11.10.2018

Gelingendes Leben

Foto: Esther Stosch / pixelio

Ewiges Leben beginnt schon dort, wo irdisches Leben gelingt.

von Wolfgang Winkelmann

Jedem von uns werden im Laufe des Lebens eine Reihe von Entscheidungen abverlangt. Beruflich, privat und auch im öffentlichen Bereich werden immer wieder Fragen gestellt, die wir beantworten müssen. Immer geht es da­rum, wie wir unser Leben einrichten, wie wir es gestalten sollen. Und im Grunde genommen gibt es eine einzige Frage, die hinter all diesen einzelnen Fragen steht. Sie lautet: Wie kann mein Leben gelingen? Das Bedürfnis nach einem glücklichen und erfüllten Leben ist ganz tief in jedem Menschen verankert.

Gehört dieses tiefe menschliche Bedürfnis deshalb nicht auch an die oberste Stelle aller religiösen Fragen? Einige werden jetzt vielleicht abwinken und sagen, dass sie etwas anderes gelernt haben. Oder sie werden sagen, dass Religion doch in erster Linie etwas mit dem Leben nach dem Tod zu tun hat. Sie werden die wichtigste Frage dann etwa so formulieren, wie wir es im Evangelium dieses Sonntags lesen können: „Was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?“ Auf diese Frage hin verweist Jesus auf den Willen Gottes. Und dieser Wille Gottes ist ganz klar in den Geboten ausgesagt. Das ist der Weg zum Leben. Jesus wertet die ihm gestellte Frage nicht ab. Es gibt eine klare Antwort. An dieser Stelle könnte die Erzählung eigentlich aufhören; denn die Frage ist ja beantwortet. Aber der junge Mann aus dem Evangelium fragt weiter. Er will mehr. In ihm steckt eine noch tiefere Sehnsucht. Er hat das Bedürfnis zu erfahren, wie sein Leben hier und jetzt gelingen kann. Das ist es dann auch, was Jesus tiefe Zuneigung empfinden lässt.

Jesus hat wiederum eine eindeutige Antwort: Die unabhängige, freie Nachfolge ist der Weg zu einem gelingenden Leben hier und heute. Das Reich Gottes ist mit Jesus angebrochen. Und wer sich ihm anschließt, ist mittendrin und erfährt es bereits in seinem Leben. Aber genau das ist der springende Punkt. Denn das Reich Gottes, das Jesus verkündet, ist so ganz anders, als die Menschen es sich vorstellen.

Da stehen die Armen und die Schwachen an erster Stelle. Da zählen nicht Leistung und Erfolg, sondern in erster Linie das Vertrauen auf Gott und gelebte Menschlichkeit.

Da gelten andere Regeln, als sie sich Menschen in ihrer Kurzsichtigkeit und Hartherzigkeit oft ausdenken. Unter Umständen muss ich Hürden überspringen.

Was einen davon zurückhält, kann Reichtum sein. Ja, dieser kann sogar eine gewaltige Hürde darstellen. So jedenfalls sagt es der Vergleich mit dem Kamel, das eher durch ein Nadelöhr geht, als ein Reicher in das Reich Gottes. Zwar ist hier wohl nicht das Kamel als Tier gemeint, sondern ein dickes Tau, das im Griechischen eben „Kameilon“ heißt. Aber das macht den Vergleich nicht weniger aussagekräftig. Auch ein dickes Seil geht nicht durch ein Nadelöhr.

Wer durch seinen Reichtum oder auch durch andere Dinge oder Bindungen davon abgehalten wird, sich ganz auf Jesus und das Reich Gottes einzulassen, der hat Angst, dass ihm etwas „abgeht“. Aber nach den Worten Jesu ist genau das Gegenteil der Fall: Das Hundertfache wird man empfangen und zwar nicht nach dem Tod, sondern „jetzt in dieser Zeit“.

Wer Jesus nachfolgt und sich ganz auf seine Botschaft und das andere des Reiches Gottes einlässt, wird es erfahren. Und wie einem Menschen, der wirklich liebt, nichts abgeht, sondern hundertfach geschenkt wird. So ist es auch bei dem, der das Gelingen seines Lebens bei Jesus und im Vertrauen auf Gott sucht. So wünsche ich Ihnen allen ein gelingendes Leben. Jesus wird unser Wegbegleiter sein!

Zum Autor:

Wolfgang Winkelmann ist ­Pfarrer und Leiter des Pastoralverbundes Siegen-Mitte.

0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen