Friedensgebet blieb friedlich

Veranstalter vom Forum der Religionen lassen sich nicht von der AfD instrumentalisieren

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Vertreter von vielen Religionen und religiösen Konfessionen sprachen vor der Mariensäule in der Paderborner Innenstadt Gebete für den Frieden. Foto: Flüter
veröffentlicht am 19.02.2016
Lesezeit: ungefähr 2 Minuten

Paderborn. Beim Friedensgebet vor der Mariensäule haben die Paderborner nachdrücklich für die Verständigung über alle religiösen und politischen Grenzen geworben – und so den Versuch unterlaufen, das Friedensgebet politisch auszunutzen.

Es war eine Ankündigung der „Alternative für Deutschland“ (AfD), die im Vorfeld für Irritationen gesorgt hatte. Man wolle vor der geplanten AfD-Kundgebung am Westerntor ebenfalls an dem Friedensgebet teilnehmen, hatte die AfD mitgeteilt.

Der Gefahr, von der AfD instrumentalisiert zu werden, entgingen die Veranstalter vom Forum der Religionen mit der Bitte, auf alle politischen Kundgebungen während des Gebets zu verzichten. Daran hielten sich die 500 Teilnehmer, auch die aus den Protestgruppen, die danach zu mehreren Demonstrationen gegen die AfD aufbrachen.

Eine eindeutige Position bezog Bürgermeister Michael Dreier, der im Januar noch kritisiert worden war, weil er nicht an einer Anti-AfD-­Kundgebung teilgenommen hatte. Nach dem Friedensgebet betonten er und Landrat Manfred Müller, auch weiterhin würden Menschen aufgenommen, die aus Not und Elend kommen. Allerdings halte er die neuen Asylregelungen für richtig, hatte Dreier zuvor im Gespräch mit dem „Dom“ erklärt – also die Erweiterung der Gruppe der sicheren Drittstaaten und die neuen Regelungen zum Familiennachzug von Flüchtlingen.

Während die AfD auf ihrer Veranstaltung Dreier und Müller scharf angriff, gab der Bürgermeister bekannt, zusammen mit den Kirchen und Flüchtlingen einen Tag der Kulturen zu planen. Das Friedensgebet endete friedlich: mit dem Gebet der Vereinten Nationen, das alle gemeinsam sprachen.

Karl-Martin Flüter

Stichwort: Forum der Religionen

Das Forum der Religionen in Paderborn entstand 2012 als Plattform für den Austausch und die gemeinsame Arbeit verschiedener Religionen und Konfessionen. Dem Forum gehören die katholische Kirche im Dekanat Paderborn, der evangelische Kirchenkreis Paderborn-Höxter und weitere christliche Kirchen an. Der Islam ist durch die Schura – den Rat der Muslime in Paderborn – vertreten. Das Forum ist offen für alle Regionen. Teilnehmer sind beispielsweise auch Gemeinden und Vertreter der Bahai-Religion, der Sikhs oder der Aleviten. Ziel des Forums ist es, das Wissen voneinander zu fördern, um Vorurteile abzubauen. Das „offene und ehrliche Gespräch“ solle „Brücken“ in die jeweiligen Gemeinden schlagen, heißt es in einer Mitteilung des Forums. Um gemeinsame Anliegen und Positionen in der Öffentlichkeit zu vertreten, lädt das Forum zu Veranstaltungen wie dem Friedensgebet ein. Allerdings wird auch das Forum der Religionen nicht von internen Spannungen verschont. So zog sich die jüdische Gemeinde 2014 aus dem Gremium zurück, nachdem ein Sprecher der Schura den Staat Israel während einer Kundgebung in Paderborn massiv kritisiert hatte.

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