Wozu sind Sie da, Burkhard Schmücker?

Burkhard Schmücker (66) betreibt in Büren-­Siddinghausen neben der Schafzucht auch ein Saftmobil. (Fotos: Patrick Kleibold)

Die Schäferei ist ein fester Bestandteil unserer Familiengeschichte, wie eine Vorfahrin anhand einer selbst recherchierten Ahnentafel herausfand. Bereits vor 270 Jahren haben die Vorfahren meines Vaters eine Schäferei betrieben. Auf der Seite meiner Mutter ist die Schafzucht ebenfalls seit vielen Generationen Tradition. Es gab mal eine Zeit, da hatten wir acht Schäfer in der Familie und jeder hatte seine eigene Schafherde. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch mir die Leidenschaft für die Schäferei in die Wiege gelegt wurde. Das Schönste an diesem Beruf ist, dass man jeden Tag bei seinen Tieren ist. Ein guter Hirt kennt seine Schafe und die Schafe kennen ihren Hirten. Wenn die Schafe meine Stimme hören, geht der Kopf hoch und sie reagieren auf mich. Fremde Schafe tun das nicht.

Mein Beruf lässt sich jedoch nicht mit der normalen Landwirtschaft vergleichen. Ein Schäfer muss eine besondere Freude an Schafen mitbringen, ähnlich der Freude kleiner Mädchen an Pferden, die sogar bereit sind, Ställe auszumisten, nur um mal auf einem Pferd sitzen zu dürfen. Anders gesagt: Ein Schäfer muss ein bisschen verrückt auf Schafe sein, um diesen Job zu wollen. Insgesamt 25 Jahre habe ich die Schäferei haupterwerblich betrieben. Jetzt mache ich sie nur noch als Nebenerwerb.

Burkhard Schmücker: „Ich hatte noch Glück, viele gute Jahre erleben zu dürfen.“

Mit 66 Jahren möchte ich mehr Ruhe haben, schließlich ist dieser Beruf mehr als ein Vollzeitjob. Bei Wind und Wetter, auch einer schweren Grippe trotzend, muss ein Schäfer 24 Stunden an sieben Tagen die Woche für seine Schafe da sein. Zu Spitzenzeiten umfasste meine Herde ca. 350 Tiere, das bedeutet: An Tagen, an denen Lämmer geboren wurden, habe ich nicht eine Minute außerhalb der Scheune verbracht. Das ist mühsam und hält junge Menschen davon ab, selbst Schäfer zu werden. Zudem wird es schwieriger, eine Schäferei auskömmlich zu betreiben, sodass die Anzahl der Schäfereien weiter abnimmt. Hinzu kommt die Wolfsproblematik. Ich könnte mittragen, wenn Wölfe ein Schaf reißen würden, um satt zu werden. Aber der Blutrausch hinterlässt ein Bild des Grauens. Sollte der Wolf in unserer Region, ähnlich wie zuletzt in Niedersachsen, vermehrt Schafe reißen, so müssten wir unsere Schafherden auflösen oder ganz in den Stall bringen.

Ich hatte noch Glück, viele gute Jahre erleben zu dürfen. Trotz Höhen und Tiefen hat mir die Zucht reinrassiger Schafe immer viel Freude gemacht. Das Ursprungsschaf, das schwarzköpfige Fleischschaf aus der Region, züchte ich heute noch. Aktuell umfasst meine Herde 80 Tiere. Da es jedoch nicht sicher ist, ob eines meiner Kinder die Schäferei weiter betreiben wird, habe ich nun einen Mitarbeiter. Er wird die Herde vergrößern und betreuen, sodass zukünftig mit bis zu 350 Mutterschafen Landschaftspflege auf 40 Hek­tar Land betrieben wird. Das unterstütze ich gerne, denn ich wünsche mir, dass es mit der Schäferei weitergeht. Schafherden sind ein wichtiger Faktor für unsere Umwelt. Ohne sie würden viele Naturgebiete zuwuchern und lebensrettende Dämme wie an der See könnten nicht mehr wie gewohnt betrieben werden.

Burkhard Schmücker (66) betreibt in Büren-­Siddinghausen neben der Schafzucht auch ein Saftmobil. (Fotos: Patrick Kleibold)

Zur Person Burkhard Schmücker

Burkhard Schmücker (66) betreibt in Büren-­Siddinghausen neben der Schafzucht auch ein Saftmobil. Zu Spitzenzeiten bestand seine Herde aus ca. 350 Tieren. Seit dem Jahr 1984 züchtet er primär die heimischen Schwarzkopfschafe, hält aber auch die bekannten Tiroler Schafe.

Aufgezeichnet und fotografiert von Patrick Kleibold

Unsere Reihe Menschen im Erzbistum

Wozu bist du da, Kirche von Paderborn? Diese Frage stellte der emeritierte Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker dem Zukunftsbild voran, auf dessen Basis das Erzbistum entwickelt wird. Wozu bist du da? Diese Frage kann sich auch jeder Einzelne stellen. Denn die Grundannahme des Zukunftsbildes ist eine biblische, dass nämlich jeder Mensch berufen ist, dass jede und jeder das eigene Leben als von Gott angenommen betrachten darf, dass es einen Sinn dieses Lebens gibt. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, die Frage für sich zu beantworten.

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