der Forderung Jesu „Liebt einander!“ nachkommen? „Liebt einander“ kann dann heißen, die unterschiedlichen Standpunkte hören und akzeptieren.

Das ist für mich anspruchsvoll und wird nicht immer gelingen. Einen Versuch ist es wert!

Zur Autorin:

Martina Schneider ist Gemeinde­referentin im Pastoral­verbund Siegen-Süd und Projektreferentin im K3-­CityPastoral Siegen.

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