14.11.2019

Seine Kirche, meine Kirche

Papst Benedikt XVI. Foto: David Mark / pixabay

Es gibt im Kino Filme, nach denen man erschüttert nach Hause geht. Ein solcher Film läuft gerade: „Verteidiger des Glaubens“, eine Dokumentation über Joseph Ratzinger und sein Wirken als Papst Benedikt.

von Claudia Auffenberg

Es gibt scharfe Kritik, der Film sei einseitig und verzerre das Bild des deutschen Papstes. Ja, er ist einseitig, es fehlen wichtige Informationen. Die Erschütterung löst aber nicht aus, dass Benedikt im Film schlecht wegkommt. Erstens kommt er gar nicht so schlecht weg, zweitens möchte man fast sagen: Wenn es doch so wäre! Wenn dieser Film nur das Scheitern dieses Mannes zeigen würde, dann könnte unsereins sich distanzieren, sich vielleicht sogar erheben im Sinne von „Hab ich ja immer gesagt!“ Aber nein! Der Film zeigt einem die eigene katholische Sozialisation und die Fallen, die darin lauern.

Joseph Ratzinger hatte eine behütete Kindheit in einem katholischen Elternhaus. Er ist hineingewachsen in die katholische Liturgie, in die katholische Bilderwelt, die Sprache, die Gesänge, diese großartige erhebende Gesamtkomposition. Diese Kirche, die er für gottgewollt hält, wollte er schützen. Dann kommen diese unbegreiflichen Verbrechen, immer mehr. Und das Böse lauert nicht nur irgendwo in fernen Gemeinden, nein, auch im Vatikan.

Ob Ratzinger erkannt hat, dass er an der Spitze eines auch unheilvollen Systems steht? Dass das Monarchische der Kirche ans Ende gekommen ist, ans Ende kommen muss? Vielleicht ist er auch deswegen zurückgetreten, um diese Ära zu beenden.

Was hat das mit einem selbst zu tun? Nun, Sie, ich, wir sind auch Teil dieser Kirche und das nicht gegen unseren Willen, sondern sogar gern: die Liturgie, die Bilder, die Gesänge, diese großartige Gesamtkomposition … Ja, wir sahen und sehen Dinge, die nicht gut, manchmal sogar falsch sind. Die wir aber hingenommen haben, weil wir dachten, dass sie irgendwie dazugehören, dass sie halt so sind und dass man doch um des großen Ganzen willen …

Es klingt leichter, als es ist, aber man darf die Idee hinter der Kirche nicht mit der Kirche selbst verwechseln.

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