Kunst für die Welt

Die Anlage der Erzabtei Beuron inmitten der Landschaft des Donautals (Fotos: Konradsblatt)

Der Kunstverlag Beuron hat bewegte Zeiten erlebt und glänzende Erfolge ­gefeiert: Selbst im New Yorker Stadtteil Manhattan hatte das Kloster zeitweise einen ­Verkaufsladen. Jetzt wird mit einer Ausstellung an die 125-jährige Geschichte erinnert.

Für die Erzabtei Beuron ist das Jahr 2023 ein Jubiläumsjahr. Zum einen feiern die Benediktiner im Donautal das 160-­jährige Bestehen ihres Klosters, das am Pfingstsonntag 1863 gegründet wurde. Dass in die Gemäuer des im 11. Jahrhundert gegründeten und im Zuge der Säkularisation 1803 aufgelösten früheren Augustiner-­Chorherrenstiftes wieder klösterliches Leben einziehen konnte, war Fürstin Ka­tharina von Hohenzollern-­Sigmaringen zu verdanken.

Die fromme Katholikin hatte zuvor einige Zeit als Ordensfrau im römischen Franziskanerinnenkloster Sant’­Ambrogio della ­Massima gelebt und war dort auf skandalöse Missstände und In­trigen gestoßen. Es drohte ihr sogar die Ermordung, bevor sie ihr Cousin, Erzbischof Gustav Adolf zu Hohenlohe-­Schillingsfürst aus den Fängen der dortigen Äbtissin, der Nonnen und des klösterlichen Beichtvaters befreite. Nach ihrer Rückkehr ins normale Leben und zahlreichen Gesprächen mit ihrem neuen Beichtvater, dem Benediktiner Maurus Wolter, nahm sich die Fürstin vor, ein Benediktinerkloster in Deutschland zu gründen.

Durch die Pension, die sie als Witwe ihres verstorbenen zweiten Mannes, Fürst Karl von Hohenzollern-­Sigmaringen bezog, war sie sehr wohlhabend. Sie erwarb 1863 das säkularisierte Kloster der Augustiner-­Chorherren im Donautal. Sie übergab es an die Benediktiner und wurde somit zur Stifterin des Klosters Beuron. Wenn der Spruch vom lieben Gott, der auf krummen Zeilen gerade schreiben kann, zutrifft, dann zweifellos auf die Geschichte von Fürstin Katharina und dem Kloster Beuron.

„Beuroner Kunstschule“ belebte alte Traditionen

Aber nicht dieses an sich schon bemerkenswerte Jubiläum steht 2023 in Beuron im Vordergrund. Auch nicht die ebenfalls vor 160 Jahren erfolgte Wiedereröffnung der traditionsreichen Wallfahrt zur Schmerzhaften Muttergottes, die zuvor ebenfalls der Säkularisation zum Opfer gefallen war. Schwerpunkt des Gedenkens ist das 125-­jährige Bestehen des Beuroner Kunstverlages.

Die Druckerei

Die Anfänge dieses Verlages im Jahr 1898 sind eng verbunden mit der sogenannten „Beu­roner Kunstschule“, die von einer Gruppe von Künstlermönchen um Desiderius Lenz, Gabriel Würger und Lukas Steiner begründet wurde. Ihr Anliegen war eine Erneuerung des künstlerischen Schaffens der ka­tholischen Kirche, die sie nicht zuletzt durch die Aufnahme von Elementen aus ägyptischer, altchristlicher und byzantinischer Zeit zu erreichen suchten. Langfristig stieß diese Bewegung künstlerisch zwar an ihre Grenzen. Das änderte aber nichts an deren Erfolg. Die Kunstdrucke des „Verlags der Beuroner Kunstschule“, wie er damals noch hieß, fanden eine große Nachfrage. Inhaltlich stellte sich der Verlag in den nächsten Jahrzehnten dann immer breiter auf und gab auch anderen Kunstrichtungen Raum. 1934 erfolgte die Umbenennung in Beuroner Kunstverlag.

Ein geradezu exponentielles Wachstum

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts befand sich der Verlag unablässig auf Expansionskurs. Was den Annalen zufolge mit Auflagen von ein paar Hundert begann, steigerte sich in geradezu exponentieller Weise. Bereits um 1920 betrug die Auflage der auf Bestellung gedruckten Karten und Heiligenbildchen bis zu 3,5 Millionen. „Der Beuroner Kunstverlag stillte in dieser Zeit das stark ausgeprägte Verlangen nach christlicher Kunst und Literatur“, stellt Christopher Schmidberger, der Leiter des Beu­roner Klosterarchivs, fest. „Es gab damals einen Markt für ­solche Zahlen.“ Und das galt nicht nur für den deutschsprachigen Raum. In den 1930er-­Jahren war der Beuroner Kunstverlag sogar im Zen­trum von Manhattan mit einem Verkaufsladen präsent.

Das Team

Auch wenn es diesen Laden in New York schon lange nicht mehr gibt: Der Beuroner Kunstverlag ist auch 2023 noch höchst lebendig. Unter Leitung von Verlagsleiter Pater Mauritius Sauerzapf arbeiten sieben weltliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie ein Beuroner Bruder in den Bereichen Einkauf und Herstellung, Vertrieb, Kundenberatung, Werbung, Auftragsbearbeitung, Auslieferung, Versand und Buchhaltung. Technisch und logistisch bewegt sich der Verlag selbstverständlich auf der Höhe der Zeit. Längst hat der Onlineshop die Bestellungen per Post abgelöst. Und auch der Aspekt der Nachhaltigkeit spielt heute eine wichtige Rolle. Aufmerksame Kundinnen und Kunden werden das unter anderem an den ökologischen ­Verpackungsmaterialien erkennen.

