„Wissen, wieso man etwas tut“ – René Fahr über Transformation

Religionen kommt nach Meinung von Professor René Fahr bei der Transformation der Wirtschaft eine wichtige Rolle zu

Die Nutzung der Windkraft zur Stromerzeugung ist für Professor René Fahr ein Beispiel für gelungene Transformation. (Foto: Pixabay)
Die Nutzung der Windkraft zur Stromerzeugung ist für Professor René Fahr ein Beispiel für gelungene Transformation. (Foto: Pixabay)
veröffentlicht am 12.10.2023
Lesezeit: ungefähr 4 Minuten

Religionen kommt nach Meinung von Professor René Fahr bei der Transformation der Wirtschaft eine wichtige Rolle zu. Zu diesem Thema hielt er einen Vortrag bei der Akademischen Jahresfeier der Theologischen Fakultät.

Paderborn (-haus). Wirtschaft und Werte – ein Verhältnis, das immer wieder die Gemüter erregt und über das viel diskutiert wird. Nach Meinung des Wirtschaftswissenschaftlers Professor René Fahr von der Universität Paderborn hat die Frage nach den Werten beim aktuell anstehenden Transformationsprozess Richtung Nachhaltigkeit einen zentralen Stellenwert. Seine Thesen dazu standen im Mittelpunkt des Festvortrags „Die Transformation der Wirtschaft – Die Rolle der Religion“, den der Wissenschaftler bei der Akademischen Jahresfeier der Theologischen Fakultät Paderborn hielt. Im Gespräch mit dem Dom erläuterte er seine zentralen Thesen. „Ohne eine Wertebasis wird der Prozess, in dem wir uns befinden, bestenfalls erduldet. Wer jedoch werteorientiert handelt, hat nicht nur die Kraft, das irgendwie hinzukriegen, sondern die Transformation positiv zu gestalten und zu erleben“, lautet eine der Sichtweisen Fahrs.

Seiner Meinung nach ist nicht die Frage nach den technischen Lösungen das eigentliche Problem, sondern die nach einer geistigen Kraftquelle: „Es braucht keine Wundertechnik, um z. B. ressourcenschonend zu agieren. Die Möglichkeiten, etwa die Windkraftnutzung, haben wir. Was es braucht, ist ein Wertesystem, aus dem heraus eine positive Einstellung zum aktuellen Transformationsprozess zu gewinnen und positive Modell zu entwickeln.“

Wachstumsmodell in der Wirtschaft ist überholt

Und genau an dieser Stelle kommen für den Wirtschaftsexperten die Religionen und hier speziell die christliche ins Spiel: „Der Schöpfungsgedanke, wie er im Sonnengesang des Franz von Assisi interpretiert wird, bringt es auf den Punkt.“ Und um die Bewahrung dieser Schöpfung gehe es beim aktuellen Transformationsprozess: „Nach heutiger Einschätzung ist das überkommene Wachstumsmodell in der Wirtschaft überholt, denn die Ressourcen sind begrenzt.“ Doch die neue Sichtweise allein damit zu begründen, reicht nach Fahrs Meinung nicht aus: „Die Vorgabe, keinen Schaden anzurichten, genügt als Maßstab nicht.“ Er plädiert für eine Herangehensweise, die statt instrumenteller Werte die intrinsischen Werte in den Mittelpunkt stellt.

Seit 2008 ist Prof. Fahr Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre und seit Juni 2019 Vizepräsident für Wissens- und Technologietransfer an der Universität Paderborn. (Foto: Universität Paderborn)

Als Beispiel führt der Wirtschaftswissenschaftler die Gletscher an: „Sie sind als Süßwasserzulieferer wichtig und haben beim Klima einen entscheidenden Einfluss. Doch die Gletscher nur aus diesen Gründen zu schützen, wäre meiner Meinung nach nicht richtig.“ Für Fahr sollte ein anderer Grund im Mittelpunkt stehen: „Sich für den Erhalt einzusetzen, müsste sich allein schon aus der Tatsache ergeben, dass es sie gibt, dass sie Teil der Schöpfung sind, kurz gesagt aus dem einfachen Grund, weil Gletscher schön sind!“ Entscheidungen, die allein auf Nützlichkeitsüberlegungen basieren, verengen für Fahr die Perspektive und sind dem Transformationsprozess nicht angemessen.

Kirche als Kraftquelle

Auch wenn die Kirche aktuell viel an Glaubwürdigkeit eingebüßt hat, setzt der Wirtschaftswissenschaftler Hoffnungen in sie und ihre Möglichkeiten: „Weniger als Mahnerin, sondern als Kraftquelle, denn Menschen brauchen gerade in solchen Umbruchsituationen spirituellen Halt.“ In wirtschaftlicher Hinsicht sind es die Familienunternehmen, die ihn optimistisch stimmen: „Sie spielen eine wichtige Rolle, denn hinter ihnen stehen eine gemeinsame Verpflichtung, eine Idee und ein überkommener Auftrag, der über die reine Gewinnerzielung hinausgeht.“ Natürlich erlebten auch solche Unternehmen Krisen, doch erfahrungsgemäß seien sie in der Lage, sie besser zu überwinden als bspw. Aktiengesellschaften, die auf reine Renditeoptimierung setzten.

Schauen Sie doch mal in die aktuelle DOM-Ausgabe rein. Dort finden Sie eine Vielzahl an Berichten zur katholischen Kirche im Erzbistum Paderborn, deutschlandweit und auch weltweit. Es lohnt sich bestimmt.

Weitere interessante Artikel auf DerDom.de
06.12.2023

 

 

 

 

Krippen aus unterschiedlichen Kulturen und im Wandel der Zeit

Eine Ausstellung im Museum im Hütteschen Haus in Höxter zeigt Krippen aus anderen Kulturen und macht deutlich, wie sich der Blick auf das weihnachtliche Geschehen immer wieder veränderte.

weiterlesen
06.12.2023

 

 

 

 

Nikolaus an Hamburger Fischauktionshalle entdeckt

Bonifatiuswerk freut sich über Präsenz des heiligen Nikolaus im Miniatur Wunderland Hamburg.

weiterlesen
06.12.2023

 

 

 

 

Fragen und Antworten rund um den Heiligen Nikolaus

Kaum ein anderer Heiliger ist so populär wie Nikolaus. Dabei ist über den echten Nikolaus nur sehr wenig bekannt.

weiterlesen