Angriffe in Israel – „Das Gottvertrauen hat uns geholfen“

Mit dem Terroranschlag der palästinensischen Hamas rückt für die Theologin Adelheid Büker-Oel der Wunsch nach Frieden in einem Land, das Vorbild für alle sein könnte, in weite Ferne. Sie war mit einer Pilgergruppe in Israel, als dort die Raketen einschlugen.

Die Pilgergruppe unterwegs.  (Foto: privat)
Die Pilgergruppe unterwegs.  (Foto: privat)
veröffentlicht am 25.10.2023
Lesezeit: ungefähr 5 Minuten

Mit dem Terroranschlag der palästinensischen Hamas rückt für die Theologin Adelheid Büker-Oel der Wunsch nach Frieden in einem Land, das Vorbild für alle sein könnte, in weite Ferne. Sie war mit einer Pilgergruppe in Israel, als dort die Raketen einschlugen. 

Geseke. „Wir pilgerten auf dem Zuckerpfad durch die Wüste von Jericho nach Jerusalem, als wir vielleicht 30 Kilometer weit entfernte Sirenen und dann auch Einschläge hörten“, erinnert sich Adelheid Büker-Oel, Leiterin der Abteilung Schulpastoral des Bereichs Schule und Hochschule im Erzbistum Paderborn, an eine außergewöhnliche Reise, die sie mit 20 weiteren Religionslehrerinnen und Religionslehrern aus dem Erzbistum Paderborn unternommen hatte. Sie soll ihr für immer im Gedächtnis bleiben, denn die Gruppe erlebte die Anschläge der Hamas auf Jerusalem mit.

Gemeinsam mit Dr. Dennis Lewandowski hatte sie die Reise inhaltlich vorbereitet. Zunächst verlief alles nach Plan, die Gruppe machte sich in den neun Tagen auf den Spuren Jesu auf den Weg nach Nazareth und besuchte die heiligen Stätten am See Genezareth. Dies alles mit der Motivation, zurück zu Hause einen lebendigen Glauben in den Unterricht zu tragen. Untergebracht waren die Pädagoginnen und Pädagogen in Kibbuzen, einem Gästehaus der Rosary-Sisters und Hotels.

Kreisende Hubschrauber und fallende Schüsse

Adelheid Büker-Oel war mit einer Pilgergruppe in Israel, als die Hamas die Anschläge verübte. (Foto: Erzbistum Paderborn)

Auf der zweitägigen Wüstenwanderung dann dies: „Wir sahen die Kondensstreifen von abgefangenen Raketen am Himmel, Hubschrauber kreisten und Schüsse fielen.“ Aber: „Wir haben uns in der ganzen Zeit relativ sicher gefühlt. Das, was wir gesehen haben, war zum Glück nicht das, was unsere Angehörigen und Freunde durch die Medien mitbekommen haben“, beschreibt sie.

Zur Beruhigung mit beigetragen habe ihr erfahrener Tour-Guide Tati Weiss, eine deutsche, ehemalige Pastorin, die nach Israel ausgewandert ist. Sie habe eine große Gelassenheit ausgestrahlt und rückte Raketen­einschläge und Sirenen, die für die Bevölkerung eine ständige Bedrohung darstellen, in ein anderes Verhältnis. 

Nach dem Anschlag wurde ein Alternativprogramm gefahren. Es ging ans Tote Meer und später nach Jerusalem, wo sie aufgrund der wenigen Touristen zum ersten Mal das Grab in der Grabeskirche sehen konnten. Ihre Unterkunft im Kibbuz mussten sie verlassen, um Platz zu machen für Geflüchtete aus dem Gazastreifen.

Angst, nach Jerusalem zu gehen, hatte Adelheid Büker-Oel vor dem Hintergrund, „dass die Palästinenser nicht ihr Heiligtum bombardieren werden“, eher nicht. Und auch nicht, als sie zum Raketenalarm in den Bunker des Hotels mussten oder mehr oder weniger schutzlos an der Klagemauer standen. Aber: „Das war schon komisch. Da haben wir uns, wie alle anderen auch, ganz dicht an die Mauer gestellt. Nach ein paar Minuten war alles vorbei.“

Ausreise über Jordanien

Sie, die bereits drei Mal in Israel war, habe sich auch in dieser Ausnahmesituation sicher gefühlt, was nicht heißt, dass sie unbekümmert, geschweige denn unerschrocken gewesen sei. „Jeder erlebt Angst und Unsicherheit anders. Da muss man gerade in der Gruppe für Zusammenhalt sorgen. Vor allem, wenn jeder etwas tun möchte, um sich und die anderen aus der Situation zu retten“, erinnert sie sich an eine furchtbare Ausreise über Jordanien, die mit zwar üblichen, aber etlichen, durch die Situation verschärften Kontrollen und langen Wartezeiten für den Bustransfer einherging. Stundenlanges Stehen in der Hitze und die ständige Unsicherheit, was denn passieren würde, zerrten an ihnen. Nicht wie geplant ging es über Tel Aviv, sondern über Amman und Dubai zurück nach Hause. 

Bis dahin jedoch fühlte sich die Gruppe ziemlich sich selbst überlassen, verunsichert und hilflos. Die deutsche Regierung habe sich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sehr lange Zeit gelassen, die Deutschen vor Ort zu evakuieren. Auch wenn gerade Deutschland wegen des Holocausts Israel gegenüber belastet ist, so hätte man bei Gefahr für Leib und Leben deutschen Touristen akut zur Seite stehen können.

Sie hätten sich nach Aufforderung des Auswärtigen Amtes in eine Krisenliste eintragen sollen. „Doch die Website funktionierte gar nicht.“ Akute Hilfestellung gab es nicht. Die Lufthansa habe sich sehr lange Zeit gelassen mit der Entscheidung, ob sie fliegt oder nicht, was das Umbuchen verzögerte.

Initiative vom Domprobst

Tatkräftig unter die Arme gegriffen habe da Dompropst Joachim Göbel, der das Reisebüro beauftragte zu buchen, „ungeachtet der Kosten. Die Leute müssen raus“, blickt sie dankbar auf dessen Initiative zurück und auf  eine besondere Reise, die sie immer wieder noch mal machen würde.

Sicherlich hätten sie großes Glück gehabt. Was ihr dennoch sehr geholfen habe, „war das Gottvertrauen, dass alles gut geht. Ohne wären wir Gefahr gelaufen, in Angst zu erstarren.“ Der schreckliche Nahost-Konflikt mit unnötigen Toten und einer Machtpolitik mache sie sehr traurig, sie verurteile den terroristischen Angriff der Hamas aufs Äußerste. „Israel ist die Wiege vieler Weltreligionen und eigentlich ein prädestiniertes Land dafür, dass Menschen mit unterschiedlichen Religi­onen friedlich zusammenbringen könnte.“ Das aber wird leider noch lange eine Vision bleiben. 

Marion Heier

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