St.-Vincenz-Krankenhaus – Allein geht es nicht mehr weiter
Die in Insolvenz befindliche St.-Vincenz-Krankenhaus GmbH in Paderborn sucht Krankenhausträger für eine Fusion.

Die in Insolvenz befindliche St.-Vincenz-Krankenhaus GmbH in Paderborn sucht Krankenhausträger für eine Fusion. Es ist denkbar, dass die Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern als zurzeit alleiniger Gesellschafter der GmbH die Kliniken an einen neuen Träger übergeben muss.
Paderborn. In den kommenden Wochen werden sich die Mitarbeitenden in den drei Krankenhäusern der St.-Vincenz-Krankenhaus GmbH an ungewöhnlichen Besuch gewöhnen müssen. Gruppenweise werden Vertreter anderer Kliniken und Klinikträger die Häuser in Paderborn und Salzkotten besuchen, um sich ein Bild zu machen. Darauf hat die Geschäftsführung der St. Vincenz GmbH die Mitarbeitenden in einem internen Rundschreiben hingewiesen.
Die fremden Besucher kommen auf Einladung. Sie sollen ein Angebot für den Einstieg oder die Übernahme der insolventen Krankenhaus GmbH abgeben. Allein werden die Barmherzigen Schwestern – die Vincentinerinnen – das Krankenhaus in Zukunft nicht tragen können. Auch das hat Schwester Katharina M. Mock, Generaloberin der Vincentinerinnen, in einem Rundschreiben an die Mitarbeitenden mitgeteilt.
Partner aus der Region finden
Gesucht werden neue Partner, die das Eigenkapital des insolventen Unternehmens stärken und Forderungen der Gläubiger befriedigen können. Offenbar hat diese finanzielle Notwendigkeit Vorrang vor den Wünschen der Vincentinerinnen, möglichst einen christlichen Partner aus der Region zu finden, der das Krankenhaus „in einem Trägerverbund im Sinne des heiligen Vincenz von Paul weiterführt“, so Schwester Katharina M. Mock
Es ist auch bekannt, an wen die Barmherzigen Schwestern dabei denken: die Katholische Hospitalvereinigung Weser-Egge, kurz KHWE, im Nachbarkreis Höxter. Für diese „Verbundlösung“, so Schwester Katharina M. Mock, spricht die räumliche Nähe und katholische Trägerschaft der Katholischen Hospitalvereinigung.
Die KHWE ist ein Verbund von vier Krankenhäusern in Höxter, Brakel, Bad Driburg und Steinheim, die zum Teil früher katholischen Kirchengemeinden im Kreis Höxter gehörten. Das St.-Vincenz-Hospital in Brakel wurde vor 170 Jahren ebenfalls von Barmherzigen Schwestern gegründet. Erst vor drei Jahren verließen die letzten Vincentinerinnen den Standort. Sie hatten im Brakeler Altenheim St. Antonius gewohnt und gearbeitet.
Man habe sich im Verwaltungsrat der KHWE mit einer möglichen Fusion intensiv beschäftigt, bestätigte eine KHWE-Sprecherin. Aber auch im Kreis Höxter ist man sich bewusst, dass es Mitbewerber gibt, die finanziell mehr bieten können.
Eine schlechte Nachricht aus dem Juni trübt die Hoffnungen auf eine Fusion im Hochstift. Die KHWE gab damals bekannt, dass sie unter aktuellen Bedingungen mit einem Millionen-Defizit für das laufende Jahr rechnet, auch wenn sie 2022 noch einen Überschuss von 2,6 Millionen Euro verzeichnete.
„Größtmögliche Gläubigerbefriedigung“ ein ein wichtiges Ziel
Ist die KHWE also der wirtschaftlich potente Partner, der der St.-Vincenz-Krankenhaus GmbH eine solide Basis für eine Weiterentwicklung bieten kann? In einem Insolvenzverfahren sei die „größtmögliche Gläubigerbefriedigung“ ein wichtiges Ziel, erklärte Dr. Rainer Eckert, der die Insolvenz in Eigenverwaltung im St. Vincenz als Sachverwalter begleitet. Die Verantwortlichen für das Insolvenzverfahren sind diesem Ziel verpflichtet. Wer im Bieterverfahren das höchste Angebot vorlegt, hat die besten Chancen auf einen Einstieg oder eine Übernahme. Die religiöse Ausrichtung ist sekundär.
Die Vincentinerinnen, die über ihre Ordensgenossenschaft alleinige Träger der St.-Vincenz-Krankenhaus GmbH sind, richten sich auf die schlimmsten Szenarien ein. Es könne sein, „dass wir uns aus der Trägerschaft der St.-Vincenz-Kliniken teilweise oder ganz verabschieden müssen“, teilte Generaloberin Schwester Katharina M. Mock mit. Denkbar ist auch ein privater Träger.
Der Beginn des eigentlichen Insolvenzverfahrens wurde für Mitte der ersten Oktoberwoche angekündigt. Dabei können Vertragsverhältnisse neu gestaltet werden. Erst wenn die Frage der zukünftigen Trägerschaft geklärt ist, kann ein Insolvenzplan erstellt werden, der das Verfahren zum Abschluss bringt. Wie viel Einfluss die Vincentinerinnen auf diese Entscheidung haben, ist die offene Frage. Offenbar zählen vor allem die wirtschaftlichen Argumente.
Karl-Martin Flüter

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