22.07.2016

„Die Welt braucht jetzt Frieden“

Kardinal Stanislaw Dziwisz: „Heute ist die Barmherzigkeit wieder sehr wichtig.“ Foto: KNA

Krakau (KNA). Der Krakauer Kardinal Stanislaw Dziwisz hofft auf möglichst viele junge Menschen, die zum Weltjugendtag Ende Juli mit Papst Franziskus in die zweitgrößte Stadt Polens kommen – auch aus Deutschland. Das sagte Dziwisz, früherer Sekretär des im Jahr 2005 gestorbenen polnischen Papstes Johannes Paul II., in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

KNA: Kardinal Dziwisz, welche Erwartungen haben Sie an den Weltjugendtag?

Kardinal Dziwisz: Die Initiative des Treffens in Krakau ist nicht von meiner Seite ge­kom­men. Das war die Initiative von jungen Menschen, die schon während des Jugend­treffens in Madrid gesagt haben, dass sie möchten, dass nach Rio de Janeiro der nächste Weltjugendtag in Krakau organisiert wird. Damals war die Einladung noch an Papst Benedikt XVI. geschickt worden. Die Jugendlichen möchten besonders deshalb nach Krakau kommen, um mehr über Johannes Paul II. zu erfahren, um die polnische Kultur kennenzulernen, um das Phänomen Johannes Paul II. zu verstehen.

Welches Signal soll vom Weltjugendtag ausgehen, worauf freuen Sie sich besonders?

Die Welt braucht jetzt Frieden, Solidarität zwischen den Menschen. Ich hoffe, dass die jungen Menschen, die nach Krakau kommen werden, diese unsere Wünsche erfüllen. Jetzt ist das Heilige Jahr der Barmherzigkeit, und auch das Thema des Weltjugendtags in Krakau ist mit Barmherzigkeit verbunden. Die Nachricht ist: Ihr sollt barmherzig sein. Jesus sagte zu Schwester Faustyna, dass die Welt keinen Frieden haben wird, wenn die Menschen nicht um die Barmherzigkeit Gottes bitten. Und heute ist die Barmherzigkeit wieder sehr wichtig, nicht nur hier, sondern in der ganzen Welt. Und Papst Franziskus bestätigt auch, dass Barmherzigkeit sehr wichtig ist.

Welche Impulse erwarten Sie für die polnische Kirche durch dieses Stück Weltkirche in Krakau?

Es sind zwei Erwartungen. Erstens, dass die jungen Menschen, die in Polen sehr katholisch und engagiert sind, noch mehr motiviert werden nach dem Treffen. Zweitens, dass diese Jugendlichen die Möglichkeit haben, sich mit dem Papst zu treffen. Die polnische Jugend braucht wie die Jugend in Europa auch Glauben und Vertiefung des Glaubens. Polnische Jugendliche sind sehr beschäftigt, sie lernen, studieren, müssen Geld fürs Leben verdienen, müssen gut im Leben starten. Das ist auch wichtig, das ist aber nicht alles, was man braucht. Man braucht auch geistliches Leben. Und dieses Treffen soll auch polnische Jugendliche motivieren, den Glauben zu vertiefen und neue Energie weiterzugeben.

Nach den Anschlägen von Brüssel ist eine Diskussion über die Sicherheit aufgekommen. Haben Sie Ängste und Befürchtungen, dass diese Diskussion den Weltjugendtag überschattet? Oder haben Sie persönlich Sorgen, dass es ein Problem geben könnte, wenn so viele junge christliche Menschen versammelt sind, dass das ein mögliches Ziel von terroristischen Angriffen sein könnte?

Polen hat bis jetzt keine schlech­ten Erfahrungen, bis jetzt war es ganz ruhig und sicher bei uns. Natürlich müssen wir uns aber während des Weltjugendtages in Krakau sehr anpassen und die Augen offen haben. Und wir hoffen, dass hier nichts Schlechtes passiert.

Welche Bedeutung hat Johannes Paul II. für die heutige polnische Jugend, was verbindet sie mit ihm?

Ein italienischer Journalist sagte, dass Johannes Paul II. immer lebt, er ist nicht gestorben. Im Gedächtnis der polnischen Jugend lebt er noch immer, weil die Nachricht von ihm immer lebendig ist. Polnische Jugendliche möchten mehr über ihn erfahren, weil er eine der bedeutendsten Personen in Polen ist. Er lebt immer für junge Menschen in Polen. Er ist immer lebendig für uns, er motiviert immer junge Menschen, sie möchten immer mehr über ihn erfahren.

Welchen Einfluss hat Papst Franziskus heute auf die polnischen Katholiken, was bedeutet er ihnen?

Papst Franziskus ist in Polen sehr populär. Ich muss aber zugeben, dass Johannes Paul II. ein großer Freund von Deutschland war, er konnte gut Deutsch sprechen und hatte gute Kontakte zu Deutschland. Es gibt ja in Deutschland die Bewegung von deutschen Jugendlichen, die Fans von Johannes Paul II. sind, die Jugend 2 000.

Freuen Sie sich schon darauf, dass Papst Franziskus nach Krakau kommt?

Natürlich freuen wir uns sehr, dass Papst Franziskus zu uns kommt. Wir werden ihn ganz herzlich willkommen heißen hier in Krakau, so herzlich, wie wir Papst Johannes Paul II. erwartet haben, wie Papst Benedikt. Wir möchten ihn eigentlich noch herzlicher begrüßen, weil wir doch keine Nationalisten sind. Der Papst ist für uns so wichtig wie der heilige Petrus.

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