29.01.2021

Was jetzt mit der Attendorner Kirche passiert

Die Heiligenfiguren werden einen neuen Platz im Zentraldepot in Paderborn finden. Der Tabernakel mit dem „Brennenden Dornbusch“ (im Hintergrund) und das große Bronzekreuz, beides Werke des verstorbenen Attendorner Bildhauers Karl-Josef Hoffmann, gingen nicht mit nach Paderborn. Foto: Lüttecke

Attendorn. Die ehemalige Kirche St. Josef in Attendorn wird abgerissen. An ihrer Stelle sollen ein Kindergarten und weitere soziale Einrichtungen entstehen. Die ehemalige Josefskirche war im Jahr 2013 profaniert worden. Der Turm wurde abgerissen und es entstand ein Depot des Diözesanmuseums Paderborn mit kirchlichen, zunächst nicht mehr benötigten, Kunstgegenständen. 

Jetzt machte der Kirchenvorstand von St. Johannes Baptist den Weg frei, um das Grundstück, auf dem die Josefskirche noch steht, der Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO) zu verkaufen. Nach dem Abriss der Kirche im Frühjahr 2021 entsteht auf dem Gelände ein Kindergarten – aus drei zusammenhängenden Häusern – mit dem Namen St. Ida; hier können 40 Kinder untergebracht werden. In einem weiteren geplanten Gebäude wird eine Außenwohngruppe des Josefshauses (Olpe) mit acht Kindern einziehen. Der katholische Jugend- und Familiendienst Kompass wird den Franziskaner- Hof in Attendorn verlassen und ebenfalls in die neuen Räumlichkeiten am Stürzenberg gehen. Der Kirchenvorstand freut sich, dass der Standort zukünftig für karitative Zwecke genutzt wird. 

Kindergarten wird gebaut

Das Bauvorhaben, das vom Architekturbüro Hengstebeck aus Attendorn geplant wurde, wird rund 4,5 Millionen Euro kosten. Der Kreis Olpe bewilligte den Bau des Kindergartens und wird 1,8 Millionen Euro beisteuern. Das ehrgeizige Zeit- Ziel bis zur Eröffnung des Kindergartens lautet Frühjahr 2022. Bereits am 11. Januar begann der Abtransport der sa kralen Kunstgüter. Die teilweise sperrigen Gegenstände – unter anderem Beichtstühle, Chorgestühl und ein Leichenwagen aus alter Zeit – nehmen erheblichen Platz auf dem jeweiligen Lkw des Paderborner Spediteurs Hartmann ein. Kundenberater Marius Siebrecht rechnet damit, dass der Abtransport bis Ende Januar dauert. Die Einlagerung erfolgte Zug um Zug im großen Zentraldepot für Kunstgüter in Paderborn. 

Kunsthistorikerin Ulrike Frey, die aus Paderborn angereist war, konstatierte, dass vor ein paar Jahren, nach der Profanierung der Josefskirche, die Kunstgegenstände mit viel Aufwand hierhin transportiert worden seien und das Lager jetzt schon wieder aufgelöst werde. Dennoch sei sie froh, jetzt alles in Paderborn zu haben. Nach der Auflösung des Außendepots in Attendorn wird es noch zwei Außenlager im Erzbistum Paderborn geben. Die ehemalige Altarausstattung von St. Josef wird, ebenso wie die Glocken, nicht mitgenommen, sagte Ulrike Frey im Gespräch mit dem Dom.

Neue Aufgaben für Glocken & Co 

Das bedeutet, dass der Tabernakel mit dem „Brennenden Dornbusch“ und der passende Ambo – beide Gegenstände standen auch schon im Sauerländer Dom – sowie das große Bronzekreuz einer neuen Bestimmung zugeführt werden. Der gebürtige Attendorner Bildhauer Karl- Josef Hoffmann, der schon verstorben ist, hatte diese Werke damals geschaffen. Dechant Andreas Neuser sagte dazu auf Anfrage: „Wir arbeiten zurzeit am Verbleib der Prinzipalstücke aus der Josefs kirche.“ Für die vier Bronze glocken mit den Namen Bonifacius, Hildegard, Franziskus und Anna, die vor fast 50 Jahren in der Glockengießerei Petit & Edelbrock in Gescher (Münsterland) unter Teilnahme zahlreicher Attendorner und dem damaligen Pfarrer Johannes Klinkhammer gegossen wurden, ist ein neuer Einsatz gefunden. Dechant Neuser bestätigt das: „Die Glocken sind schon unter.“ Bleibt der Zelebrationsaltar, der zurzeit noch an seinem angestammten Platz steht.

Aus der Geschichte der Josefskirche geht hervor, dass diese, nachdem der Sauerländer Dom für die sonntäglichen Gottesdienstbesuche zu klein war, zusätzlich benötigt wurde. Zum Bau entschloss man sich im Jahr 1960. Der Spatenstich folgte ein Jahr später. Das Richtfest und die Weihe des Grundsteines fanden am 1. Mai 1963 statt. Aus Paderborn war Domkapitular Lorenz Hennecke angereist. Und kurz vor Weihnachten, am 22. Dezember 1963 wurde die Josefskirche ihrer Bestimmung übergeben und durch den damaligen Pfarrer Richard Wurm feierlich benediziert. 

Ins Abseits geraten

In St. Josef wurden lange Zeit am Wochenende samstags die Vorabendmesse und sonntags zwei Eucharistiefeiern angeboten. Die Josefskirche, vorrangig für die Katholiken aus dem Stadtteil Schwalbenohl gebaut, geriet zusehends ins Abseits, als ein neuer Seelsorgebezirk mit dem Namen „Seliger Adolph Kolping“ am 1. August 1999 entstand. Im November 2004 gab es den ersten Spatenstich durch Pastor Ludger Vornholz für das neue Gemeindezentrum neben der Attendorner Rundturnhalle. Da die Zahl der Gottesdienstbesucher auch in Attendorn kontinuierlich sank und die heilige Messe im Gemeindezentrum Seliger Adoph Kolping forciert wurde, war das Ende der Josefskirche eine Frage der Zeit. Die Josefskirche wurde am 21. September 2013 durch Weihbischof Manfred Grothe profaniert. 

Große Teile der Kirchenausstattung der Josefskirche sind bereits im Laufe der Zeit verteilt worden: Die Statue des heiligen Josef, soll an die Josefs kirche erinnern und ist ebenso wie die Gottesmutter im Sauerländer Dom untergekommen. Der Kreuzweg kam in die Kirche von Lichtringhausen, für die Bänke fand sich eine polnische Gemeinde und die Feith- Orgel erklingt zur Ehre Gottes seit einigen Jahren in der Slowakei. 

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