Ein Gemeindeverband für Ostwestfalen-Lippe

Seit dem 1. Januar 2023 ist der „Gemeindeverband Katholischer ­Kirchengemeinden Ostwestfalen-­Lippe“ Dienstleister für Verwaltung, Finanzen und Personal in 214 katholischen ­Kirchengemeinden zwischen Minden und Büren, Rheda-­Wiedenbrück und Bad Pyrmont.

Ostwestfalen-­Lippe. Der neue Gemeindeverband ist das Ergebnis einer Fusion aus den Vorgängerverbänden im Hochstift Paderborn und in Minden-Ravensberg-­Lippe. Fast 500.000 Katholiken in 70 Städten und Gemeinden leben hier. Das 6.764 Quadratkilometer umfassende Einzugsgebiet entspricht dem Regierungsbezirk Ostwestfalen-­Lippe, nur die Stadt Harsewinkel im Westen fehlt, weil sie Teil des Bistums Münster ist. Im Osten gehört das niedersächsische Bad Pyr­mont zum Erzbistum und damit zum Verbandsgebiet.

Aufgabe des Gemeindeverbandes ist die Unterstützung der Gemeinden bei finanziellen und personellen Aufgaben, in der Immobilienverwaltung, bei rechtlichen und wirtschaftlichen Fragen sowie in der Personalverwaltung von fast 1.900 nicht pastoralen Mitarbeitenden in den Kirchengemeinden.

Der Gemeindeverband ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. In seiner Satzung ist festgehalten, der Verband übernehme „ganz oder teilweise“ die Erfüllung der „gesetzlichen Leistungen und örtlicher Leistungen“ der Kirchengemeinden. „Wir entlasten als Dienstleister die Seelsorger von Verwaltungsaufgaben und schaffen so Freiräume für die Seelsorge vor Ort“, sagt Detlef Müller, Geschäftsführer des „Gemeindeverbandes Katholischer Kirchengemeinden Ostwestfalen-­Lippe“.

Entlastung für Seelsorger

Der Wille, Strukturen und Arbeitsabläufe zu verschlanken und effizienter zu gestalten, war das Hauptmotiv für die Fusion. Im Erzbistum Paderborn sind aus den ehemals sieben Gemeindeverbänden drei große geworden: neben dem Gemeindeverband für Ostwestfalen-­Lippe besteht der Gemeindeverband Katholische Kirchengemeinden Ruhr – mit den Gemeinden im östlichen Ruhrgebiet – sowie der Gemeindeverband Mitte, der die Gemeinden aus dem Kreis Soest und dem Hochsauerlandkreis vereint.

Die sieben gemeinnützigen Kita ­gGmbHs für die katholischen Kindertagesstätten im Erzbistum Paderborn haben sich, anders als die Gemeindeverbände, nicht zu größeren Einheiten zusammengeschlossen. Der neue Gemeindeverband in OWL hat die Aufgabe übernommen, die Verwaltungsdienstleistungen für die ­gGmbHs „Katholische KITAs Hochstift“ und „Katholische Kindertageseinrichtungen Minden-Ravensberg­Lippe“ zu verantworten. Dazu gehört auch die Personalverwaltung von mehr als 2.600 Mitarbeitenden in den katholischen Kitas in Ostwestfalen-­Lippe.

Schritt in die Fläche

Detlef Müller ist Geschäftsführer im „Gemeindeverband Katholischer Kirchengemeinden Ostwestfalen-­Lippe“. Vor der Fusion leitete er in Personalunion die Geschäfte für den Gemeindeverband Hochstift Paderborn sowie für den Gemeindeverband Minden-Ravensberg-­Lippe. In diese Zeit fiel die Einführung von Verwaltungsleitern und Verwaltungsleiterinnen in den pastoralen Räumen. Die Verwaltungsleiter arbeiten eng mit den pastoralen Teams vor Ort zusammen und übernehmen dabei selbstständig die Leitung der Verwaltung und des nicht pastoralen Personals, auch wenn die Pfarrer ihre Dienstvorgesetzten bleiben. Für die Gemeindeverbände war die Einsetzung der Verwaltungsleiter, so Detlef Müller, ein „Schritt in die Fläche“, der auch zukünftig die Arbeit prägen wird. Heute leiten 30 Mitarbeitende des Gemeindeverbandes die Verwaltung in den pastoralen Räumen.

Neue Zentrale geplant

Noch sind die 145 Mitarbeitenden des fusionierten Verbandes auf die Standorte Paderborn und Bielefeld verteilt. „Mittelfristig“ soll aber ein neuer Verwaltungssitz im Raum Schloß Holte-­Stukenbrock und Hövelhof entstehen. Dieser Standort an der A 33 würde einigermaßen zentral im Verbandsgebiet liegen. Detlef Müller setzt auch auf die seit der Corona-­Pandemie wachsende Zusammenarbeit im Internet, die die Zusammenarbeit über weite Entfernungen vereinfacht, Prozesse beschleunigt und hilft, Ressourcen zu sparen.

Expertise zusammenführen

„Wir können in der neuen Struktur Fachleute und Expertenwissen zusammenführen“, sagt ­Detlef Müller. Das stärkt die Zentrale, die das Back­office für die Verwaltungsleiterinnen und ­Verwaltungsleiter in den pastoralen Räumen leistet.

Zurzeit sind die Energieeinsparung und der möglichst kostengünstige Einkauf von Energie ein wichtiges Thema, das viel Expertise im Gemeindeverband voraussetzt. Auch die Einführung der Umsatzsteuer und die Umstellung der Kirchengemeinden auf die neue Grundsteuer erfordert Fachwissen. Auf der Agenda steht die Umsetzung der Immobilienstrategie im Erzbistum, wenn diese nach der Anlaufphase in die Umsetzung geht.

Der Gemeindeverband übernimmt auch alltägliche Arbeiten wie die regelmäßigen Baum­kontrollen auf Kirchengrundstücken oder den Winterdienst. „Früher erledigten das oft Ehrenamtliche in den Kirchengemeinden, aber das freiwillige Engagement nimmt wie überall ab“, sagt Michael Gallenkämper. Er hat seit 2018 als Projekt­koordinator die Zusammenführung der Gemeindeverbände im Hochstift und in Minden-Ravensberg-­Lippe geleitet. 

Die Kirchengemeinden ändern sich. Sie brauchen mehr als je zuvor die Dienstleistungen der Gemeindeverbände. Ohne den Gemeindeverband in Ostwestfalen-­Lippe wäre der Alltag in den 214 Kirchengemeinden schon heute nicht mehr vorstellbar – und diese Bedeutung wird ­wachsen. Die Fusion zu einem Gemeindeverband für Ostwestfalen-­Lippe hat die Zukunft der Kirche bereits ein Stück weit vorweggenommen.

Karl-Martin Flüter

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