„Gedenkt meiner im Gebete“ – Friedhof in Schloß Neuhaus

Waldfriedhof in Schloss Neuahaus. (Foto: Patrick Kleibold)

Im Zentrum des Waldfriedhofes in Schloß Neuhaus findet sich ein ­Ehrenhain und eine Kriegerehrung für Opfer der beiden großen Kriege, ­Erinnerungsstätten für die Opfer und Mahnmale gegen Krieg und Gewalt.

Am 19. November 1917, im vierten Jahr des Ersten Weltkrieges, schrieb der damals 20-­jährige Johann Watermann einen Abschiedsbrief an seine Eltern und Geschwister in seinem Heimatdorf Schloß Neuhaus: „Wenn Ihr diesen Brief bekommt, hat das Schicksal schon über mich entschieden. Die letzten Tage, wo ich noch in Ruhe liege, brachten mir eine bange Ahnung, dass ich Euch meine Lieben nicht mehr zu sehen bekomme. Heute Abend gehen wir nach vorne. Das Artilleriefeuer wird schreckliche Wirkung haben. Wenn sich meine Ahnung erfüllen sollte, dann trauert nicht um mich. Ich bitte nur, gedenkt meiner im Gebete. Wenn ich Euch früher Sorge gemacht habe, so bitte verzeiht es mir. Sonst habe ich nichts mehr auszurichten. Möge mein Tod kurz und schmerzlos sein. Nun liebe Eltern und Geschwister, lebt wohl bis wir uns in der Ewigkeit wiedersehen.“

Leider sollte der junge Soldat mit seiner Ahnung recht behalten. Johann Watermann starb nur einen Tag später, am 20. November 1917, während der Schlacht von ­Cambrai in Frankreich. Während der ersten großen Panzer­offensive in der Geschichte wurden etwa 95.000 Soldaten verwundet, getötet oder gefangen genommen. Die Schlacht endete am 7. Dezember 1917 und brachte für keine Kriegspartei größere Erfolge oder eine Veränderung der Gesamt­situation.

Ehrenhain mit 80 Gedenkkreuzen und Steinen

Beerdigt wurde Watermann auf dem Waldfriedhof in seinem Heimatort. Im Mittelpunkt des Friedhofes wurde ein Ehrenhain angelegt, in dem rund 80 Gedenkkreuze und Steine an die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkrieges erinnern. Ein weiteres Gräberfeld für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges gibt es seit 1958. Bevor die Friedhofsbesucher zum Ehrenhain kommen, sehen sie zwei Weltkugeln aus Stein. Sie sollen den Weltenbrand symbolisieren, verursacht durch die Kriege. Um diese Weltkugeln ranken sich Mythen. Es hieß einmal, dass in dem Stein ein Hohlraum ist, in dem Briefe der gefallenen Soldaten liegen. Ob das tatsächlich stimmt, ist nicht belegt.

Dass es den Waldfriedhof gibt, verdankt Schloß Neuhaus dem Kaufmann Josef Temme (1862–1929). Ihm war die Ehrung der gefallenen Soldaten ein großes Anliegen, weshalb er den Friedhof als Parkanlage und Nah­erholungsgebiet konzipiert hatte. Die Friedhofskapelle wurde ursprünglich als Kriegergedächtniskapelle erbaut, erkennbar an den Motiven der Bleiglasfenster. Ein weiterer Bestandteil ist der Kreuzweg. Die Holzreliefs der Stationen wurden 1920 von dem Tiroler Franz Martiner gefertigt. Es sind vier Doppelstationen und sechs Einzelstationen. Typisch für den Waldfriedhof ist der dichte Bestand an Kiefern, die diesem Friedhof auch den ­Namen gaben. Die Einweihung fand am 2. November 1921 statt.

Waldfriedhof in Schloss Neuahaus. (Foto: Patrick Kleibold)

Info

Der 1916 gegründete Friedhof wurde als kommunale Anlage geschaffen, ist aber mehr das Werk des Privatmannes Josef Temme. Heute hat der Friedhof eine Gesamtgröße von 83.000 Quadratmetern mit 4.437 Gräbern.

Patrick Kleibold

Weitere Friedensorte unter www.derdom.de

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