Gemeinsam Zeugnis geben

Jahresempfang der Kirchen in Detmold mit (v. l.) Monsignore Dr. Michael Hardt, Dechant Klaus Fussy, Landessuperintendent Dietmar Arends und Prof. Dr. Wolfgang Thönissen.

Detmold. 2017 jährt es sich zum 500. Mal, dass Martin Luther seine 95 Thesen zum Ablasshandel der damaligen Kirche veröffentlicht hat. Die Wirkung der Reformation, die damit einsetzte, erfasste nicht nur die religiöse, sondern auch die gesellschaftliche und politische Welt – bis heute. Jedes Reformationsjubiläum war bisher anders geprägt. „2017 ist das erste Reformationsgedenken in einem ökumenischen Zeitalter“, sagte Professor Dr. Wolfgang Thönissen, leitender Direktor des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik des Erzbistums Paderborn.

1617 und 1717 habe es unter dem innerprotestantischen Streit zwischen reformiert und lutherisch gestanden, 1817 und 1917 rückte es in den Fokus des Nationalen. Thönissen sprach über den „Umgang mit dem Reformationsjubiläum“ auf dem gemeinsamen Jahresempfang des Erzbistums Paderborn und der Lippischen Landeskirche in der Kirche Heilig Kreuz in Detmold.

Dechant Klaus Fussy vom Dekanat Bielefeld-Lippe und Landessuperintendent Dietmar Arends begrüßten dabei zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. „Die Zeiten des konfessionellen Gegeneinanders und Nebeneinanders sind vorbei“, stellte Dechant Fussy zum Auftakt fest. „Das Evangelium soll gefeiert und gemeinsam verkündet werden“, ergänzte Wolfgang Thönissen in seinem Vortrag. „Wir können die Geschichte nicht verändern, aber den Umgang mit der Geschichte.“ Entwicklungen in einem „ökumenischen Zeitalter“, unter anderem die Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen vor fast 70 Jahren, hätten bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil geführt. Seit diesem Konzil vor 50 Jahren, in dem Luther implizit rezipiert worden sei, gebe es das intensive ökumenische Gespräch zwischen katholischen und evangelischen Christen. Sie seien nicht in Abschottung und Verunglimpfung hängen geblieben. Ein „hohes Maß an Übereinstimmungen in schwierigen theologischen Fragen“ sei erreicht worden. Luther sei auch für Katholiken „zum Lehrer im Glauben“ geworden, sagte Thönissen. Das Ziel der Kirchen müsse die sichtbare Einheit, die sichtbare Gemeinschaft sein. Das bedeutet für Thönissen keine Unterordnung der einen unter die andere Kirche, sondern „in einer Kirche zu leben, mit unterschiedlichen Traditionen.“ Denn es gehe darum, „gemeinsam Zeugnis zu geben für Christus in dieser Welt“. Vielleicht sei die Zeit auch reif für die gemeinsame Teilnahme am Abendmahl.

Landessuperintendent Dietmar Arends dankte dem Referenten für diese ökumenische Ermutigung und kündigte für 2017 verschiedene Ereignisse an, in denen auch in Lippe katholische und evangelische Christen gemeinsam das Reformationsjubiläum feiern werden.

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