18.10.2017

Gebet des Vertrauens

Der Oktober ist traditionell der Rosenkranz­monat. Foto: Weigand/Photocase

Im Rosenkranz verbinden sich in wunderbarer Weise Einfachheit und Tiefe, individuelle und gemeinschaftliche Dimension. Der Rosenkranz ist an und für sich ein kontemplatives Gebet – und er besitzt eine große Fürbitte-Kraft: denn wer ihn betet, vereint sich mit Maria in der Betrachtung der Geheimnisse Christi und wird dazu gebracht, die diesen Geheimnissen eigene Gnade in den vielfältigen Situationen des Lebens und der Geschichte anzurufen.

von Pfr. Franz Weidemann

Zugleich ist im Rosenkranz auch unser eigenes Leben enthalten: Wir bringen ja all das mit, was wir sind und was wir haben, woran wir denken, was wir ersehnen, was wir uns wünschen, was uns Freude und Leid bereitet, worüber wir uns Sorgen machen, wofür wir Gott loben und ihm danken. Alle Menschen, mit denen wir in Freundschaft und Liebe verbunden sind, bringen wir beim Beten des Rosenkranzes vor Gott, natürlich auch jene, mit denen wir uns schwer tun, wo es Unstimmigkeiten, Streit, Zerwürfnisse, ja sogar Feindschaft geben mag. Vor Gott liegt alles offen; er allein kennt unser Herz. Und so ist dieses Gebet ein Gebet des Vertrauens, in dem wir Gott wirklich alles sagen dürfen. Wir brauchen keine Angst zu haben, dass er uns nicht hört. Im Gegenteil: All jenes Beten, das Maria in unserem Namen vor den Herrn bringt, findet sein Wohlgefallen und wird auf diese Weise erhört, wie es für uns am besten ist!

Vielleicht hat der eine oder andere von Ihnen auch erlebt, wie plötzlich drohende Gefahren verschwanden, Unheil vorüberging und Probleme durch das Rosenkranzgebet eine glückliche Lösung fanden. Es ist eines der wirksamsten Gebete der Kirche und wurde von vielen Päpsten empfohlen.

Geben wir diesem Gebet, sei es persönlich, sei es in der Familie oder in religiösen Gemeinschaften, einen bevorzugten Platz und glauben wir nicht, dass es ein altmodisches Gebet sei. Von vielen namhaften Persönlichkeiten ist bekannt, dass sie den Rosenkranz regelmäßig beten und sich offen dazu bekennen.

Ein Student fuhr mit dem Zug nach Paris. Er saß einem Mann gegenüber, der das Aussehen eines reichen Landwirtes hatte. Der Mann betete den Rosenkranz. „Verehrter Herr“, redete der Student ihn an: „Glauben Sie denn noch an diese veralteten Dinge? Folgen Sie meinem Rat, werfen Sie Ihren Rosenkranz aus dem Fenster und lernen Sie, was die Wissenschaft sagt.“ „Wissenschaft? Vielleicht können Sie mir das erklären?“, antwortete der alte Mann mit Demut und Tränen in den Augen. Der Student sah die Emotion seines Reisegefährten. Um seine Gefühle nicht noch mehr zu verletzen, sagte er etwas verlegen: „Lassen Sie mir bitte Ihre Adresse. Ich sende Ihnen dann ein paar Unterlagen zu dem Thema.“ Der Student warf einen Blick auf die Visitenkarte, die der Herr aus einer inneren Jackentasche hervorgeholt hatte, und wurde sehr still. Auf der Karte stand gedruckt: „Louis Pasteur, Direktor, Institut für die wissenschaftliche Forschung, Paris“.

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