Zugunglück in Geseke – Die Frage nach der Notfallseelsorge
Das tragische Zugunglück in Geseke mit tödlichem Ausgang eines Warsteiner Lokführers lässt die Frage nach der Notfallseelsorge aufkommen.

Das tragische Zugunglück in Geseke mit tödlichem Ausgang eines Warsteiner Lokführers lässt die Frage nach der Notfallseelsorge aufkommen. Wie wurden und werden Angehörige, Anwohner und Einsatzkräfte in den ersten Stunden vor Ort psychisch betreut?
Soest/Geseke. Pfarrer Frank Rüter begleitet die Notfallseelsorgesysteme, die die Evangelische Kirche von Westfalen in Kooperation eingerichtet hat. Ihnen sind auch die ehrenamtlichen Notfallseelsorger der katholischen Kirchen angeschlossen. Weil die Sicherheit und Privatsphäre der betroffenen Angehörigen und auch Anwohner gewahrt werden muss und die Seelsorger, darunter auch drei Pfarrer, der Schweigepflicht unterliegen, „sind wir immer sehr zurückhaltend“, gibt Frank Rüter zu verstehen. Ja, es sind Notfallseelsorger in Geseke gewesen, um in erster Linie Anwohnern und Menschen, die zum Unglückszeitpunkt vor Ort waren, zur Seite zu stehen.
Die Geistlichkeit wie in diesem Fall Pfarrer Rainer Stahlhacke rückt da nicht einfach aus, sondern es kommen ausgebildete Notfallseelsorger – darunter auch Pfarrer – dorthin, verdeutlicht der Geseker Geistliche, der eine solche Situation noch nicht erlebt hat, aber zu seiner Zeit in Erfurt beim Amoklauf am Guttenberg-Gymnasium in Rufbereitschaft stand.

Schützen, entlasten, stützen
Er habe das erste Mal bewusst erlebt, dass – noch bevor die Feuerwehr richtig vor Ort war – bereits im Internet bewegte Bilder über das Unglück kursierten. Es sei schwierig gewesen, nach dem klassischen, klar strukturierten Ablaufplan vorzugehen, der beinhaltet, dass Identitäten überprüft und letztendlich die Botschaft vom Tod überbracht werden muss. „Da ist die Nachricht schneller bei den Angehörigen, als wir vor Ort sein können“, so Rüter. Dies muss man trennen: Die psychosoziale Notfallversorgung von Eisatzkräften, die mitunter Tage am Unfallort verbleiben, wird von einem ausgebildeten Team der Feuerwehr selbst geleistet. Das Seelsorgeteam des Kirchenkreises kümmert sich um die Betroffenen, die Bürger und die Bevölkerung.
Der erste Grundsatz bei einem Einsatz lautet: schützen, entlasten, stützen. „Es geht darum, Sicherheit zu vermitteln. Wir sagen: Du bist hier sicher und wir haben Zeit für dich.“ Die Betroffenen zeigen ganz unterschiedliche Belastungsreaktionen. Sie zittern oder schweigen, ziehen sich still in eine Ecke zurück oder schreien wild umher. Auch das müsse man erklären, dass diese Reaktionen, mit denen der Körper auf ein unnormales Ereignis reagiert, vollkommen normal sind. „Viele können das, was ihr Körper unter Stress macht, nicht einordnen. Sie fragen sich, was gerade mit ihnen passiert. Dabei bringt sich der Körper mit diesen Reaktionen wieder ins Lot“, beschreibt Rüter.
Reaktionen sind normal
Die weitere Unterstützung liege darin, den Betroffenen zur Selbstfürsorge anzuleiten, zu schauen, ob vielleicht der Besuch einer Beratungsstelle oder weitere soziale Stützen sinnvoll sind. Die Notfallseelsorge werde sehr dankbar angenommen und als entlastend empfunden, gerade wenn und weil man mit einem solch tragischen Moment überfordert ist. Das rund 30-köpfige Team trifft sich einmal im Monat, um sich zu besprechen. Dabei ist es für jeden wichtig, eine Art Psychohygiene zu betreiben. Unter dem Motto „Mitfühlen: Nein, Mitleid: Ja“ heißt es, „nicht mitzuschwimmen. Man muss sich Tricks aneignen, um runterzufahren und das Leid des anderen nicht selbst anzunehmen“, verdeutlicht Rüter die schwierige Aufgabe am Menschen.
Zur Struktur der Notfallseelsorge im Kreis Soest: Der Kirchenkreis Soest-Arnsberg erstreckt sich über die zwei Landkreise Kreis Soest und Hochsauerlandkreis. Da das öffentliche Rettungssystem von Landkreisen organisiert wird, gibt es das System Soest (Kreis Soest) und das System Arnsberg (HSK). Diese Aufteilung ist im neuen Kirchenkreis beibehalten worden, unter anderem, weil die Fläche des Kirchenkreises sehr groß ist (Soest-Arnsberg ist flächenmäßig der größte Kirchenkreis innerhalb der Evangelischen Kirche von Westfalen). Grundlage der Arbeit ist eine Vereinbarung des EvKS und der Katholischen Dekanate Lippstadt-Hellweg und Rüthen mit dem Kreis Soest.

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