28.07.2017

Die Erste

Die Lydia-Kapelle in Philippi. Die Ausgrabungsstätte ist wegen ihrer Bedeutung für das Christentum in Europa UNESCO-Weltkultur­erbe. Das Fest der heiligen Lydia ist am 3. August.

Einen Historiker nach der Auferstehung Jesu zu fragen, ist ein relativ sinnloses Unterfangen. Es ist nämlich kein Ereignis, das er mit seinen Methoden zu fassen bekäme. Der Glaube an die Auferstehung allerdings, den kann er feststellen, denn der hat Spuren in der Geschichte hinterlassen.

von Claudia Auffenberg

Da gibt es Quellen, nämlich Schriftstücke, steinerne Fragmente, Grabbeigaben, die ihn belegen. So kann man ungefähr nachhalten, wie sich der Glaube von Israel ausgebreitet hat, vor allem durch die Missionsreisen des Apostels Paulus, der das Christentum aus Palästina nach Europa gebracht hat. Und der erste Mensch auf dem europäischen Kontinent, von dem man relativ sicher sagen kann, dass er Christ war, ist Lydia von Phi­lippi, also: eine Frau.

Sie ist in der Apostelgeschichte nur kurz, aber immerhin mit ein paar Angaben erwähnt. Im 16. Kapitel schreibt Lukas, der Verfasser, dass Paulus und seine Begleiter in Philippi, im heutigen Griechenland, am Sabbat an den Fluss gingen und mit einigen Frauen sprachen. „Eine Frau namens Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu; sie war eine Gottesfürchtige und der Herr öffnete ihr das Herz, sodass sie den Worten des Paulus aufmerksam lauschte. Als sie und alle, die zu ihrem Haus gehörten, getauft waren, bat sie: Wenn ihr überzeugt seid, dass ich fest an den Herrn glaube, kommt in mein Haus und bleibt da.“

Später wird erzählt, dass sie ins Haus der Lydia kamen. „Dort fanden sie die Brüder, sprachen ihnen Mut zu und zogen dann weiter.“

Wer die Frauen waren, die Paulus und sein Begleiter Silas am Fluss getroffen haben, ist unbekannt. Einzig Lydia wird mit Namen genannt, einzig von ihr gibt es eine Reaktion. Das zeigt aus heutiger Sicht ihre damalige Bedeutung.

Der Name Lydia war übrigens kein Name, sondern eine Herkunftsbezeichnung: eine Frau aus Lydien, das wiede­rum ist eine Gegend in der heutigen Westtürkei. Die Berufsbezeichnung Purpurhändlerin deutet darauf hin, dass sie über einen gewissen Reichtum verfügte. Sie handelte mit dem teuren Färbemittel, stellte es aber nicht selbst her, was eine ziemlich unangenehme Arbeit war.

Da zweimal die Formulierung „ihr Haus“ verwendet wird, scheint sie die Hausherrin gewesen zu sein, die für die Gemeinde in Philippi eine wichtige Funktion hatte.

Im Philipperbrief, den Paulus an eben jene Gemeinde schreibt, ist sie namentlich nicht erwähnt. Warum nicht? Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Die unwahrscheinlichste: Es hat diese Frau gar nicht gegeben. Oder: Sie hieß eben nicht Lydia, sondern hatte noch einen wirklichen Namen: Evodia oder Syntyche. Diese beiden Frauen erwähnt Paulus zum Ende seines Briefes. Oder: Sie ist in der Eingangsgrußformel mitgemeint, die in der revidierten Bibelübersetzung lautet: „Paulus und Timotheus, Knecht Christi Jesu, an alle Heiligen in Christus Jesus, die in Phi­lippi sind, mit ihren Vorstehern und Helfern.“ Dazu gibt es eine Fußnote, (die ja in der Kirche neuerdings auch ganz interessant sind) und dort heißt es: „Die griechischen Bezeichnungen episkopos (Vorsteher oder Aufseher) und diakonos (Helfer oder Diener) werden später zu den Amts­titeln der Bischöfe und Diakone.“

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