Sonderausstellung im Diözesanmuseum in Paderborn

Eine historische Stadtansicht von Dortmund. Ganz links hinter einem Busch ragt ein schwarzes Dach mit Türmchen hervor: das Katharinenkloster, ein Frauenstift der Prämonstratenser. Heute erinnert in Dortmund daran nur noch die Katharinenstraße.(Foto: Claudia Auffenberg)

Für diese Sonderausstellung brauchte es keine Leihgaben aus den großen Museen dieser Welt. Vielmehr waren es Gemeinden aus dem Erzbistum Paderborn, die das Diözesanmuseum belieferten. Gemeinden, in denen einst die Prämonstratenserinnen und Prämonstratenser wirkten. 

„Die Jugend wollte ein anderes Leben“, so kann man im Katalog zur neuen Ausstellung im Diözesanmuseum lesen. Das klingt aktuell, doch damit beschreibt der Kirchenhistoriker Prof. Dr. Johannes Meier das Lebensgefühl der jungen Leute im 10. und 11. Jahrhundert. Es ist die Zeit des Investiturstreits − Stichwort: Canossa − und danach. „Erschütterung der Welt“ hieß vor einigen Jahren eine große Ausstellung im Diözesanmuseum dazu. Nun zeigt die Ausstellung ein Ergebnis ebendieser Erschütterung. Zu denen, die bis ins Mark erschüttert waren, gehörte Norbert von Xanten (um 1080-1134), ein Mann aus gutem Hause, wohlversorgter Kanoniker und enger Begleiter des damaligen Kölner Erzbischofs Friedrich von Schwarzenburg. Als solcher wurde er Zeuge von Machtkämpfen und Zwiespältigkeit, die ihn zunehmend zweifeln ließen. Irgendwann nahm er sich eine Auszeit und suchte nach einer Möglichkeit, ein Leben zu führen, wie es in der Apostelgeschichte beschrieben ist. „Alle, die gläubig geworden waren, hielten zusammen und hatten alles gemeinsam […].“

Diese Vita apostolica wurde das Lebensideal vieler Menschen seiner Generation. Norbert wurde Bußprediger, kleidete sich wie Johannes der Täufer und zog immer mehr Männer und Frauen an. Im französischen Prémontré schließlich gründete Norbert Weihnachten 1121 seine Gemeinschaft und damit zugleich eine neue Art des Priesterseins. Die Seelsorge für die Menschen der Umgebung leisten heute durchaus auch andere Orden, aber bei den Prämonstratensern gehörte dies von Anfang an zum Ordenscharisma.

Zur Säkularisation gab es zehn Niederlassungen

Zehn Niederlassungen dieser Gemeinschaft gab es bis zur Säkularisation auf dem Gebiet des heutigen Erzbistums, die somit viele bekannte und teils auch bislang unbekannte Spuren hinterlassen hat. Als das Diözesanmuseum auf Initiative von Prof. Meier, der Priester des Erzbistums Paderborn ist, die Ausstellung plante und Museumsmitarbeiterin Ulrike Frey das Stichwort „Prämonstratenser“ in die Datenbank eingab, spuckte diese überraschend viel aus. Und so wurden aus den Gemeinden und aus dem eigenen Bestand Schätze zusammengetragen, die nun das Kulturerbe der Prämonstratenser zeigen, darunter kostbare Werke der Goldschmiedekunst, mittelalterliche Handschriften und sogar die früheste gedruckte lateinische Koranübersetzung überhaupt. Weltoffen waren sie also auch, die Prämonstratenser.

Das verantwortliche Team des Diözesanmuseums (v. l.) :Ulrike Frey, Karin Wermert und Holger Kempkens (Foto: Throenle /pdp)

Informationen zur Ausstellung im Diözesanmuseum

Die Ausstellung „900 Jahre Prämonstratenser: Welt und Zeit gestalten“ ist bis zum 13. März 2022 im Diözesanmuseum in Paderborn zu sehen. Gezeigt werden Exponate aus Gemeinden des Erzbistums sowie aus dem Depot des Museums. Das Museum ist geöffnet dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, es gilt die 2G-­Regel, eingelassen werden nur geimpfte oder genesene Personen. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, zudem gibt es eine Homepage mit Veranstaltungskalender.

Hier finden Sie die aktuelle DOM-Weihnachtsausgabe in digitaler Form. Schauen Sie doch mal rein, es lohnt sich bestimmt.

0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen