10.05.2019

„Niemand sollte allein gelassen werden, wenn er gehen muss“

Freuen sich über die Auszeichnung: Simone Duvivier (Psychosoziale Begleitung), Steffi Czech (Koordinatorin Hospizdienst), Roswitha Kreßner und Kirsten Eichenauer (Leiterin Bruder-Jordan-Haus, von links).Foto: Caritas Dortmund

Dortmund. Der Tod gehört zum Leben. Trotzdem wird das Sterben häufig tabuisiert, der Umgang mit der Thematik ist für Patienten und Angehörige oft sehr schwer. Viele wünschen sich jemanden, der zuhört und der sich Zeit für ihre Fragen und Ängste nimmt. Etwas, das das Pflegepersonal in Krankenhäusern und Hospizen aufgrund des hohen Arbeitsaufkommens manchmal nur bedingt leisten kann. Häufig sind es Ehrenamtliche, die diesen wichtigen Part mit übernehmen, indem sie sich in der palliativen Begleitung engagieren. Die 26-jährige Roswitha Kreßner ist seit 2015 ehrenamtlich im Hospiz am Bruder-Jordan-Haus tätig. Im April wurde sie in Berlin von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey für ihr Engagement ausgezeichnet.

Auf die Frage, wie sie als junger Mensch zur ehrenamtlichen Hospizarbeit gekommen ist, antwortet Roswitha Kreßner: „Ich habe einen Bundesfreiwilligendienst im Krankenhaus geleistet. Den Umgang mit dem Sterben habe ich dort als Missstand erlebt. Dem Pflegepersonal möchte ich keinen Vorwurf machen. Aber mir war klar, dass palliative Begleitung einen hohen Stellenwert hat und deshalb wollte ich mich in dem Bereich engagieren.“
Die Studentin hat dann zunächst einen Vorbereitungskurs im Bruder-Jordan-Haus der Caritas absolviert. „Wir bieten diese Grundkurse regelmäßig für Interessierte an. Hier geht es erst einmal da­rum, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Kommunikation ist sehr wichtig“, erklärt Steffi Czech, Koordinatorin des Hospizdienstes.
Nach dem anschließenden Praktikum stand für Roswitha Kreßner fest: Hier bleibe ich. Seit vier Jahren unterstützt sie nun das Hospiz, meist an drei Abenden im Monat. Mit ihr gibt es dort derzeit rund 30 Ehrenamtliche, sie selbst zählt zu den Jüngsten.
 
Das Ehrenamt in der Hospiz­arbeit gerade für junge Menschen interessant zu machen – diese Idee steckt hinter einem neuen Projekt, welches vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) bewilligt und gefördert wird. Vor diesem Hintergrund fand in Berlin eine offizielle Ehrung für ehrenamtliches Engagement statt. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey zeichnete 95 junge Ehrenamtliche in der Hospizarbeit aus ganz Deutsch­land aus. Eine davon war Roswitha Kreßner.
Die junge Frau möchte ihren Teil dazu beitragen, dass man über den Tod und das Sterben reden kann. Die Begegnung mit den kranken Menschen und ihren Angehörigen empfindet sie als Bereicherung für ihr eigenes Leben: „Prioritäten verschieben sich im Blick auf das Lebensende“, so die Dortmunderin.
Was viele zudem verkennen: Der Alltag im Hospiz ist keineswegs nur traurig. „Leben bis zuletzt, das ist unser Motto“, erklärt Einrichtungsleiterin Kirsten Eichenauer. „Hier wird viel zusammen gelacht, wir sind sehr aktiv.“ Dennoch muss es Raum für Ängste geben, für Fragen und Austausch. Denn: „Niemand sollte allein gelassen werden, wenn er gehen muss.“
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