Motive an die Nachfrage angepasst

Pater Mauritius Sauerzapf, seit 2005 Leiter des Beuroner Kunstverlages, verweist auf eine erstaunliche Kontinuität. Denn die ursprüngliche Absicht der Gründer, die „eigene“ Beuroner Kunst, also Motive der „Beuroner Kunstschule“ zu verbreiten, wird weiter verfolgt. Der Verkauf von Karten mit den entsprechenden Motiven gehört immer noch zum Verlagsangebot, auch wenn dieses Segment klein geworden ist und bei Weitem nicht ausreichen würde, um auf dem Markt zu bestehen. „Der Geschmack ändert sich und man muss mit der Zeit gehen“, so Pater Mauritius. „Entscheidend ist, was die Leute wollen, denn die kaufen es.“

Osterbildchen aus Beuron.

Dementsprechend brauche es regelmäßig neue Motive. Zu den beliebtesten gehören Mauritius Sauerzapf zufolge Motive der Rastatter Künstlerin Christel Holl. Diese hat der Beuroner Kunstverlag exklusiv und in vielfältiger Weise veröffentlicht: vor allem auf Karten, aber auch auf Kerzen ebenso wie als Pfarrbriefmantel und nicht zuletzt auf Bildchen, die von Kirchengemeinden in größerer Zahl bestellt werden. Sehr stark nachgefragt sind neben Glückwunschkarten Jahr für Jahr die hochwertigen Weihnachtskarten des Beuroner Kunstverlages mit einer großen Auswahl an modernen und klassischen Motiven.

Sankt Josefs-Bildchen

Nicht zu vergessen der beliebte „Beuroner Kunstkalender“. Dieser erscheint seit den 1960er-­Jahren und präsentiert abwechselnd Motive der Buchmalerei und Werke von alten Meistern. Der nächste Kalender für das Jahr 2024 wird Pater Mauritius zufolge dem Schaffen des „Meisters von Meßkirch“, einem namentlich nicht bekannten Maler der Renaissance, gewidmet sein. Auch „Erbe und Auftrag“, die zentrale Zeitschrift des deutschsprachigen benediktinischen Mönchtums, erscheint im Beu­roner Kunstverlag. Dazu kommt ein kleines, aber feines Segment von Büchern, die sich inhaltlich vornehmlich der monastischen Spiritualität widmen.

Werke der heiligen Hildegard von Bingen

Allen vo­ran eine handliche Ausgabe der Benediktsregel, die „besser ist als ein VW“, so Pater Mauritius. „Sie läuft und läuft und läuft.“ Sprich: Sie verkauft sich ungebrochen – im Klosterladen vor Ort wie auch im Online-­Shop. Als Glücksfall für den Verlag bezeichnet Sauerzapf einen Auftrag des Benediktinerinnenklosters St. Hildegard in Eibingen zur Veröffentlichung der Werke der heiligen Hildegard von Bingen in neuer Übersetzung: „Das sind zum Teil Bestseller“, betont er – nicht ohne einzuräumen, dass das Geschäft des Beuroner Kunstverlages aufs Ganze gesehen schwieriger geworden ist. „Mit dem Rückgang des kirchlichen Lebens sinkt auch der Bedarf an unseren Produkten“, so der Verlagsleiter. „Der Umsatz geht etwas zurück, aber nicht radikal.“ Tatsächlich erwirtschaftet der Verlag nach Aussage von Gernot Schmid, dem Geschäftsführer und ersten weltlichen Cellerar der Benediktinerabtei, nach wie vor rund 40 Prozent des Umsatzes aller Betriebe des Klosters Beuron. Aktuell wird ein Stamm von rund 7 000 Kunden beliefert.

Ausstellung zum Jubiläum

Die Erzabtei Beuron veranstaltet anlässlich des Verlagsjubiläums vom 31. März bis 25. Juni eine Ausstellung. Unter dem Titel „Christlichem Glauben Ausdruck verleihen“ beleuchtet sie schlaglichtartig wichtige Aspekte der Verlagsgeschichte. Bei einem „Tag der offenen Tür“ gibt es am 2. Juli Einblicke in die Arbeit. „Es ist etwas Besonderes, dass ein Unternehmen wie unser Verlag schon 125 Jahre besteht und nach wie vor erfolgreich ist“, sagt Erzabt Tutilo Burger, der seit 2011 der Beuroner Benediktinerabtei vorsteht. „Deshalb heißen wir alle willkommen, um sich vor Ort von unseren Leistungen zu überzeugen und mit uns zu feiern.“

Michael Winter

Info
„Christlichem Glauben Ausdruck verleihen“ – so lautet der Titel der Jubiläumsausstellung des Beuroner Kunstverlages, die noch bis zum 25. Juni in der Erzabtei St. Martin in Beuron zu sehen ist. Geöffnet ist die Schau immer freitags (13.30 bis 17.30 Uhr), samstags (11.00 bis 17.30 Uhr) und sonntags (11.00 bis 17.30 Uhr). 

Zu sehen sind ausgewählte Exponate wie etwa Maschinen der Druckerei und der Buchbinderei, zeitgenössische Dokumente, verschiedene Druck­erzeugnisse und wertvolle Kunstwerke der „Beuroner Kunstschule“. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. 

Alle Infos unter: ­www.­erzabtei-­beuron.­de
Karten aus dem Verlag gibt es u. a. auch in den Bonifatius-­Buchhandlungen in Dortmund und in Paderborn.

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