30.03.2022

Friedensklänge – Editorial von Claudia Auffenberg

Liebe Leserinnen und Leser!

„Friede sei ihr erst Geläute“, so endet Schillers ziemlich langes und ziemlich eindrucksvolles Lied von der Glocke. Wer es einmal auswendig lernen musste, erinnert sich vielleicht noch daran: In seinem Meisterwerk verknüpft Schiller die Entstehung einer Glocke mit dem Nachsinnen über den Lauf des menschlichen Lebens mit all seinen Bitternissen.

Was ist das für eine Glocke?

Die Glocke auf dem Titelbild hängt heute in der Kapuzinerkirche in Paderborn, neben der Sakristeitür. Die Kapuzinerkirche gehört zum Gebäudekomplex des Liborianums. Die Glocke ist die Introitus-­Glocke, die zu Beginn eines Gottesdienstes geläutet wird. Die Umschrift erinnert an den Katholikentag 1949 in Bochum, das damals noch zum Erzbistum Paderborn gehörte. Fünf Jahre nach Kriegsende wussten die Menschen noch aus eigenem Erleben, was Krieg bedeutet, man konnte es zum großen Teil noch sehen: nämlich die totale Zerstörung einer Gesellschaft auf allen Ebenen.

Krieg – die totale Zerstörung

Es werden eben nicht nur Gebäude zerschossen, was an sich schon eine Katastrophe ist, sondern alles, was das Menschsein ausmacht: Leben, Gesundheit, Hoffnungen, Lust auf Zukunft, Vertrauen, Freundschaften, Kultur, alles. Ein Krieg macht einfach alles kaputt. Deswegen kann er keine Option sein. Für niemanden! Deswegen muss alles getan werden, um ihn zu verhindern oder zu beenden. Und wenn es das Anläuten dagegen ist bzw. formulieren wir es positiv, wenn es ein Läuten für den Frieden ist.

Glocken mit Inschriften für Frieden

Viele Glocken im Erzbistum tun das, nicht nur, weil sie zum Friedensgebet rufen, sondern weil es ihnen im Wortsinne aufgetragen ist. Oft tragen Glocken In- oder Umschriften, die den Wunsch nach Frieden formulieren. So bleibt auch, wenn die Glocke schweigt und der Klang verstummt ist, präsent, wozu diese Glocke da ist. Dass nämlich Friede nicht nur ihr erstes, sondern ihr dauerndes Geläut sei.

Gegen das Gedröhn der Bomben

Früher, in den 1980er-­Jahren, sangen wir in der Kirche gern das Lied „Ich will gegen das Geläut der Leute mein Geschweige stimmen.“ Es wird wohl einen Anlass gegeben haben, warum der Priester und Dichter Wilhelm Wilms es 1974 so formuliert hat. Heute könnte man vielleicht die erste Strophe mit der zweiten kombinieren, das klänge dann etwa so: „Lasst uns gegen das Gedröhn der Bomben unsre Glocken läuten.“

Wir brauchen Bilder und Klänge und Worte des Friedens, damit sich der Krieg nicht in uns festsetzt. Wir brauchen das alles, wir haben das alles ja auch und – Gott sei Dank – zeigen wir, zeigen Sie es vielerorts. 

Ihre

Claudia Auffenberg

Weitere Texte von Claudia Auffenberg

0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen