17.10.2018

Brücken und Kaffeemaschinen

1999 wurde der Schrein des heiligen Severin geöffnet und intensiv untersucht. Das Bild zeigt den emeritierten Kölner Weihbischof Klaus Dick beim Zurücklegen der Gebeine im Jahr 2004.Foto: KNA

Manche Heilige würde man gern mal persönlich kennen, um zu wissen, warum sie eigentlich verehrt werden. Der heilige Severin zum Beispiel, er war im 4. Jahrhundert Bischof in Köln und ist bis heute dort sehr präsent.

von Claudia Auffenberg

Selbst in Westfalen hat man ja schon mal etwas von der dortigen Severinsbrücke gehört, auch das Vringsveedel ist nach ihm benannt und natürlich gibt es die Kirche St. Severin, eine der zwölf romanischen Basiliken Kölns. Dort wird seit Jahrhunderten der Schrein mit den Gebeinen des Heiligen bewahrt. Aber warum? Über sein Leben weiß man praktisch nichts.

Nun gibt es auch in der heutigen Zeit Promis, von denen man nicht weiß, warum man sie kennt, aber es ist natürlich ungehörig, den heiligen Seve­rin mit – sagen wir – Daniela Katzenberger zu vergleichen. Denn beim heiligen Bischof ist immerhin klar, wofür er steht, dass die Verehrung, die ihm zukommt, eigentlich einem anderen gilt.

In der Legende über Severin wird von einer interessanten Fähigkeit berichtet, nämlich, dass er himmlischen Gesang wahrnehmen konnte. Auf diese Weise soll er vom Tod des heiligen Bischofs Martin von Tours erfahren haben.

Nun könnte es sein, dass manche DOM-Leserinnen und -Leser diesen Text in der Küche lesen und dabei den Namen Severin die ganze Zeit vor Augen haben, weil er an der Kaffeemaschine steht. Denn es gibt einen Hersteller von Elektroartikeln dieses Namens, dessen Mutterhaus und Haupt­sitz im kurkölschen Sauerland liegt, in Sundern. 1892 gründete Anton Severin in Sundern einen kleinen Handwerksbetrieb, eine Schmiede. Damals war er 26 Jahre alt. Die Industrialisierung hatte das Land voll im Griff, die Elektrizität war bereits nutzbar. Dennoch, mit Strom hatte Severin noch nichts im Sinn. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde aus der Schmiede die Metallwarenfabrik, man konzentrierte sich u. a. auf Gardinenstangen. Nach der Währungsreform 1948 und der steigenden Nachfrage nach Konsumgütern begann Seve­rin mit der Produktion elektrischer Haushaltsgeräte. Bis heute produziert Severin in Sundern, allerdings auch in China. Und erst seit diesem Jahr ist das Unternehmen nicht mehr in Familienbesitz.

Nun denkt man in Sundern nicht sofort an Toaster oder Staubsauger, wenn man Seve­rin hört, denn es gibt mehrere Familien in der Gegend, die so heißen. Das hat vielleicht mit den Patronaten in der Region zu tun, die mindestens dazu geführt haben, dass der Name dort vertraut ist. So gibt es in Calle bei Meschede die Pfarrei St. Severinus mit einer gleichnamigen Schützenbruderschaft. Im Erzbistum gab und gibt es noch einige weitere Severinus-­Patronate, so in Esbeck bei Lippstadt, in Kamen und in Soest, also immer dort, wo es historisch gesehen Kontakte nach Köln gab.

Man sieht, es hat doch alles mit allem irgendwie zu tun.

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