Wie Fremdheit schwindet

Ein Kommentar von Karl-Martin Flüter

veröffentlicht am 15.09.2016
Lesezeit: ungefähr 2 Minuten

Folgt man der öffentlichen Diskussion, dann ist es nur noch eine Frage, ob der angebliche Fehler, den Angela Merkel im Sepember gemacht hat, nur sie das Kanzleramt kostet, oder ob ganz Deutschland – zumindestens die sogenannte deutsche Leitkultur – nachhaltigen Schaden vom „Ansturm“­ der Flüchtlinge davonträgt.

Nicht mehr diskutiert wird, dass Angela Merkel, anders als man es gemeinhin von Politikern gewohnt ist, eine zutiefst humanitäre Entscheidung getroffen hat, als sie vor einem Jahr den Menschen in Ungarn mitteilte, sie könnten über die Grenze kommen. Die ungarische Regierung, die bis heute darauf stolz ist, hatte die Flüchtlinge unter Missachtung der Menschenwürde so schlecht behandelt, wie es eben ging.

Die katholische Kirche lässt sich den Blick nicht verstellen. Sie steht weiterhin zu der Entscheidung der Kanzlerin und sie kann darauf verweisen, dass sie und viele Kirchenmitglieder tatkräftig Hilfe und Unterstützung für die Flüchtlinge leisten. Papst Franzikus macht immer wieder klar, dass ein Denken nach der Maxime „Das Boot ist voll“ nicht christlich ist.

Wer Flüchtlingen hilft, weiß: Die Fremdheit zwischen alten und neuen Mitbürgern kann schnell schwinden. Man muss allerdings bereit sein, sich aufeinander einzulassen – die Angst vor der Überfremdung erweist sich dann als das, was sie wirklich ist: viel heiße Luft. Dann würde auch deutlich werden, dass wir letztlich alle in einem Boot ­sitzen.

Weitere interessante Artikel auf DerDom.de
04.06.2023

 

 

 

 

Weltdokumentenerbe – Wendepunkte und Weichenstellungen

Das Kinderbuch „Heidi“ von J. Spyri, der Codex Manesse und der Behaim-­Globus sind in das Weltdokumentenerbe aufgenommen worden.

weiterlesen
03.06.2023

 

 

 

 

„Klima-Kleber-Kirche“ – Raus aus der Blase

Was kann die Theologie für das Klima tun? Diese Frage hat sich der ­AStA der Theologischen Fakultät beim „Dies ­Academicus“ gestellt.

weiterlesen
02.06.2023

 

 

 

 

Jetzt die Welt retten – Editorial von Claudia Auffenberg

Wozu bist du da, Kirche von Paderborn, diese Frage hängt immer noch über unserem Erzbistum. Claudia Auffenberg geht dieser Frage in ihrem Editorial nach.

weiterlesen