03.06.2016

Die äußere und innere Reise

Für die meisten Firmlinge war die Pilger-Erfahrung neu. Foto: privat

Bad Sassendorf. Die Pfarrgemeinde Heilige Familie hat mit dem Pilgern eine uralte und doch hochaktuelle Form gefunden, um Jugendliche auf den inneren und äußeren Weg zu bringen. Ein Pilger-Aktionstag brachte den Jugendlichen sowohl die Schöpfung Gottes als auch das persönliche „hineinhorchen“ in sich selbst nahe. Die Abwechslung komtemplativer und aktiver Elemente kam sehr gut an.

Mancher mag über den modernen „Trend“ des Pilgerns schmunzeln, das Ganze sogar als „Hape-Kerkeling-Effekt“ verspotten. Doch ist die alte Kunst des Pilgerns, bei der es dem Grunde nach um die Suche nach Wahrheit, Selbsterkenntnis und sogar nach Erleuchtung geht, etwas, das sehr viele Menschen umtreibt. Lag die Zahl derjenigen, die im Jahr 1970 das Ziel Santiago de Compostela als Pilger erreichten, noch bei 68 Personen, so fanden sich im Jahr 2007 bereits 114 026 Gläubige dort ein.

Die jugendlichen Firmanwärter, die sich mit den Katecheten Bettina Westermann und Reinhard Müller für einen Tag auf den Weg machten, mussten keine körperlichen Höchstleistungen vollbringen. Jedoch erhielten sie einen tiefen Eindruck von dem, was diesen entschleunigten, spirituellen Weg ausmacht: „Besinnung – Gottes Schöpfung – Wege gehen“, – so lautete der Titel unter dem dieses, für die meisten ganz neue Projekt stand.

Statt nach Santiago de Compostela oder Assisi führte ihr Weg „nur“ in die nähere heimatliche Umgebung, zwischen Bad Sassendorf-Bettinghausen und Lohne. Die Jugendlichen setzten sich während der spirituellen Wanderung aber gleich mit verschiedenen Themen auseinander. Darunter waren auch die sogenannten „sieben Pilgerwörter“, die auf mehreren Wegabschnitten mit verschiedenen Stationen zum Nachdenken anregten. Langsamkeit, Freiheit, Schlichtheit, Sorglosigkeit, Stille, Gemeinschaft und Spiritualität lauten diese Wörter, in deren Betrachtungen sich den Jugendlichen auch die wichtigen Aspekte ihres eigenen Daseins ganz anders und intensiv darstellten.

Der Zugang zum Glauben, insbesondere das Gefühl bei der selbst erschrittenen Erfahrung der Schöpfung, fiel den Teilnehmern bei diesem ersten gemeinsamen Versuch nicht schwer. Strahlender Sonnenschein und die farbenfrohen Banner, die sie mitführten, sorgten an dem bewussten Samstagvormittag für eine lockere, gelöste Stimmung. Die Naturerfahrung tat den Rest dazu, der zum „Pilgereinstieg“ nötig war. So wurde aus der „äußeren Wanderung“ schnell auch eine „innere Wanderung“, bei der sich die Teilnehmer gedanklich nicht nur ihrer bevorstehenden Firmung widmeten.

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