11.11.2016

Und sei gewiss …

Foto: Jorma Bork / pixelio

So, das Jahr der Barmherzigkeit neigt sich dem Ende zu und im Laufe der vergangenen Monate sind wir wahrscheinlich alle reichlichst mit Impulsen versorgt worden, um zu wissen, wie man als anständiger Mensch durchgehen kann.

von Claudia Auffenberg

Die Gefahr des Moralisierens ist wahnsinnig groß, daher sei als Fazit noch mal festgehalten: Barmherzigkeit ist kein Gebot von höchster Stelle im Sinne von „Du sollst (gefälligst) barmherzig sein“, sondern zuallererst eine Eigenschaft Gottes. Der Gott, von dem uns Jesus erzählt, ist barmherzig, sonst könnte man ihn ja auch gar nicht Vater bzw. Mutter nennen. Natürlich verbieten Eltern auch mal was, aber immer vor dem Hintergrund der Liebe und der Vorleistung. Das göttliche Alphabet läuft nicht von A nach Z, von Anspruch nach Zuspruch, sondern umgekehrt. Erst kommt der Zuspruch, dann der Anspruch, aber das ist dann schon gar kein Anspruch mehr, sondern Ergebnis oder sagen wir: Konsequenz. Kinder müssen erst geliebt und nicht geregelt werden, sonst lernen sie erst das Regeln und dann die Liebe. Doch wenn die Liebe geregelt wird, dann wird sie klein und eng und streng und das ist dann gar keine Liebe mehr.

Papst Franziskus hat neulich in seiner werktäglichen Morgenmesse gesagt, die Strenge habe nur Herren, aber keinen Vater. Und er hat gesagt, dass die Strenge keine Gabe Gottes sei und dass die Menschen, die streng seien, „bösartig und heuchlerisch“ seien oder krank. Jedenfalls seien es Menschen, die an irgendetwas leiden.

Das so zu sagen, hätte man sich natürlich nie getraut, obwohl man es dem einen oder anderen sehr gern gesagt oder dezent zugespielt hätte, aber man kennt das ja von sich selbst: Da, wo man eng und nöckelig wird, da sitzt irgendeine Angst. Aber die braucht man nicht, die braucht man überhaupt nie zu haben, weil man es eben mit einem barmherzigen Gott zu tun hat. Oder um es mit den wunderbaren und so schlichten Worten der fünften Strophe von „Ein Danklied sei dem Herrn“ zu sagen: „… und sei gewiss, er meint es gut!“

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