Wozu sind Sie da, Schwester Ines?

Schwester Ines Schmiegel

In meinen Jahren als Ordensschwester und als Leiterin des Haus Maria Immaculata habe ich mir stets die Frage gestellt, wie würde unsere Ordensgründerin Mutter Pauline heute handeln. Ihrem Vorbild – christliche Liebe zu leben, Spiritualität und Bildung weiterzugeben und Begegnungen im Glauben zu ermöglichen – möchte ich nachfolgen. Dieser Tradition folgend bin ich als Schwester der christlichen Liebe dazu da, die christliche Liebe in der tätigen Nächstenliebe zu üben.

Als ich vor 13 Jahren von unserer Ordensleitung gefragt wurde, ob ich die Leitung übernehmen wolle, war ich zuerst erschrocken. Meine Vorgängerin kam aus der Verwaltungsarbeit, ich hingegen aus der Hauswirtschaft. Durch unterschiedliche Ausbildungen habe ich mich als Exerzitien- und geistliche Begleiterin qualifiziert und habe anschließend in der Kursarbeit und geistlichen Begleitung gearbeitet. Da mir eben diese Bildungsweitergabe besonders am Herzen liegt, habe ich schließlich auch zugesagt.

Schwester Ines: „Jeder soll sich bei uns geschützt und willkommen fühlen“

Als Hausleiterin war es mir wichtig, dass alle Menschen zu uns kommen dürfen und auch können. Insbesondere über Weihnachten haben wir regelmäßig alte und alleinstehende Menschen zu Gast, Menschen, die ihren Partner verloren haben und Gemeinschaft suchen und Redebedarf haben. Vielen von ihnen fehlen jedoch die finanziellen Möglichkeiten für einen Aufenthalt, sodass wir ein Spendenkonto eingerichtet haben, um sie trotzdem aufnehmen zu können. Und ich bin überglücklich, dass wir auch die Möglichkeit haben, Menschen mit einer Behinderung oder derzeit Geflüchtete aus der Ukraine aufzunehmen. Bei uns sollen alle Menschen einen Ort finden, an dem sie sich geschützt und willkommen fühlen.

Dazu brauchen wir Schwestern die Hilfe unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, egal in welchem Bereich sie tätig sind, sei es in der Verwaltung, im Housekeeping, an der Pforte oder im Service. Sie sind es, die die Atmosphäre unseres Hauses gestalten und auch das Charisma von Mutter Pauline umsetzen und tragen. Sie mitzunehmen, war mir ein besonderes Anliegen, und ich hoffe, dass es mir gelungen ist.

Verabschiedung am 31. Juli

Mit meiner Verabschiedung am 31. Juli trete ich nun einen Schritt zurück. Ich stelle mich neu zur Verfügung. Da ich aus der Kursarbeit komme, gibt es viele Perspektiven. Zukünftig werde ich Angebote für unsere Schwestern schaffen und in der Exerzitien- und Bildungsarbeit eingesetzt. Doch zuvor werde ich für drei Monate in Manila in einem Heim für blinde Kinder mithelfen und anschließend acht Wochen in einem Exerzitienhaus und einer Armenküche in Chicago arbeiten.

Ich bin gespannt auf das, was mich erwartet. Veränderungen zwingen zum Aufbruch, ebenso wie Krisen. Ich versuche, wie Mutter Pauline zu denken: Haltet euch offen für das, was kommt. Legt die Menschen nicht fest. Seid offen für alle. Das sollte auch für unsere Kirche gelten. Sie darf sich durchaus weiterentwickeln. Indem wir Menschen durch Krisen gehen, klärt sich einiges.

Mutter Pauline hat den Kulturkampf erlebt, sie musste Krisenzeiten durchstehen, und ohne diese Krisen wäre unsere Gemeinschaft nicht nach New York, Chicago, Uruguay oder Argentinien gegangen. Veränderungen bringen immer Chancen mit sich.

Schwester Ines Schmiegel

Zur Person

Schwester Ines Schmiegel SCC (73) hat die vergangenen 13 Jahre das Haus Maria Immaculata in Paderborn geleitet. Im Jahr 1970 ist sie in den Orden eingetreten und war zuerst als Hauswirtschafterin tätig. Am 31. Juli, dem Tag des Festes des heiligen Ignatius und zugleich ihrer ewigen Profess, wird sie als Hausleiterin verabschiedet.

Aufgezeichnet und fotografiert von Patrick Kleibold

Logo_Zukunftsbild

Unsere Reihe Menschen im Erzbistum

Wozu bist du da, Kirche von Paderborn? Diese Frage stellte der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker dem Zukunftsbild voran, auf dessen Basis das Erzbistum entwickelt wird. Wozu bist du da? Diese Frage kann sich auch jeder Einzelne stellen. Denn die Grundannahme des Zukunftsbildes ist eine biblische, dass nämlich jeder Mensch berufen ist, dass jede und jeder das eigene Leben als von Gott angenommen betrachten darf, dass es einen Sinn dieses Lebens gibt. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, die Frage für sich zu beantworten. Wir fragen nach, heute bei: Schwester Ines Schmiegel

0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen