01.02.2018

Verantwortung für die Schöpfung

Mit dem Weltgebetstagsplakat der Künstlerin Sri Irodikromo und surinamischen Produkten luden Miriam Hähnel, Maria Beineke-­Koch, Brigitte Fenner und Susanne Tono (von links) ein, Surinam kennenzulernen und über die Schöpfung nachzudenken.

Lage. In weit mehr als 100 Ländern wird alljährlich am ersten Freitag im März der ökumenische Weltgebetstag gefeiert. Die Konzeption für 2018 stammt von Christinnen aus Surinam. Damit beschäftigten sich rund 50 Frauen verschiedener Konfessionen bei einer Vorbereitungswerkstatt in Lage.

„Gottes Schöpfung ist sehr gut!“, lautet am 2. März das Motto des Weltgebetstages. Es bezieht sich auf die Schöpfungserzählung ganz am Anfang der Bibel. Bei der Vorbereitungswerkstatt im evangelischen Gemeindehaus der Marktkirche in Lage stand das Leben in Surinam, dem kleinsten südamerikanischen Staat mit etwas mehr als einer halben Million Einwohner, im Mittelpunkt. Die Einwohner Surinams haben afrikanische, indische, indigene, javanische, europäische und chinesische Wurzeln. Seit 1975 ist es von den Niederlanden unabhängig, Niederländisch ist nach wie vor die Amtssprache, daneben werden mehr als 20 weitere Sprachen gesprochen. Verschiedene Kulturen und Religionen leben harmonisch zusammen.

Die Pfarrerinnen Brigitte Fenner, Susanne Tono, die evangelische Jugendbildungsreferentin Miriam Hähnel sowie die katholische Religionspädagogin Maria Beineke-­Koch und Kirchenmusikerin Annette Wolf erarbeiteten in Lage zusammen mit den Frauen Gestaltungsmöglichkeiten der Gottesdienste in Lippe. Die Frauen lernten die Gottesdienstvorlage, Liedvorschläge und weitere Materialien kennen. Erörtert wurde ebenfalls die Frage, inwieweit Gottes gute Schöpfung sowohl in Surinam als auch in der eigenen Lebenswelt bedroht ist und was dagegen unternommen werden kann.

In den Vorlagen für den Gottesdienst berichten die Christinnen aus Surinam, dass der Export von Gold und Öl Surinams wirtschaftlicher Motor sei und den größten Teil der Exporterlöse ausmache. Der Preis dafür sei jedoch hoch: Durch den massiven Goldabbau werde das Trinkwasser mit Quecksilber verseucht, und der Regenwald werde gerodet. Soziale Konflikte um Land und Einkommen seien die Folge. Wenn kein Umdenken erfolge, seien die Schäden nicht mehr umkehrbar. Eine Möglichkeit, über die immer mehr diskutiert werde, sei der „sanfte Tourismus“. Man habe erkannt, dass nur eine intakte Umwelt attraktiv sei.Der katholische Bischof von Paramaribo, Karel Choennie, forderte in einem Hirtenwort öffentlich die Politiker zum Handeln auf. Denn nicht nur Flüsse und Fische sind mit Quecksilber belastet, viele schwangere Frauen und Kinder haben bereits Gehirnschädigungen erlitten. Große Sorge bereitet auch der steigende Meeresspiegel. Auf der Suche nach Arbeit verlassen viele Elternteile die Familie. Kinder und Jugendliche bleiben zurück und verwahrlosen im täglichen Überlebenskampf. Viele Teenager-Schwangerschaften führen zum Schulabbruch. Beim Vorbereitungstreffen setzten sich die Teilnehmerinnen in Lage mit der Frage auseinander, was sie an der Schöpfung außerordentlich schätzen, wo und warum sie sie besonders bedroht sehen, und ob die Bedrohungen abzuwenden seien. Einigkeit herrschte darüber, dass der im Schöpfungsbericht erzählte „Herrschaftsauftrag“ ein „Be-Hüteauftrag“ sei. Es gehe um die gemeinsame Sorge für die Schöpfung, gegen eine Überordnung des Menschen über die Natur bzw. gegen eine Herrschaft der Besitzenden über die Beherrschten.

In diesem Zusammenhang wurde auch die Frage diskutiert, welche Möglichkeiten jedes Individuum bzw. Gruppen haben, Handlungen und Geschehnisse zu beeinflussen. Das Ringen um die Erkenntnis der Grenzen und der Möglichkeiten menschlichen Tuns fasste Pfarrerin Brigitte Fenner mit einem Zitat der deutsch-­amerikanischen Psychologin und Psychoanalytikerin Ruth Cohn zusammen: „Ich bin nicht allmächtig, ich bin nicht ohnmächtig, ich bin partiell mächtig.“

Der Eine-Welt-Laden Alavanyo aus Detmold unterstützte das Vorbereitungstreffen mit Produkten aus dem Fairen Handel.Der Weltgebetstag ist die weltweit größte Basisbewegung christlicher Frauen und findet jedes Jahr am ersten Freitag im März in ökumenischer Verbundenheit statt.

0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen