25.05.2016

Sonne, Mond und Sterne …

Pfarrerin Renate Gumprich (v. l.) und Krankenhausseelsorgerin ­Sigrid Baer weihten mit Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-­Petermann und Markus Klüppel das Grabfeld ein. Foto: Plamper

Sternenkinder sind die Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt sterben. Der geradezu poetischen Bezeichnung liegt die Idee zugrunde, die Kinder zu benennen, die „den Himmel“ erreicht haben, noch bevor sie das Licht der Welt gesehen haben. Bereits 2001 richtete die Stadt ein Sternenkinder-Grabfeld auf dem Friedhof „An der Birkenallee“ ein. Jetzt wurde es neu gestaltet und gesegnet.

Zur Segnungsfeier des umgestalteten Sternenkinder-Grabfeldes auf dem Friedhof „An der Birkenallee“ läuteten die Glocken der evangelischen Trinitatis-Gemeinde. Pfarrerin Renate Gumprich und Krankenhausseelsorgerin Sigrid Baer hielten die Andacht. Dem Leben und Tod von „Kleinst“-Kindern werde mit der Bestattung auf dem Sternenkinder-Grabfeld Respekt entgegengebracht und ein Abschied in Würde und Liebe möglich. Zudem sei es eine Stätte, die Eltern und Angehörige oft dringend zur Trauerbewältigung brauchten, so die Seelsorgerinnen.

Besonders berührend waren die Worte einer Mutter: „Es erleichtert uns Eltern die Situation ungemein“, sagte Tamara Wörtler nach der Andacht. „Neben den Erinnerungen, die man zu Hause schon bewahrt, haben wir Eltern auch einen Ort zur Besinnung unter freiem Himmel. Man kann ein Licht anzünden und zu sich kommen.“

So umrahmen auch nach der Neugestaltung kleine Porzellanengel, Blumenschmuck und Kerzen die eng nebeneinander stehenden alten Gedenksteine. Auf ihnen sind Sonne, Mond und Sterne und der Vers „Sonne, Mond und Sterne“ von Friedrich Güll eingraviert. Die beiden Natursteinblöcke bilden jetzt den Mittelpunkt in einem mit Natursteinpflaster ausgelegtem Rund, in dem auch eine Bank zum Verweilen einlädt. Von dort fällt der Blick auf den neuen, in glattem, dunklem Marmor gehaltenen Grabstein mit der schlicht hervorgehobenen Silhouette einer Frau. Dahinter liegt das mit Rasen bedeckte Bestattungsfeld für die Sternenkinder.

„Auf dem Bestattungsfeld sind keine individuellen Grabsteine vorgesehen“, erläuterte Markus Klüppel. Deshalb bestehe nun auf dem neuen Grabstein die Möglichkeit, die Namen und den Sterbetag der Sternenkinder in kleinen Messingbuchstaben zu dokumentieren „Wir folgen damit einem Wunsch, der von Eltern immer wieder an uns herangetragen wurde“, so der Landschaftsarchitekt der Stadt Hamm. „Es ist wichtig für Eltern und Angehörige, einen Ort zu haben, an dem sie das Andenken ihrer Kinder nach einer Früh- oder Fehlgeburt bewahren können.“ Das zeige die große Akzeptanz des Grabfeldes.

„Was im gesellschaftlichen Leben unterzugehen droht, nämlich dass es für Familien oft ein einschneidendes Erlebnis war und bleiben wird, wird an diesem Ort ganz deutlich“, beschreibt es Tamara Wörtler. „Durch die gelebte Trauerkultur am Sternenkinder-Grabfeld kann sich die Erfahrung des Verlustes in das Leben einfügen und wird nicht vergessen oder gar verdrängt. Das hilft auch weiterzumachen.“

Das Errichten des Bestattungsfeldes für Sternenkinder auf dem Hammer Friedhof brachten die vier Krankenhäusern der Stadt in Kooperation mit den Bestattern 1999 auf den Weg. Bis zu dem Zeitpunkt fehlte ein Ort der Trauer und des Gedenkens, und es gab auch kein kirchliches oder öffentliches Abschiedsritual.

Gerade wenn eine Schwangerschaft sehr spät ende und die Eltern ihr Kind in den Armen halten konnten, sei das mit vielen Emotionen verbunden, und auch mit Bildern, die bewahrt werden wollen, fasste Wörtler zusammen. „Das Sternenkinderfeld kann dabei ein heilsamer Ort sein. Es gibt dort Herzen, Schmetterlinge, Bären, Windräder und Engel in allen Variationen. Zum Teil mit Inschriften wie zum Beispiel: ,Jeder Moment hat seine eigene Bedeutung, der mir persönlich sehr geholfen hat.“

Dass es Eltern – die ihre Kinder verloren, noch ehe sie das Licht der Welt erblickten – ähnlich geht, war an diesem Abend deutlich spürbar. Denn nach dem Ende der offiziellen Segnung des Grabfeldes fanden sich noch einige Eltern und Angehörige zum Gespräch zusammen – an einem geschützten Ort, an dem Leid, Trost und Hoffnung so eng beieinander liegen.

Elisabeth Plamper

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