Orden – Haben Sie noch eine Zukunft?

Schwester M.Magdalena Krol ist seit 2009 Generaloberin der Franziskanerinnen in Olpe.

Abt Aloysius Althaus OSB leitet seit 2013 die Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede.

(Foto: Andreas Wiedenhaus)

Überalterung, Nachwuchsmangel, finanzielle Probleme: Über die Zukunft der Orden sprachen Patrick Kleibold und Andreas Wiedenhaus von der Dom-Redaktion mit dem Abt der Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede, Aloysius Althaus, und mit der Franziskanerin Sr.Magdalena Krol OSF.

Perspektivisch betrachtet werden in 10 bis 15 Jahren nur noch die Hälfte der Ordensleute da sein. Was sind die Kernursachen und welche Ansätze gibt es, dass die Orden auch weiterhin eine Bedeutung in der Gesellschaft haben können?

Sr. Magdalena: Nur die Gesellschaft kann den Orden die Bedeutung geben. Die Orden sind doch nicht dazu entstanden, dass sie eine Bedeutung haben, sondern weil sie in Gemeinschaft als Christen, als Benediktiner oder Franziskaner leben wollten. Erst dann sind die Werke entstanden, weil diese einfach dazu gehören. Wir können nur das tun, was wir für richtig und notwendig halten, aber ob das dann eine Bedeutung hat, entscheiden doch nicht wir. Natürlich ist die Betroffenheit groß, wenn ein Kloster geschlossen wird, aber wenn das Kloster nicht geschlossen worden wäre, dann hätte auch niemand darüber geredet. Das ist etwas ambivalent für mich.

Abt Aloysius: Also ich würde das unterstreichen. Es gab immer Frauen und Männer, die für Christus „gebrannt“ haben, die begeistert waren für das Abenteuer mit Gott. Andere haben etwas von dieser Begeisterung gespürt und dadurch hat sich in den unterschiedlichen Traditionen das klösterliche Leben entwickelt.

Wenn die Aufgaben der tätigen Orden verloren gehen, entwickeln sich dann nicht zwangsläufig alle Orden hin zu kontemplativen Orden?

Sr. Magdalena: Ich finde diese Trennung nicht sehr glücklich. Auch ein tätiger Orden hat eine kontemplative Struktur und Haltung. Das ist die Grundlage, ja das ist die Power, die wir brauchen. Wenn wir nicht unser Gebet, unsere Verbindung zu Gott, unser Nachdenken über den Weg Christi hätten, dann würde sich alles auflösen. Das ist die Grundlage, das sind unsere Wurzeln.

Abt Aloysius: Die kontemplativen Gemeinschaften sind nicht nur „Betende“, auch sie müssen sehen, dass sie für ihren Lebensunterhalt aufkommen. Schon der heilige Benedikt wusste um diese Herausforderung.

Sie haben die gesellschaftlichen Zusammenhänge eben schon angesprochen. Darin liegt eine große Verantwortung. Wie gehen Sie damit um und gibt es so etwas wie einen Plan mit Blick darauf, dass eben die Zahl der Ordensmitglieder kleiner wird und dass dadurch auch der wirtschaftliche Druck größer wird?

Sr. Magdalena: Das Geld ist ein Problem und ich weiß, dass es viele Kongregationen in Deutschland gibt, die nicht wissen, wie sie weiterkommen. Wir finanzieren alles aus dem, was unsere Schwestern erarbeitet haben. Wir sind in Deutschland 77 Schwestern – mit einem Altersdurchschnitt von 83 Jahren. Es ist eine enorme Verantwortung, mit dem Erarbeiteten so verantwortlich wie möglich umzugehen. Hinzu kommt, dass von unseren 77 Schwestern ungefähr 60 im Altenpflegeheim sind.

Abt Aloysius: Ich möchte den Begriff der Verantwortung noch mal aufnehmen. Wir haben nicht nur die Verantwortung den älteren Schwestern und Brüdern gegenüber, sondern auch denen, die uns Gutes tun, unseren Wohltätern und Freunden. Als Missionsorden haben wir Benediktiner weiterhin eine Verantwortung gegenüber unseren Missionsprojekten in aller Welt. Natürlich gibt es den Wandel der Wirtschaftlichkeit. Als ich 1988 in Königsmünster eingetreten bin, gab es viele kleine Werkstätten, eine Landwirtschaft und Gärtnerei. Einige Betriebe mussten nach und nach geschlossen werden, da die Gemeinschaft kleiner geworden ist und Handwerker in den Reihen der Mönche fehlten.

Das bedeutet auch, dass Sie weiterhin auf die externe finanzielle Unterstützung angewiesen sein werden?

Abt Aloysius: Ja. Wir benötigen Menschen, die unsere Gemeinschaft unterstützen. Da wir keine Kirchensteuermittel erhalten, sind wir allen Menschen dankbar, die uns auf unterschiedliche Weise unterstützen.

Mit Blick auf Probleme, die für alle ähnlich sein werden, gibt es da gemeinsame Konzepte oder Strategien, auch in der Ordenskonferenz?

Abt Aloysius: Für die deutschen Orden wird dieser Austausch in der Deutschen Ordensobernkonferenz gebündelt. Darüber bekommen wir monatlich die neuesten Entwicklungen und Anregungen zugestellt. Es gibt einmal jährlich ein großes Treffen mit ungefähr 250 bis 300 Ordensoberinnen und Ordensoberen. Darüber hinaus gibt es alle vier Jahre einen weltweiten Austausch auf benediktinischer Ebene. Gerade der Austausch untereinander, mit anderen, die in der Leitung stehen, ist prägend und wichtiger denn je.

Sr. Magdalena: Gerade für die kleineren und fast sterbenden Gemeinschaften sind Austausch und gegenseitige Unterstützung von immenser Bedeutung. Zum Glück gibt es ein Solidarwerk, das diesen Gemeinschaften auch finanziell hilft. Das erfolgt aber nicht im Gießkannenprinzip, sondern wer Hilfe braucht, muss nachweisen, dass er diese tatsächlich braucht. Und die Gemeinschaften, die finanziell noch flexibel sind, die geben da auch Geld hin. Das ist eine sehr positive Sache. Jeder, der etwas geben kann, der hilft auch. Das ist wichtig für Ordensgemeinschaften, die keinen Nachwuchs haben und immer kleiner werden. In einem großen Haus kann das Leben für vier übrig gebliebene Schwestern sehr hart sein. Das ist dann auch nicht mehr sehr menschenwürdig.

Das vollständige Interview finden Sie in der Aktuellen DOM-Ausgabe. Hier geht es zum E-Paper und zum Probe-Abo.

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