05.07.2018

Freunde fürs Leben

Foto: Esther Stosch / pixelio

Neulich samstags, als der fußballbegeisterte Teil der Nation, weil noch hoffend, kurz vorm Nervenzusammenbruch stand, konnte der andere Teil in aller Ruhe eine Wiederholung von „Wilsberg“ anschauen.

von Claudia Auffenberg

Und das guckt der Ostwestfale ja ganz gern, weil auch er bzw. sie Westfälin und somit sehr wohl in der Lage ist, Heimatgefühle für Münster zu entwickeln.

Doch das eigentlich Herzerwärmende dieser Krimireihe ist das Ensemble, diese vier unterschiedlichen Menschen, die das Leben gemeinsam bewältigen: der Privatdetektiv, die Kommissarin, die Anwältin, der Finanzbeamte und irgendwie schleifen sie noch so einen Möchtegern-Bogart mit, Kommissar Overbeck. Es gibt innerhalb dieser kleinen Gruppe verwandtschaftliche Beziehungen (Onkel und Nichte) und auch der Wunsch nach einer Liebesbeziehung (Kommissarin und Detektiv) wird immer mal angedeutet, aber beides spielt kaum eine Rolle, ihre Aufwertung würde womöglich auch das verändern, vielleicht zerstören, was diese Vier im Innersten zusammenhält: die Freundschaft.

Auch im Fußball – so hat man gehört – ist das eine wichtige Sache. „Elf Freunde sollt ihr sein“, stand im Sockel der Victoria-­Statue, der Vorläuferin der heutigen Meisterschale und so heißt ein berühmter Roman von Sammy Drechsel, der von einer städtischen Schulmeisterschaft erzählt.

Und sogar Jesus hat anscheinend Freunde lieber um sich als Verwandte. Es ist jedenfalls kaum ein freundliches Wort von ihm an seine Mutter überliefert und neulich wurde im Gottesdienst das Evangelium verkündet, in dem seine Familie ihn einfangen will, weil er von Sinnen sei. Er definiert da­raufhin Familie in Freundes­kreis um: Wer den Willen Gottes erfüllt, der sei ihm Familie, sagt er. Wenn man sich so durch die Pfarrbriefe und sonstigen Publikationen der Kirche blättert, liest man viel von Familie und wenig bis gar nichts von Freundschaft. Warum eigentlich?

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