Über die Kraft des Glaubens – Michael Domsgen im Gespräch

Wie kann der christliche Glaube Menschen Mut machen und zu einem ­besseren Leben führen?

Michael Domsgen ist Theologe, Religionspädagoge, Professor für Evangelische Religions­pädagogik an der Theologischen Fakultät der Martin-Luther-­Universität Halle-­Wittenberg und Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). (Foto: KNA)
Michael Domsgen ist Theologe, Religionspädagoge, Professor für Evangelische Religions­pädagogik an der Theologischen Fakultät der Martin-Luther-­Universität Halle-­Wittenberg und Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). (Foto: KNA)
veröffentlicht am 19.11.2023
Lesezeit: ungefähr 3 Minuten

Wie kann der christliche Glaube Menschen Mut machen und zu einem ­besseren Leben führen? Damit beschäftigt sich das neue Forschungs­zentrum „Christliches Empowerment in der Säkularität“ an der Universität Halle. Mit Michael Domsgen sprach Karin Wollschläger.

Herr Professor Domsgen, Empower­ment aus christlicher Per­spektive – was muss man sich darunter eigentlich vorstellen?

Michael Domsgen: „Empowerment zielt auf Lebenshilfe, die Menschen befähigt, ihren eigenen Kräften zu vertrauen und ihr Leben selbstständig zu gestalten. Das ist nicht ausschließlich christlich, aber eben auch christlich beschreibbar. Letztlich geht es darum, darüber nachzudenken, wie aus christlicher Perspektive die Möglichkeiten erweitert werden können, dass Menschen ihr Leben selbstbestimmt leben.

In Empower­ment steckt der Begriff Power drin. Er verweist auf Ermutigung, aber auch auf die Machtfrage: In welchen Strukturen stecke ich eigentlich? Komme ich darin überhaupt zur Ermutigung oder gibt es strukturelle Hindernisse?“

Dass die christliche Botschaft em­powern kann, ist für Sie gesetzt?

Michael Domsgen: „Davon gehen wir aus. Das ist unsere Arbeitshypothese, dass das vom Selbstanspruch des Evangeliums her so ist. Aber: Es wird etwas nur dann zur Frohen Botschaft, wenn Menschen diese Botschaft auch als froh machend erleben können.“

Können Sie den Ansatz des ­neuen Forschungs­zentrums noch ein bisschen genauer beschreiben?

Michael Domsgen: „Wir wollen wissen, was Menschen Mut macht und Kraft gibt, und wie dabei die Kommunikation des Evangeliums ins Spiel kommen kann. Wir wollen heraus­finden, in welcher Weise das Evangelium als Ressource dafür geltend gemacht wird und wie Menschen dies nutzen.“

Auf welche Menschen richtet Ihr Zentrum denn den Fokus: Gläubige wie Nicht-Gläubige?

Michael Domsgen: „Wir schauen vor allem auf Menschen, die nicht religiös sozialisiert wurden und diejenigen, die von sich sagen, nicht religiös zu sein. Dabei ist nicht nur der mitteldeutsche Raum im Blick. Säkularisierungsprozesse greifen ja mit regionalen Unterschieden in ganz Deutschland. Auch Kontexte in Osteuropa oder in den Niederlanden sind für uns interessant.“

Und welche konkreten Themen werden untersucht?

Michael Domsgen: „Die erste Forschungsstelle arbeitet religionspädagogisch. Wir wollen wissen, wie Menschen Religion lernen, wie sie sich ihre Zugänge dazu bauen. Wir beschäftigen uns zum Beispiel mit den Lebenswendefeiern in Halle, die inzwischen von der Mehrheit der Jugendlichen in der Stadt besucht werden. Das ist ein ökumenisches Angebot der Kirchen für Jugendliche und ihre Familien, die nicht religiös sind. Quasi als Alternative zur Jugendweihe. Unsere Studie untersucht, wa­rum das so gut klappt.

Die zweite Forschungsstelle hat einen kirchenentwicklerischen Fokus. Wir schauen auf Aufbruchsituationen, evaluieren zum Beispiel die sogenannten „Erprobungsräume“, also Projekte in der Kirche, die Innovationen anstoßen und neue Gemeindeformen oder Zugangswege versuchen. Die dritte Forschungsstelle befasst sich mit Kirchentheorie in Ökumene und Wissenstransfer. Dort nehmen wir gezielt andere Kontexte in den Blick und fragen, was wir davon lernen können.“

Was sind denn entscheidende Faktoren, damit sich solch ein christliches Empower­ment entfalten kann?

Michael Domsgen: „Ganz wichtig ist die Erfahrung der Selbstwirksamkeit. Es ist die Erfahrung, mit meinen Möglichkeiten – theologisch: mit den Gaben, die mir geschenkt wurden – mein Leben gestalten zu können. Dazu gehören Partizipation und Vernetzung. Auf diese Weise kann ich auf neue Weise mit der eigenen Verletzlichkeit umgehen. Die christliche Lebensform kann dafür wichtige Impulse bieten.“

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