„Totentanz“ zeigt Begegnungen mit dem Tod

Foto: Angela Eberhard

Manchmal ist er erlösend, er kann auch überraschend kommen, lange dauern oder grausam sein: der Tod. Sicher ist nur – irgendwann kommt er zu jedem Menschen. Die Künstlerin und Pädagogin Angela Eberhard hat sich in ihrem Werk diesem Tod gestellt. Dieser sei einerseits ein „großer Gleichmacher“, sagt sie, andererseits komme er stets anders daher.  

Von Markus Jonas

Neun Jahre lang hat Angela Eberhard sich mit dem Thema beschäftigt, drei Jahre lang hat die Umsetzung gedauert. Das Ergebnis: ein faszinierender Skulpturen-­Zyklus mit 15 ­Werken. Diese sind nun von Aschermittwoch bis Karfreitag in der Kirche St. Johannes Baptist in Bielefeld-­Schildesche zu sehen.

„Totentanz“ gehört zur „makabren Kunst“

„Totentanz“ nennt sie ihre Ausstellung. Und darunter versteht man eine allegorische Darstellung der Macht des Todes über den Menschen. Die Künstlerin nimmt dabei Bezug auf eine Kunstrichtung mit dem Namen „makabre Kunst“. Diese setzt sich mit dem Thema Sterben und Tod auseinander. „Da wird der Tod oft in Gestalt eines Skelettes zusammen mit Menschen unterschiedlichen Standes, aller Altersstufen und beiderlei Geschlechts dargestellt“, erklärt Pastor Herbert Bittis. Er ist Gastgeber der Ausstellung in Bielefeld.

Zur Person

Die Künstlerin Angela Eberhard eröffnete persönlich ihre Ausstellung „Totentanz“ in Bielefeld (im Bild bei einer Ausstellung in der Kartause Buxheim mit ihrer Skulptur „Auch du“).
Foto: Manfred Mühlbauer

Tod ist seit 30 Jahren Thema

In ihrer Ausstellung stellt Angela Eberhard die verschiedenen Varianten des Ausscheidens aus dem Leben dar. Dabei zeigt sie mit Keramikfiguren, wie die Begegnungen mit dem Tod aussehen könnten. In der Phase der Erstellung der Kunstwerke näherte sich die Päda­gogin, die auch Gerontologie studiert hat, auf vielseitige Weise dem Tod. Sie machte beispielsweise ein Praktikum bei einem Bestatter und ließ sich als Hospizhelferin und Trauerbegleiterin ausbilden. Eigentlich setzt sich Eberhard seit über 30 Jahren mit dem Tod auseinander, nachdem der Freund ihrer Schwester bei einem Unfall gestorben war. „Da mischte sich die Farbe Schwarz in mein Leben, ab da habe ich mich damit auseinandergesetzt“, sagt sie zu dem Prozess, der noch immer anhalte. „Jeder Mensch trägt das ganze Leben seinen Tod in sich“, erklärt sie. „So ist der Tod ein Lebensbegleiter und immer da.“

„Der Tod ist von Anbeginn dabei“

Mit 15 vollplastischen Figurengruppen aus gebranntem Ton habe sie in ihrer Bildersprache „den Tod als Faktum in der Gegenwart sichtbar gemacht“, sagt Eberhard. Jede der Skulpturen, die in St. Johannes Baptist in Schildesche zu sehen sind, besteht aus einem Menschen und einem Skelett: „Bei mir wird der Mensch nicht von ihm geholt, sondern er tritt aus ihm heraus, denn er ist ja von Anbeginn dabei“, erklärt sie. In der ersten Phase ihrer Überlegungen wollte sie den Tod gar nicht als Skelett darstellen, sondern lieber als etwas Modernes, „ein leeres Gewand zum Beispiel“. Inspiration holte sie sich in jedem Jahr beim „Jedermann“ in Salzburg. Aber dann entschied sie sich doch für das Skelett, auch wenn das Modellieren der dünnen Rippen sehr schwierig war. 

Vom harmlosen zum schlimmen Tod

So kann der Betrachter den „geduldigen Tod“ dabei beobachten, wie er einer alten Frau im Sessel das Haar streichelt, den „versteckten Tod“ unter dem Kleid einer schönen Frau entdecken oder den „schnellen Tod“ als Beifahrer auf einem Motorrad. Zuerst habe sie sich eher „den harmloseren Toden“ gewidmet und sei später dann zu den „schlimmeren Toden“ übergangen, erklärt die Künstlerin. Damit meint sie etwa den „bösen Tod“, bei dem ein Gerippe mit Drachenflügeln seine Knochenhände um den Hals eines Knienden legt. Oder den „schmerzvollen Tod“, bei dem ein Skelett eine verzweifelte Frau hält, deren Körper mit Nägeln durchbohrt wird.

Der „große Tod“, der „geduldige Tod“ und der Tod als Tröster. Fotos: Angela Eberhard

Tod und Bischof

Als Kommentar zum Zeitgeschehen wirkt eine Skulptur mit dem Titel „Großer Tod“. Dabei legt ein überlebensgroßes Skelett einem Bischof die Hand auf die Schulter. Man ist versucht, darin die jüngsten Enthüllungen im Missbrauchsskandal zu sehen.

Die Reihenfolge ihrer Figuren in der Ausstellung ist ihr eigentlich egal, sagt sie. Nur für den Anfang und das Ende hat sie bestimmte Skulpturen im Sinn: Die erste ist ein freundliches Gerippe auf einem Ei, beim letzten hält das Skelett dem Betrachter einen Spiegel entgegen, stützt sich dabei auf eine ablaufende Sanduhr. Das Anliegen der Künstlerin ist klar: Es ist eine Aufforderung, „ein Anstupsen“, sich auch einmal mit dem eigenen Tod zu befassen. Das hat sie auch schon selbst getan, nicht nur in Vorbereitung auf das Schaffen ihrer Skulpturen. Denn es gibt eine 16. Skulptur, die nicht in der Ausstellung zu sehen ist, der Tod, der eine Frau mit kurzem Haar umfasst – eine Skulptur für ihr eigenes Grab. „Es ist Qualitätsgewinn, sich mit dem eigenen Ende zu beschäftigen“, sagt Angela Eberhard. „Ich lebe viel intensiver.“

Die Ausstellung

Von Aschermittwoch bis Karfreitag ist die Ausstellung „Totentanz“ in der Kirche St. Johannes Baptist in Bielefeld-­Schildesche zu sehen. Dazu ist die Kirche dienstags bis freitags von 9.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Mehr Infos unter: www.katholisch-­bielefeld.de

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