Wozu sind Sie da, Johannes Wöstefeld?

Johannes Wöstefeld

1980 wurde ich Arbeitsberater im damaligen Arbeitsamt Paderborn, der heutigen Agentur für Arbeit Paderborn, und seit 2005 Geschäftsstellenleiter der Arbeitsagentur für Höxter und Warburg. Besonders als Arbeitsberater kümmerte ich mich intensiv um die Einrichtung und Organisation von beruflichen Bildungsmaßnahmen, auch um die langfristige Integration der Aussiedler aus Osteuropa.

Nach unzähligen Gesprächen mit arbeitslosen und hilfesuchenden Menschen hat sich eine Überzeugung in mir verfestigt: Menschen, die Unterstützung brauchen, sind auf solide, zuverlässige und wohnortnahe soziale Strukturen angewiesen. Nur wenn das gewährleistet ist, kann Vertrauen in den Staat entstehen. Der Staat kann das nicht allein garantieren, sondern er muss sich dabei auf Wohlfahrtsverbände wie die Caritas stützen. Diese soziale Aufgabe anzunehmen, ist wichtig. Hier sehe ich meine Verantwortung.

Die Überzeugung, dass wir die Leute vor Ort abholen müssen, hat mich zur Mitarbeit in der Kommunalpolitik bewogen. 25 Jahre gehörte ich dem Kreistag für den Kreis Höxter an. In dieser Zeit entstanden die ersten Kontakte zum Caritasverband. Als der Caritas­rat im Kreis Höxter – der mit dem Aufsichtsrat eines Unternehmens verglichen werden kann – neue Mitglieder suchte, sagte ich ja. 2014 wurde ich in den Caritas­rat und 2019 zum Vorsitzenden des Gremiums gewählt.

„Die Krisen werden in Zukunft nicht weniger, sondern mehr. Darauf müssen wir uns einstellen.“

Der Caritasverband für den Kreis Höxter litt damals noch unter den Spätfolgen einer wirtschaftlichen Schief­lage. Unsere erste Aufgabe war es deshalb, den Verband auf eine gesunde wirtschaftliche Basis zu stellen. Ein Wohlfahrtsverband kann nur dann effizient helfen, wenn er selbst keine Probleme hat. Innerhalb weniger Jahre ist uns die wirtschaftliche Konsolidierung gelungen. Wir haben sogar neue Dienste eingerichtet, so die Integrationsagentur-­Antidiskriminierungsarbeit und die Fachberatungsstelle sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche

Nach 24 Jahren im Kirchenvorstand St. Marien Lütmarsen und fünf Jahren Vorsitz im Pfarrgemeinderat in Lütmarsen kann ich sagen, dass auch kirchliche Dienste und das Ehrenamt eine solide Finanzierung brauchen.

Das Erzbistum und der Diözesan-­Caritasverband sind in vielen Fällen zu außerordentlicher Unterstützung bereit, das hilft. Auch deshalb konnten wir die Folgen der Pandemie und der Flucht von vielen ukrainischen Flüchtlingen in das Hochstift abmildern. Das soziale Netz im Erzbistum hat sich bewährt.

Ich mache die ehrenamtliche Arbeit im Caritas­rat trotz der großen Verantwortung sehr gerne – ich fühle mich verpflichtet, meine kirchlichen, beruflichen und politischen Erfahrungen in den Caritasverband und die soziale Arbeit einzubringen. Denn eines ist sicher: Die Krisen werden in Zukunft nicht weniger, sondern mehr. Darauf müssen wir uns einstellen.

Zur Person

Johannes Wöstefeld (73) ist Elektroingenieur (grad.) und Diplom-­Verwaltungswirt. Von 1980 bis 2015 arbeitete er für das Arbeitsamt bzw. die Arbeitsagentur. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Mit seiner Frau Mechthild lebt er in Höxter-­Lütmarsen.

Aufgezeichnet und fotografiert von Karl-Martin Flüter

Unsere Reihe Menschen im Erzbistum

Wozu bist du da, Kirche von Paderborn? Diese Frage stellte der emeritierte Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker dem Zukunftsbild voran, auf dessen Basis das Erzbistum entwickelt wird. Wozu bist du da? Diese Frage kann sich auch jeder Einzelne stellen. Denn die Grundannahme des Zukunftsbildes ist eine biblische, dass nämlich jeder Mensch berufen ist, dass jede und jeder das eigene Leben als von Gott angenommen betrachten darf, dass es einen Sinn dieses Lebens gibt. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, die Frage für sich zu beantworten.

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