Woran hängt‘s?

Geistlicher Glaubensimpuls

veröffentlicht am 26.02.2016
Lesezeit: ungefähr 2 Minuten

Im Bistum Münster hat ein katholischer Pfarrer um Beurlaubung gebeten. Das ist nicht einzigartig, aber auch nicht alltäglich. Betroffen macht seine Begründung, die er in einem langen Beitrag auf Facebook gibt.

Man kann sie so zusammenfassen: Ihm ist der Sinn seines Priesterseins abhanden gekommen. Seit seiner Weihe erlebt er einen permanenten Niedergang: weniger Gläubige, weniger Priester, weniger Bedeutung der Kirche. Er ist gerne Priester, aber er weiß nicht mehr, wofür. Um Traditionen zu bewahren, die sich längst erledigt haben? Um Gottesdienste wie gut gemachte Serviceangebote abzuliefern und das für eine zunehmend ahnungslose „Kundschaft“? Um sich weiterhin der Selbsttäuschung hinzugeben, dass schon alles gut und die Saat irgendwie aufgehen wird, obwohl sie seit Jahrzehnten augenscheinlich nicht aufgeht, etwa in der Kommunionvorbereitung? So ungefähr schreibt er das. Ein Satz sei wörtlich zitiert: „Wir bedienen zu viel Tradition und wecken zu wenig Sehnsucht.“ Er gibt übrigens niemandem die Schuld.

Sein Schreiben macht betroffen, weil man erstens auch Priester kennt und sich fragt, wie es ihnen wohl wirklich geht, und weil man sich zweitens ertappt fühlt. Man ahnt und weiß selbst, dass es so nicht weitergehen kann, dass sich Dinge ändern müssen, nicht nur in der Organisation. Viele sagen das, viele Studien, Bischöfe, unser Bischof, sogar der Papst. Man weiß und ahnt es und macht doch irgendwie so weiter, auch mit dem Gefühl, dass die anderen bitte mal anfangen sollten. Ach, in Rom, da gäbe es so viel zu tun… Sicher, aber hilft das meinem Nachbarn? Oder meinem Glauben?

Noch am Karnevalssonntag übertrug das ZDF den Gottesdienst aus dieser Münsteraner Gemeinde und es predigte eben jener Pfarrer. Er erzählte davon, wie sie einmal im Rahmen eines Kunstprojekts alle Bänke aus der Kirche getragen und viele Gemeindemitglieder ihre eigenen Stühle hineingebracht haben. Schon diese rein äußere Veränderung hat für erhebliche Diskussion gesorgt und die Frage aufgeworfen: „Woran hängt unser Glaube wirklich?“ Die Frage macht ein wenig Angst, aber vermutlich ist ihr auf Dauer nicht auszuweichen, weder in Münster, noch in Paderborn, im Sauerland, im Ruhrgebiet und anderswo: Woran hängt unser Glaube wirklich?

Claudia Auffenberg

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