28.02.2018

Wie ein leuchtendes Reliquiar

Die von allen Seiten durchscheinende Kapelle St. Josef in Olpe gilt als bedeutender Sakralbau der Nachkriegszeit. Foto: Otten

Olpe. Als bedeutenden Sakralbau der Nachkriegszeit hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die Kapelle St. Josef auf dem Finkenhagen in Olpe gewürdigt und als Denkmal des Monats ausgezeichnet. Erst vor wenigen Wochen war sie in die Denkmalliste der Stadt eingetragen worden.

Der flachgedeckte Glaskubus wurde von 1980 bis 1986 von dem renommierten Düsseldorfer Glaskünstler Jochem Poensgen entworfen und realisiert. Die Kapelle sei „ein bedeutender durchscheinender Sakralbau der Nachkriegszeit“, erklärt LWL-Denkmalpflegerin Marion Niemeyer-Onana. Der besondere Charakter der Kapelle St. Josef rühre daher, dass die raumhohe umlaufende Kunstverglasung nur von filigranen, kaum sichtbaren Stahlbeton-Streben gehalten werde.

Die Kapelle St. Josef in Olpe-­Biggesee gehört zu den wenigen westfälischen Beispielen für Kirchenräume mit einer konsequenten, allseitigen Auflösung der Architektur in durchscheinende Wände. „Dieser fast vollständig aus Glaselementen bestehende Kapellenbau wurde in erster Linie als Innenraum konzipiert, der durch die durchscheinenden, farbigen Wände eine über sich selbst hinausweisende Raumwirkung entfaltet“, erklärt Marion Niemeyer-Onana. Wie alle Kirchen dieser Art besitze der Kapellenraum zudem eine „durchdachte Außenwirkung“, da er in der Dämmerung wie ein farbiges Reliquiar leuchte. Bei diesen leuchtenden Wänden handelt es sich zum einen um Betonglasarbeiten, die aus durchscheinenden und lichtundurchlässigen Elementen bestehen. Zum anderen entwickelte der Künstler Poensgen Kirchenräume mit großflächigen Glaswänden, in die er Wandscheiben oder andere Architektur­elemente einstellte.

In beiden Fällen handelt es sich um eine Glaskunst, die wie eine Wand als Raumbegrenzung wirkt und durch den Lichteinfall und die Farbe das Kirchen­innere besonders in Szene setzt.

Poensgen folgte der allgemeinen Tendenz zur Abkehr von überlieferter Architektur. Seine Glasflächen ersetzten im Verlauf der 1960er-­Jahre mehr und mehr ganze Mauerzüge und bildeten ab Ende des Jahrzehnts erste vollständig gläserne Raumgrenzen. Anfang der 1980er-­Jahre reduzierte er die Konstruktion der Kapelle St. Josef auf eine rein dienende Funktion.

Zugleich realisierte er darin seine neue Vorstellung von Glaskunst, indem er stellenweise kräftig gefärbte Formen wie einen Strom den Kapellenraum umfließen ließ.

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