Jeder hat einen Namen – Mahnmal in Bielefeld
In der ostwestfälischen Stadt Bielefeld erinnert seit 1998 ein Mahnmal an mehrere Tausend Juden aus Bielefeld und der Umgebung, die ab dem Jahr 1941 in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert wurden.

In der ostwestfälischen Stadt Bielefeld erinnert seit 1998 ein Mahnmal an mehrere Tausend Juden aus Bielefeld und der Umgebung, die ab dem Jahr 1941 in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert wurden.
Direkt nach ihrer Machtergreifung am 30. Januar 1933 begannen die Nationalsozialisten, alle Juden aus der Gesellschaft zu verdrängen. Adolf Hitler und seine Mitstreiter erließen etwa 2.000 antijüdische Gesetze und Verordnungen. In historisch beispielloser Schärfe führten die Maßnahmen des NS-Regimes über den Judenboykott, Berufsverbote, Auswanderungsdruck, die Nürnberger Gesetze, die Reichspogromnacht und Ghettoisierung bis hin zum Holocaust. 1939 kündigte Hitler die Vernichtung aller Juden in Europa an. Ihr fielen über sechs Millionen Menschen zum Opfer.
Ein Ort, der die Erinnerung an die Verfolgung der Juden wachhalten soll, ist der Bahnhofsplatz vor dem Bielefelder Hauptbahnhof, dem ab 1941 zentralen Deportationsbahnhof, von wo aus Juden aus der gesamten Region – von Rheda über Paderborn und Höxter bis Vlotho und Minden – in die Ghettos und Konzentrationslager des Ostens verfrachtet wurden. Am 16. August 1998 wurde dort ein Mahnmal eingeweiht, das an diese deportierten Juden erinnert. Von den 420 aus Bielefeld verschleppten Juden überlebten nicht mehr als 60. Aus der gesamten Region, dem Regierungsbezirk Minden, aus Lippe und Schaumburg-Lippe wurden insgesamt 1.840 jüdische Männer, Frauen und Kinder verschleppt.

„Jede Ermordete, jeder Ermordete hat einen Namen“
Angeregt und finanziell ermöglicht wurde die Erstellung des Mahnmals mit dem Titel „Jede Ermordete, jeder Ermordete hat einen Namen“ von einer Friedensgruppe der Altstädter Kirchengemeinde. Die Gestaltung wurde vom Architekten Hartmut Falkenberg ebenfalls ehrenamtlich ausgeführt: Auf zwei stilisierten Pulten aus Metall sind die Namen der 1.840 Juden eingraviert.
Als weiterer Text steht auf den Tafeln auf hebräisch und deutsch der Psalm 78,6: „Auf dass erkenne das künftige Geschlecht, die Kinder, die geboren werden, dass sie aufstehen und erzählen ihren Kindern.“ Die unregelmäßige Form der Pulte verweist auf die gewaltsamen Brüche in der jüdischen Geschichte. Das eigentliche Denkmal soll nicht das Denkmal selbst, sondern die gleichrangige Anordnung und gute Lesbarkeit der Namen sein.
Die schwerste Aufgabe für die „Initiative Mahnmal“ war nicht das Sammeln von Spenden für die Erstellung des Mahnmals, sondern vielmehr die Recherche der Namen der Opfer, die auch heute noch nicht abgeschlossen ist. Aus diesem Grund ist die letzte Spalte der Schrifttafeln unbeschrieben geblieben. Zu den runden Jahrestagen der Bielefelder Deportationen finden Gedenkveranstaltungen am Mahnmal statt, bei denen Freiwillige die Namen der Opfer verlesen.
Info
Das Mahnmal befindet sich direkt vor dem zentralen Eingang in den Bielefelder Hauptbahnhof und ist jederzeit zugänglich. Insgesamt neunmal hielten zwischen 1941 und 1945 Deportationszüge am Hauptbahnhof, um Juden aus der Stadt und der Region in die Ghettos und Lager zu schicken.
Patrick Kleibold

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