25.11.2016

Grundmelodie des Christentums

Ein Jahr lang lud die „Heilige Pforte“ im Paradiesportal des Hohen Domes zu Paderborn zahlreiche Gläubige dazu ein, sich der Barmherzigkeit Gottes anzunähern. Foto: pdp

Paderborn (pdp). Am 13. Dezember 2015 öffnete Erzbischof Hans-Josef Becker die „Heilige Pforte“ im Paradiesportal des Hohen Domes zu Paderborn und läutete damit das von Papst Franziskus ausgerufene „Heilige Jahr der Barmherzigkeit“ im Erzbistum Paderborn ein. Das „Heilige Jahr“, das in der Weltkirche mit vielen Initiativen und Impulsen zur Barmherzigkeit begangen wurde, endete im Erzbistum Paderborn am 13. November 2016 mit einem Pontifikalamt von Erzbischof Becker und dem Schließen der „Heiligen Pforte“.

„Wenn wir heute das Heilige Jahr beenden, heißt das nicht, dass der Punkt ‚Barmherzigkeit‘ damit für uns abgehakt ist und wieder für eine gewisse Zeit zu den Akten gelegt werden kann. Es muss ein Erbe bleiben, das sich im Idealfall in einem veränderten Bewusst­sein manifestiert“, so Erzbischof Becker in seiner Predigt.

Erstmalig in der Geschichte der Kirche hatte es aus Anlass des Heiligen Jahres außerhalb des Vatikans in jeder Bischofskirche der Welt eine Heilige Pforte gegeben – im Erzbistum Paderborn sogar gleich zwei: im Dom zu Paderborn und in der Wallfahrtsbasilika in Werl. Auch dort wurde das „Heilige Jahr“ mit dem Schließen der „Heiligen Pforte“ an der Wallfahrtsbasilika durch Abt Aloysius Althaus OSB von der Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede beendet.

Viele Gläubige haben im „Heiligen Jahr“ die „Heiligen Pforten“ ganz bewusst durchschritten, um sich so der Barmherzigkeit Gottes anzu­nähern. Ein Kunstwerk des Kalligrafie-Künstlers Brody Neuenschwander machte neben der „Heiligen Pforte“ im Paradiesportal auf das Jahr aufmerksam. Eine besondere Fußbodengestaltung im Hohen Dom ließ zudem „Spuren der Barmherzigkeit Gottes“ sichtbar werden.

„Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ – diese Worte Jesu aus dem Matthäus­evangelium machte Erzbischof Becker zum Ausgangspunkt seiner Predigt. „Im Moment des Gerichtes wird der ganze Mensch ‚eingeschmolzen‘ auf ein Einziges, nämlich die Liebe. Sie muss sich im Leben erweisen – und zwar gegenüber der Not des anderen und, damit untrennbar verbunden, gegenüber Christus selbst“, erklärte der Paderborner Erzbischof.

Jesus sei zwar „Richter“, gleichzeitig aber auch „Erlöser“: „Jesus handelt in Barmherzigkeit. Das Gericht ist nicht die Rache des beleidigten Gottessohnes, vielmehr das Anschauen des einzelnen Lebens eines Menschen und der ganzen Geschichte mit dem Blick der Liebe“, führte der Erzbischof aus. Ein ganzes Jahr lang sei dieser Wesenszug Gottes durch das Heilige Jahr ins Blickfeld der Kirche gerückt worden. „Gottes Barmherzigkeit sollte erfahrbar werden im Leben der Kirche, im konkreten Alltag sowie in der Liturgie. Die Heiligen Pforten überall auf der Welt ließen uns spürbar erfahren: Gott ermöglicht in seiner Barmherzigkeit stets einen Neuanfang, wenn wir uns auf ihn ausrichten, uns seine Vergebung im Sakrament der Versöhnung schenken lassen und mit ihm uns immer tiefer verbinden im Empfang der heiligen Kommunion“, fasste er zusammen. „Wir wissen, dass sich in der Annahme der Einladung Gottes, seine Barmherzigkeit zu erfahren, der Kreis noch nicht geschlossen hat: Denn es geht auch darum, diese erfahrene Barmherzigkeit an die Menschen weiterzugeben, denen wir begegnen, indem wir ihnen Gutes tun. Auch weiterhin besteht die Einladung Gottes, sich mit ihm versöhnen zu lassen. Auch weiterhin gilt der Anspruch, Gottes- und Nächstenliebe immer mehr zur Grundmelodie des eigenen Lebens werden zu lassen.“

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