Die Enttäuschung ist groß

Grab von Abbe Franz Stock in der Kirche Saint Jean Baptiste in Chartres im August 1966.

Jahrelang hat der Vatikan eine mögliche Seligsprechung des westfälischen Priesters Franz Stock geprüft. Nach anfänglich positiven Signalen nun die Gewissheit. Er wird nicht seliggesprochen. Die Enttäuschung darüber ist groß. Ein Kommentar von Patrick Kleibold

Nach jahrelanger Prüfung hat der Vatikan das Seligsprechungsverfahren für den aus Westfalen stammenden Priester und Friedensaktivisten Franz Stock (1904-1948) eingestellt. Viele der Gläubigen im Erzbistum Paderborn und insbesondere in Arnsberg-Neheim, dem Geburtsort von Stock, zeigen sich traurig und enttäuscht über diese Entscheidung. „Mit der Entscheidung müssen wir nun umgehen“, sagte der Neheimer Pfarrer Stephan Jung, der sich jedoch sicher ist, dass die starke Verehrung von Franz Stock darunter nicht leiden werde.

Die genauen Gründe, die Rom dazu veranlasst haben, das Verfahren einzustellen, sind jedoch nicht bekannt. „Wir wissen es einfach nicht“, heißt es aus Reihen des Erzbistums. Umso nachvollziehbarer ist die große Enttäuschung im Erzbistum – gerade auch vor dem Hintergrund, dass in den vergangenen Jahrzehnten viele Tausend Seligsprechungsverfahren in Rom eher inflationär durchgewinkt worden sind. Es gibt zwar klar formulierte Regeln, wie ein Verfahren vorzubereiten und durchgeführt werden muss, doch es ist nicht erkennbar, welche Entscheidungskriterien Rom zugrunde legt.

Schade nur, dass Rom das nicht erkannt hat.

Mit Blick in die Vergangenheit zeigt sich, wie unterschiedlich die Verfahren von Rom behandelt wurden. Denken wir an die „Santo subito“-Rufe der Menge nach dem Tod von Johannes Paul II. Das war ein Prozess, der sehr rasch gegangen ist. Es gibt auch andere Kandidaten wie etwa Hildegard von Bingen, da hat es sogar 800 Jahre gedauert, bis die Seligsprechung beziehungsweise die Heiligsprechung offiziell durch den Papst durchgeführt worden ist. Und dann gibt es gescheiterte Verfahren wie eben jetzt bei Franz Stock.

Sicherlich lässt sich kontrovers darüber diskutieren, inwieweit solche Selig- und Heiligsprechungen überhaupt noch zeitgemäß sind. In den Reihen der Kirche und außerhalb gibt es gleichermaßen Befürworter und Gegner. Nichtsdestotrotz ist vielen Gläubigen die Seligsprechung ihrer Vorbilder, denen sie im Glauben nacheifern, von großer Bedeutung. Und das ist auch verständlich und wichtig, denn wir alle benötigen Leitlinien, moralische Vorbilder und Identifikationsfiguren in unserem Leben. Für einige mag dies womöglich ein Fußballer, ein Musiker oder ein Schauspieler sein. Für Gläubige sind dies jedoch Menschen, die eben wie Franz Stock, die christlichen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe in ihrem Leben in vorbildlicher Weise gelebt haben. Franz Stock wird daher weiterhin ein Vorbild im Glauben sein. Schade nur, dass Rom das nicht erkannt hat.

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Weitere Berichte zur katholischen Kirche im Erzbistum Paderborn finden Sie in der aktuellen DOM-Ausgabe. Schauen Sie mal rein, es lohnt sich bestimmt.

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