17.11.2016

Taktvoll

Foto: Jens Goetzke / pixelio

Bei Don Camillo und Peppone gibt es eine wunderbare Episode, die allerdings dramatisch beginnt: ein junger Mann aus der Fraktion Peppones stirbt bei einer Straßenschlacht. Sterbend wünscht er sich, dass bei seinem Begräbnis die Glocke läuten möge.

von Claudia Auffenberg

Also macht sich Peppone, der in Wahrheit eben doch ein väterlicher und gottesfürchtiger Mensch ist, auf den Weg zu Don Camillo und trägt ihm den Wunsch vor. Doch Don Camillo lehnt empört ab: Auf Bitten der Kommunisten die Kirchenglocke läuten? Auf gar keinen Fall!

Peppone organisiert eine eigene, riesige Glocke und baut sie auf dem Platz vor der Kirche auf. Nun hat er sich eine billige Glocke andrehen lassen mit einem elend blechernen Klang und dann verschwindet auch noch – auf mysteriöse Weise – der Klöppel. Als nun der Trauerzug über den Platz zieht, schickt zu aller Überraschung und Rührung doch die Kirchenglocke ihre Klage in den Himmel. Oben im Turm steht Don Camillo, der ja in Wahrheit auch ein Mann des Herzens ist, und schlägt die Glocke. Sinngemäß sagt er zu Jesus: „Ist es nicht wunderbar, dass sich der junge Mann im Sterben noch bekehrt und zurück in den Schoß von Mutter Kirche gefunden hat?“ Jesus antwortet ihm: „Konzentrier dich, Camillo, sonst kommst du aus dem Takt.“

Nun ist das keine Geschichte aus dem Evangelium, aber doch erzählt sie eine Weisheit im Sinne Jesu, an die man sich an Tagen wie diesen erinnern möchte: Immer wenn es wesentlich wird – und wenn es um einen Menschen geht, ist es immer wesentlich –, dann also hat jede Ideologie und Besserwisserei ein Ende. Und dann braucht es kein Geschrei, keine Kriegstrommelei, kein Wahlkampfgetöse und Talkshowgeplärre, dann braucht es vor allem Stille und Konzentration. Nur so nämlich kann man hören, welchen Takt der Herr vorgibt, weil dies der Takt ist, der dem Leben dient. (Und es ist wahrscheinlich ein Dreiviertel-Takt.)

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