05.12.2019

Rettet das Abendland!

Foto: Efraimstochter / pixabay

Wirklich, angesichts der Weihnachtsmärkte, die in diesem Jahr offenbar flächendeckend schon vor Totensonntag eröffnet haben, möchte man in den pessimistischen Gesang derer einstimmen, die den Untergang des Abendlandes beklagen. Wenn einem dann noch glühweinbeseelte Horden mit lustigen Elchgeweihen und blinkenden Weihnachtsmannmützen entgegenkommen, mannomann …!

von Claudia Auffenberg

Im Alten Testament, im Buch Daniel, gibt es eine interessante Geschichte, die die Nerven ein bisschen beruhigt. Werktagsgottesdienstbesucherinnen haben sie neulich gehört: Der junge Daniel vom Stamm Juda wird mit drei Gefährten an den Hof Nebukadnezar geholt, um dort für den Dienst beim König ausgebildet zu werden. Er weigert sich allerdings, die servierten Speisen zu essen, weil sie aus seiner Sicht unrein sind. Der Oberkämmerer hat zwar Verständnis, sorgt sich aber darum, dass Daniel schlecht ernährt aussehen könnte und er, der Oberkämmerer, deswegen Ärger mit dem König bekommt. Daniel schlägt einen Deal vor. Sie probieren es zehn Tage und sehen sich dann das Ergebnis an. So wird es gemacht und siehe da: Nach zehn Tagen sehen Daniel und seine Gefährten besser und wohlgenährter aus als jene, die die königlichen Speisen gegessen haben. Zudem gewährt Gott ihnen besondere Einsicht in Visionen und Traumdeutung, sodass die vier zu begehrten Gesprächspartnern und Ratgebern des Königs werden.

Diese Geschichte könnte man doch mal so verstehen: Man darf bei seinen religiösen Riten bleiben, nicht in Abkehr zur bösen Welt, sondern als Dienst an der Welt.

Ergo, wir leben den Advent nicht als blinkende Vorweihnachtszeit, sondern wirklich als Advent. Wir halten der plärrenden Welt die Stille hin (nicht entgegen!) und laden dazu ein, in der Dunkelheit das Licht weniger Kerzen zu entdecken. Und wir tun es in der heiteren Gewissheit, damit das Abendland zu retten.

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