17.01.2018

„Täglich neue Gewinnchancen!“

Einmal sechs Richtige, das wäre schön… Foto: KFM / pixelio

Wer sich von Jesus anwerben lässt, wird das Leben gewinnen.

von Ancilla Ernstberger

„Sichern Sie sich noch vor Jahresschluss die besten Angebote!“ – „Sichern Sie sich jetzt Ihr Los!“

Am Jahresanfang, so wollen mir diese Last-Minute-Angebote einreden, ist alles zu spät und verpasst, was ich noch hätte erledigen, kaufen oder buchen müssen. Bei nüchterner Betrachtung geht es immer darum, dass ich mich von Sonderangeboten verlocken lassen soll und anderen Vertrauen entgegenbringe, die an mir verdienen können. Ich empfinde keinen Nachteil, obwohl ich mich von diesen ultimativen Aufforderungen nicht habe verführen lassen, weiß ich doch um vage Versprechungen und wie ich als möglicher Kunde geködert werden soll.

Ist die Werbestrategie Jesu nicht vergleichbar? Schaue ich auf die ersten Sätze, die Jesus im Markusevangelium spricht, so stehen sie programmatisch am Beginn seiner öffentlichen Mission. Eindringliche Worte wecken auf: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe.“ Oder sie fordern: „Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!“ Und später im Text: „Kommt her, folgt mir nach!“

Anders als in werbewirksamen Slogans geht es Jesus nicht darum, etwas von seinen Zuhörern zu bekommen und deren Geldbeutel zu erleichtern, indem er mit Vorteilsangeboten wirbt, die erst einmal genauer zu prüfen sind. Ihm geht es vielmehr um den Menschen. Er lädt ein, mit ihm selbst eine Beziehung einzugehen. In Jesus selbst ist das Reich Gottes Wirklichkeit geworden. In ihm ist Gott den Menschen nahe. Er schenkt sich gratis.

Jesus ruft auf zur „Umkehr“. Durchaus empfänglich für „Umkehr“ sind heute viele, wenn zum Beispiel Gesundheitsapostel mahnen, einer ungesunden Lebensweise den Rücken zu kehren, womit sie ein längeres Leben versprechen. Beim Wort „Umkehr“ schalten heute jedoch viele auf Durchzug, wenn es im Zusammenhang mit der Verkündigung der Frohen Botschaft steht. Hier weicht man lieber aus und hält sich zugute, „Umkehr“ sei etwas Gestriges. Eine bewusste Lebensgestaltung aus dem Glauben steht nicht hoch im Kurs. Im griechischen Begriff der „Metanoia“, wie er im Evangelium für „Umkehr“ steht, geht es darum, hinter die Dinge zu schauen, eventuell umzudenken und die eigene Sichtweise zu korrigieren. Das ist schwieriger, als auf ausgetretenen Trampelpfaden dem Main­stream zu folgen. Damit lädt Jesus seine Hörer ein, das Leben aus der Perspektive des Evangeliums, der Frohen Botschaft, zu betrachten. Wer sich auf diese Einladung einlässt, dem öffnet Gott die Weite seines Herzens.

Jesus will das Reich Gottes mit Menschen aufbauen, die sich von ihm ansprechen und in Dienst nehmen lassen. Er sieht Menschen in ihrem Alltag und ruft sie zu sich, ihm zu folgen. Dass es ausgerechnet Fischer sind, passt in die Gegenwart. Er ruft sie weg von ihren „Netzen“. Das Phänomen des Netze-Auswerfens ist gut verständlich, obwohl es heute andere „Netze“ sind. Es bedarf für manche des Mutes, sich aus einer virtuellen Welt in die reale Welt zurückrufen zu lassen. In der Wirklichkeit begegne ich Menschen und Situationen, die ich nicht einfach wegklicken kann. Vielmehr fordern sie mich heraus und ich muss mich ihrem Anderssein stellen.

Außerdem ruft Jesus die Menschen zu zweit. Und er vernetzt sie neu. Jesus stellt ihnen Gleichgesinnte zur Seite. Er lässt die nicht allein, die sich von ihm haben anwerben lassen und er liefert – sicher! Gegenseitig können sie sich anspornen; zu zweit erweitern sie im Dialog ihre Sichtweise. In Jesu Nähe lernen sie, wie er mit Menschen umgeht, ihnen Ansehen und Wertschätzung schenkt. Die Gewinnchancen für ein Leben, das sich durch die Frohe Botschaft bereichern lässt, sind unbefristet.

Zur Autorin:Sr. M. Ancilla Ernstberger ist Oberin der Augustiner Chorfrauen im Michaelskloster in Paderborn.

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