23.12.2016

Ein außerordentliches Jahr

Propst Andreas Coersmeier. Foto: pdp

Dortmund. 2016 war ein außerordentliches Jahr. Zumindest mit Blick auf das von Papst Franziskus ausgerufene außerordentliche Heilige Jahr der Barmherzigkeit kann man das sagen. Bis zum Ende des Kirchenjahres am 20. November standen damit die Werke der Barmherzigkeit im Fokus: „Fremde beherbergen“, „Kranke pflegen“, „Durstige tränken“, „Hungrige speisen“, „Gefangene besuchen“, „Nackte kleiden“ und „Tote bestatten“. Sie sind eine beispielhafte Auflistung von Handlungen, in denen sich christliche Nächstenliebe äußert.

Für uns katholische Christen in Dortmund war das Heilige Jahr ein Anlass, dieses Handeln einmal mehr in Erinnerung zu rufen und zu schauen, wo zeigt sich christliches Handeln in der Stadt und wo fehlt es noch.

Beim Lichtmesstreffen am Jahresbeginn wurde exemplarisch die Arbeit der Telefonseelsorge vorgestellt. In Tag- und Nachtdiensten leisten hier Ehrenamtliche einen unverzichtbaren Dienst für Menschen in unterschiedlichen Lebenskrisen. „Diakonische Alltagspastoral“ nannte das der Leiter Michael Hillenkamp.

Wie häufig, wenn es um christliches Handeln in der Stadt geht, ist auch dieser Dienst seit langem ein ökumenischer. Ob bei den Hilfen für Wohnungslose, der ökumenischen Notfallseelsorge, im Arbeitslosenzentrum, beim interreligiösen Dialog oder dem gemeinsamen Eintreten für ein tolerantes und weltoffenes Dortmund engagieren sich evangelische und katholische Christen in Dortmund gemeinsam. Zum Reformationsjubiläum im kommenden Jahr ist es sicher sinnvoll, den Blick auf diese vielen Initiativen gelingender praktischer Ökumene vor Ort zu richten.

Gemeinsam wenden sich die evangelische und die katholische Kirche zusammen mit den Gewerkschaften auch gegen eine weitere Aufweichung des Sonntagschutzes. Der arbeitsfreie Sonntag ist nicht nur ein religiöses, sondern ebenso ein kulturelles Gut und er ermöglicht den Menschen einen notwendigen gemeinschaftlichen Rhythmus von Arbeit und Freizeit. Die Sonntags­öffnungen in den Stadtteilen eingerechnet, soll es in Dortmund 2017 insgesamt wieder elf verkaufsoffene Sonntage geben. Das sind deutlich zu viele.

„Wir wollen die Freude am Glauben wecken und aufrechterhalten und uns für die christlichen Werte in der Gesellschaft einsetzen“, heißt es auf der neuen Internetseite www.kirche-kann-richtig.de.

Unter diesem Titel startete im November eine Kampagne, die das Katholische Stadtgremium in Dortmund initiiert hatte. Über Plakate und große Banner, auf denen die Worte Glaube, Liebe und Hoffnung jeweils mit einem Schreibfehler stehen, sollen Menschen zur Auseinandersetzung mit Glauben und Kirche angeregt werden.

Die Werbeidee eines Rechtschreibfehlers weist darauf hin, dass die Kirche nicht frei von Fehlern ist. Es geht aber darum, nicht nur auf die Schwächen und Fehler zu schauen, sondern, auf die Botschaft des Evangeliums. In der Kampagne heißt das: „Auch wenn Dir mal etwas nicht richtig erscheint, verliere nie den Glauben an die Bedeutung des Wortes.“

Die Freude am Glauben soll auch das Leben in den Gemeinden, Pastoralverbünden und pastoralen Räumen fördern. Die pastoralen Räume in Dortmund sind auf einem guten Weg. Es entwickeln sich immer mehr Initiativen der Zusammenarbeit sowie neue Projekte. Das Zukunftsbild des Erzbistums Paderborn bildet eine inhaltliche Grundlage für diese Entwicklungsprozesse.

Die Arbeit an einer Pastoralvereinbarung und deren Umsetzung für die Gesamtpfarrei oder den pastoralen Raum führt mit Blick auf das unmittelbare Umfeld zu einer Vertiefung dessen, was wir als Kirche vor Ort wollen: das Dasein für die Menschen, besonders aber auch für die Not der Menschen.

Eben darum geht es erneut beim kommenden Lichtmess­treffen mit den Vertretern aus den Pfarrgemeinderäten und Kirchenvorständen am 3. Fe­bruar 2017. Wohnungslosenseelsorger Daniel Schwarzmann wird über „Seelsorge an der Grenze und am Abgrund“ sprechen. Damit knüpfen wir am Jahresbeginn an das Jahr der Barmherzigkeit an, dessen Erinnerung an unseren Auftrag als Christen nicht mit dem Abschluss des Heiligen Jahres enden sollte.

Ich wünsche Ihnen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und Gottes Segen für das neue Jahr!

Domkapitular Propst

Andreas Coersmeier

Stadtdechant

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